Globale Wirtschaft unter Druck: Trumps Zollpolitik treibt Rezessionsängste
Internationale Finanzmärkte reagieren besorgt auf Zollankündigungen aus Washington, während Experten Wachstumsprognosen nach unten korrigieren und die Fed unter Handlungsdruck gerät.

- Wirtschaftsindikatoren deuten auf Abschwung hin
- Zentralbank erwägt mehrfache Zinssenkungen
- Europäische Gegenmaßnahmen bei Handelskonflikten
- Optionsmärkte signalisieren verstärkte Konjunktursorgen
Die Weltwirtschaft steht vor wachsenden Herausforderungen, während die Unsicherheit über die Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump die globalen Wachstumsaussichten zunehmend belastet. Analysten der Bank of America warnen, dass die Risiken für das globale Wirtschaftswachstum steigen, teilweise weil die erhöhte Ungewissheit rund um Trumps Zollpläne die Wahrscheinlichkeit einer künftigen Konjunkturabschwächung erhöht hat. Diese Einschätzung gewinnt an Bedeutung, nachdem der S&P 500 am Donnerstag in den Korrekturbereich rutschte und mehr als 10% unter seinem erst im letzten Monat erreichten Höchststand notierte.
Wachsende Rezessionssorgen belasten die Märkte
Die zurückhaltenden Wachstumsprognosen basieren auf mehreren Frühwarnindikatoren. Ein Tracker für Neuaufträge bei globalen Unternehmen fiel im Februar auf ein Fünf-Monats-Tief, wie BofA-Analysten betonen. Gleichzeitig deuten Projektionen auf einen Rückgang des globalen Einkaufsmanagerindex – einem Maßstab für die Geschäftstätigkeit – in den Kontraktionsbereich bis Mitte 2025 hin. Die Märkte haben diese Erwartungen einer Wachstumsabschwächung bereits teilweise eingepreist, wobei die globalen Aktienmärkte seit dem vergangenen Monat um 7% gesunken sind.
Die Unsicherheit wird durch eine Flut widersprüchlicher Signale aus dem Weißen Haus verstärkt. Trumps unberechenbare Kommunikation zu möglichen Zöllen auf Importe von Verbündeten und Gegnern gleichermaßen hat die wirtschaftlichen Aussichten getrübt. Der US-Finanzminister Scott Bessent sprach von einer „Entgiftungsphase“, in der die Wirtschaft von öffentlichen zu mehr privaten Ausgaben übergehen müsse. Handelsminister Howard Lutnick ging sogar so weit zu behaupten, selbst eine Rezession sei „den Preis wert“, um Trumps Politik umzusetzen.
Goldman Sachs hat seine Wachstumsprognose für die USA im Jahr 2025 von 2,4% auf 1,7% gesenkt – nicht aufgrund aktueller Wirtschaftsdaten, die immer noch „anständig“ geblieben sind, sondern wegen der „erheblich ungünstigeren“ handelspolitischen Annahmen angesichts der Größe von Trumps Zöllen und seiner offensichtlichen Absicht, diese global auszuweiten.
Fed-Entscheidung im Fokus der Märkte
In diesem angespannten Umfeld richtet sich die Aufmerksamkeit auf die anstehende Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve am kommenden Mittwoch. Während allgemein erwartet wird, dass die Fed die Zinsen zunächst unverändert lassen wird, deuten die Futures-Märkte auf etwa drei Zinssenkungen im Laufe des Jahres 2025 hin. Dies entspricht einer Reduzierung um insgesamt 75 Basispunkte vom aktuellen Niveau von 4,25%-4,5%.
„Der Aktienmarkt versucht, jede Art von Einblick zu bekommen, wann die Fed sich wohl genug fühlen wird, um ihre nächste Zinssenkung zu implementieren,“ erklärt Dominic Pappalardo, Chefstratege bei Morningstar Wealth. „Ich glaube nicht, dass die Flut von Schlagzeilen und neuen Richtlinien aus dem Weißen Haus in naher Zukunft aufhören wird.“
Die Aussichten auf Zinssenkungen erhielten diese Woche einen Schub durch zurückhaltende Verbraucherpreisdaten, die einige Bedenken hinsichtlich der Inflation linderten. Obwohl die Inflationsrate immer noch über dem 2%-Ziel der Fed liegt, könnten enttäuschende Wirtschaftsdaten zunehmend in den Vordergrund rücken. Die Anleger werden besonders auf Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell in seiner Pressekonferenz nach der geldpolitischen Entscheidung achten.
