Globale Wirtschaft unter Druck: Handelskriege und Schuldenkrisen eskalieren

Eskalierende Handelskonflikte und steigende Staatsverschuldung gefährden die Weltwirtschaft. Deutschland steht vor einem weiteren Konjunktureinbruch.

Kurz zusammengefasst:
  • USA und EU im Handelsstreit um Strafzahlungen
  • Schuldenkrise in Entwicklungsländern verschärft sich
  • Deutsche Wirtschaft am Rande der Rezession
  • Finanzsektor zeigt überraschende Resilienz

Die internationale Wirtschaftslage spitzt sich zu: Während die USA ihre protektionistische Handelspolitik verschärfen, wachsen die Sorgen vor einer neuen Schuldenkrise in Entwicklungsländern. Gleichzeitig zeigen sich erste Risse im deutschen Exportmodell.

US-Handelspolitik entfacht globale Spannungen

Die jüngsten EU-Strafzahlungen gegen Apple und Meta im Wert von 700 Millionen Euro haben einen diplomatischen Eklat ausgelöst. Das Weiße Haus bezeichnete die Bußgelder als "wirtschaftliche Erpressung" und drohte mit Vergeltungsmaßnahmen. "Diese extraterritorialen Regulierungen, die gezielt amerikanische Unternehmen benachteiligen, werden wir nicht tolerieren", erklärte ein Regierungssprecher.

Die Eskalation kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Bereits die US-Zölle auf chinesische Waren (145%) und die chinesischen Gegenmaßnahmen (125%) haben den globalen Handel laut IMF-Prognosen stark belastet. Finanzminister Scott Bessent signalisierte zwar Gesprächsbereitschaft, betonte aber: "Es wird keine einseitige Senkung unserer Zölle geben."

Schuldenkrise droht in Entwicklungsländern

Der IMF warnt unterdessen vor einer Verschärfung der Schuldenkrise in Schwellen- und Entwicklungsländern. Die globale Staatsverschuldung könnte bis 2030 auf fast 100% des Welt-BIP steigen – ein Niveau über den Pandemie-Höchstwerten. "Die Schuldendienstbelastung wird für viele Länder immer unerträglicher", warnte IMF-Strategiechefin Ceyla Pazarbasioglu.

Besorgniserregend ist die Situation in Ländern wie Ägypten, Pakistan und Argentinien, die bereits wiederholt IMF-Hilfe benötigten. Ein neuer "Playbook" soll künftige Umschuldungen beschleunigen – Ziel ist eine Bearbeitungszeit von nur einem Jahr. Doch die Unsicherheiten durch Handelskonflikte und sinkende Rohstoffpreise verschärfen die Lage zusätzlich.

Deutschland am Rande der Rezession

Die Exportnation Deutschland könnte 2025 laut Bundesbank-Präsident Joachim Nagel in eine "leichte Rezession" rutschen – was den dritten Konjunktureinbruch in Folge bedeuten würde. Besonders betroffen ist die Industrie, deren Produktion seit 2017 rückläufig ist.

"Das deutsche Wirtschaftsmodell steht vor großen Herausforderungen, aber es ist noch lange nicht am Ende", so Nagel. Die hohe Abhängigkeit vom US-Markt (Handelsvolumen 253 Mrd. Euro) macht das Land jedoch verwundbar für die amerikanischen Zölle.

Finanzsektor zeigt sich resilient

Trotz der makroökonomischen Turbulenzen meldet der US-Kreditkartenanbieter Discover Financial überraschend gute Quartalszahlen. Der Gewinn stieg um 30%, begünstigt durch sinkende Kreditausfallrückstellungen. Die bevorstehende Übernahme durch Capital One wird den Konzern zum größten Kreditkartenanbieter der USA machen.

Auch in Neuseeland zeigt sich Verbrauchervertrauen erstaunlich robust. Der Index stieg im April auf 98,3 Punkte, bleibt aber im pessimistischen Bereich. "Die Konsumenten scheinen die globalen Turbulenzen bisher relativ gelassen zu sehen", kommentierte ANZ-Chefvolkswirtin Sharon Zollner.

Ausblick: Unsichere Zeiten

Die kommenden Monate werden die Widerstandsfähigkeit der globalen Wirtschaft auf die Probe stellen. Während die US-Regierung auf ein Wachstum von 3% pocht, warnt der IMF vor Rückschlägen. Entscheidend wird sein, ob Washington und Peking ihre Zollspirale durchbrechen können. Sollte dies misslingen, droht eine weltweite Konjunkturabschwächung mit unkalkulierbaren Folgen.

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