„Der Markt hat die Fed [in den letzten Wochen] neu eingepreist,“ sagte Walter Todd, Chief Investment Officer bei Greenwood Capital. „Wenn er sich hart gegen diese Neubewertung stemmt, die wir an den Futures-Märkten gesehen haben, könnte das problematisch sein.“
Europa zwischen Wachstumschancen und Handelsrisiken
Während die USA mit den Folgen der Handelsunsicherheit kämpfen, zeichnet sich in Europa ein komplexeres Bild ab. Deutschland, die größte Volkswirtschaft Europas, plant einen monumentalen fiskalischen Impuls durch einen 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturfonds, der das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren ankurbeln könnte.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) prognostiziert, dass dieser Fonds das Wirtschaftswachstum ab 2026 um durchschnittlich mehr als zwei Prozentpunkte pro Jahr über die nächsten zehn Jahre steigern könnte. Morgan Stanley hat seine Wachstumsprognose für Deutschland auf 0,8% für 2025 und 1,3% für 2026 angehoben, was jeweils einer Verbesserung um 40 Basispunkte gegenüber ihren vorherigen Schätzungen entspricht.
„Die Auswirkungen auf das BIP werden von der Mittelzuweisung abhängen, aber generell ist der Wachstumsmultiplikator bei öffentlichen Investitionen, einschließlich Bautätigkeit, relativ hoch,“ schrieben die Analysten von Morgan Stanley.
Gleichzeitig warnt der designierte deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, dass es für Europa „fünf vor zwölf“ sei, angesichts eines feindseligen Russlands und eines unzuverlässigen Amerikas. Diese geopolitischen Spannungen werden durch Trumps jüngste Zolldrohungen gegen Europa verschärft. Am Donnerstag drohte er mit einem 200%-Zoll auf alle Weine und andere alkoholische Produkte aus Europa. Einen Tag zuvor kündigte die Europäische Kommission an, Gegenzölle auf US-Waren im Wert von 28 Milliarden Dollar zu erheben, als Reaktion auf die umfassenden US-Zölle auf Stahl und Aluminium.
Optionsmärkte preisen härtere Landung ein
Die wachsende Unsicherheit spiegelt sich auch in den Derivatemärkten wider, wo Investoren eine Prämie für Geschäfte zahlen, die sich auszahlen, wenn die Zinssätze dramatisch fallen – ein Zeichen dafür, dass der Derivatemarkt eine schärfere Verlangsamung der weltweit größten Volkswirtschaft einpreist als bisher angenommen.
Dies stellt eine deutliche Kehrtwende dar im Vergleich zur Zeit vor Trumps Amtseinführung am 20. Januar, als Händler von sogenannten „Swaptions“ auf weitere Straffungen durch die Federal Reserve positioniert waren. Das Transaktionsvolumen von Swaptions, bei denen es sich um Optionen auf Zinsswaps handelt, lag in der Woche bis Ende Februar bei fast 700 Milliarden Dollar.
„Die Optionsmärkte zeigen Anzeichen einer wirtschaftlichen Verlangsamung, aber keine Rezession, die die Fed zu Zinssenkungen um Hunderte von Basispunkten veranlasst,“ sagte Amrut Nashikkar, Managing Director für Fixed-Income-Strategie bei Barclays in New York. Er wies jedoch darauf hin, dass es tatsächlich Investoren gibt, die auf einen Rückgang der einjährigen Swap-Raten um 100 bis 150 Basispunkte über einen Ein-Jahres-Zeitraum setzen.
Ausblick bleibt unsicher
Die wirtschaftlichen Aussichten werden weiterhin durch eine Mischung aus geopolitischen Spannungen, Handelsunsicherheiten und geldpolitischen Entscheidungen geprägt. Während Trump seine Zollpolitik vorantreibt und gleichzeitig eine disruptive Kürzung von Bundesarbeitsplätzen und -ausgaben beginnt, bleibt die Frage, wie sich diese widersprüchlichen Kräfte auf Inflation und Wachstum auswirken werden.
Die Fed steht vor der schwierigen Aufgabe, zwischen der Unterstützung der Wirtschaft und der Bekämpfung der Inflation zu balancieren. Eine aktuelle Reuters-Umfrage ergab nahezu Einigkeit unter Ökonomen, dass die kurzfristigen Rezessionsrisiken gestiegen sind, während einige führende Wirtschaftsprognostiker davon ausgehen, dass ein langsameres Wachstum von weiterhin steigenden Preisen begleitet sein könnte.
In diesem Umfeld bleibt die Volatilität erhöht, wobei der Cboe-Volatilitätsindex diese Woche seinen höchsten Stand seit August erreichte. Die kommenden Wochen dürften entscheidend sein für die Richtung der globalen Wirtschaft, während Märkte und politische Entscheidungsträger versuchen, sich in diesem neuen und unsicheren wirtschaftlichen Terrain zurechtzufinden.