Kurz zusammengefasst:
  • Russlands Haushaltsdefizit erreicht bedenklichen Stand
  • US-Zollankündigungen beschleunigen Autokäufe
  • Exportnationen Mitteleuropas besonders gefährdet
  • Digitalsteuer-Streit belastet Polen-USA-Beziehung
  • Golfbörsen reagieren mit Kursrückgängen

Die sich verschärfenden Handelskonflikte unter der Trump-Administration belasten zunehmend die Weltwirtschaft und führen zu wachsender Unsicherheit auf den Finanzmärkten. Während Russland mit einem steigenden Haushaltsdefizit kämpft, sehen sich exportabhängige Volkswirtschaften in Mitteleuropa und die Golfstaaten mit erheblichen Risiken durch drohende US-Zölle konfrontiert. Die Kombination aus Handelsbarrieren und geopolitischen Spannungen zeigt bereits erste Auswirkungen auf Konsumentenverhalten und Unternehmensvertrauen.

Russlands wachsendes Haushaltsdefizit alarmiert Wirtschaftsexperten

Russlands Haushaltsdefizit hat in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 einen besorgniserregenden Wert von 2,70 Billionen Rubel (31,45 Milliarden US-Dollar) erreicht, was 1,3% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Das Finanzministerium in Moskau teilte am Dienstag mit, dass die Staatsausgaben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30,6% auf 8,05 Billionen Rubel gestiegen sind. Obwohl die Einnahmen ebenfalls zunahmen – um 6,3% auf 5,34 Billionen Rubel – reichte dieser Anstieg bei weitem nicht aus, um die massiv erhöhten Ausgaben zu decken.

Das Finanzministerium führt die vorgezogenen Ausgaben auf Vorauszahlungen für Verträge zurück und betont, dass dies das Zieldefizit von 0,5% des BIP für das Gesamtjahr 2025 nicht gefährden werde. Dennoch bleibt die Situation angespannt, zumal Russland bereits 2024 ein Defizit von etwa 34 Milliarden US-Dollar oder 1,7% des BIP verzeichnete.

Die Zentralbankchefin Elvira Nabiullina hat wiederholt auf die fiskalischen Stimuli als Hauptgrund für die anhaltend hohen Leitzinsen von 21% hingewiesen. Die starken Staatsausgaben, insbesondere im Militär- und Verteidigungssektor im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, heizen die Inflation an und zwingen die Zentralbank zu einer restriktiven Geldpolitik.

Drohende US-Zölle: Verbraucher und Unternehmen in Alarmbereitschaft

Die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle von 25% auf Importe aus Mexiko und Kanada haben bereits jetzt deutliche Auswirkungen auf das Verbraucherverhalten. Besonders im Automobilsektor zeigen sich erste Reaktionen: Potenzielle Käufer beschleunigen ihre Kaufentscheidungen, um möglichen Preiserhöhungen zuvorzukommen.

„Als ich hörte, dass Trump die 25%-Zölle auf Mexiko und Kanada ernst meint, sagte ich meiner Frau, dass wir jetzt ein Auto kaufen müssen, und zwar schnell“, berichtet Matthew Mitchell, der daraufhin zu einem Autohaus in Walnut Creek, Kalifornien eilte, um einen Toyota Camry zu erwerben. Er ist nicht der Einzige. Die Suchanfragen auf der Autokaufwebsite Cars.com stiegen zwischen dem 16. und 22. Februar um 9% gegenüber der Vorwoche.

Auch jenseits der Grenze in Calgary, Kanada, zögerte Darby Madalena nicht lange und kaufte einen 2025er Subaru Forester etwa ein Jahr früher als geplant. „Es machte keinen Sinn mehr zu warten“, erklärte sie. Die Sorge vor Zollerhöhungen wird mittlerweile sogar von Autohändlern als Verkaufsargument genutzt. Ein Subaru-Händler in Connecticut warb auf seiner Website: „Schlussverkaufspreise für verbleibende 2024er-Modelle – sparen Sie jetzt, bevor Zölle die Preise in die Höhe treiben.“

Diese Entwicklungen kommen zu einer Zeit, in der Autos ohnehin bereits deutlich teurer geworden sind. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Fahrzeuge lag im Januar bei 48.641 US-Dollar, was einem Anstieg von 30% gegenüber dem Durchschnittspreis von 37.348 US-Dollar im Januar 2019 entspricht.

Mitteleuropas Exportwirtschaft unter Druck

Die exportabhängigen Volkswirtschaften Mitteleuropas stehen vor großen Herausforderungen durch die drohenden US-Zölle und die Verlangsamung des Welthandels. Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt, sind diese Länder besonders anfällig für Handelskonflikte. Die Exportquote als Anteil am BIP reicht von 92% in der Slowakei bis zu 69% in Tschechien – Werte, die weit über dem EU-Durchschnitt liegen.

Geoff Gottlieb, leitender Regionalvertreter des IWF für Zentral-, Ost- und Südosteuropa, betonte: „In den letzten Jahrzehnten hat die Region erheblich von der zunehmenden Teilnahme an globalen Wertschöpfungsketten profitiert. Dieses Modell steht jedoch vor Gegenwind, da das weltweite Handelswachstum von durchschnittlich 6% im Zeitraum 2000-2019 auf 3% in den Jahren 2022-2024 gesunken ist.“

Der IWF empfiehlt den mitteleuropäischen Ländern, sich auf Produktivitätssteigerungen zu konzentrieren und für die Beseitigung bestehender Handelsbarrieren innerhalb der EU einzutreten. Eine im November 2024 durchgeführte IWF-Umfrage identifizierte mangelhafte Grenzinfrastruktur, komplizierte Beschaffungsregeln und fehlende harmonisierte Vorschriften innerhalb der EU als Haupthindernisse für den Handel.

Polen-USA: Verschärfung der Spannungen durch geplante Digitalsteuer

Die Beziehungen zwischen Polen und den USA werden durch Pläne für eine neue Steuer auf Technologieunternehmen zusätzlich belastet. Der polnische stellvertretende Ministerpräsident Krzysztof Gawkowski bekräftigte am Dienstag seine Absicht, eine Steuer für große Technologiekonzerne einzuführen – trotz einer deutlichen Warnung des designierten US-Botschafters Thomas Rose.

Rose hatte auf der Plattform X geschrieben, die geplante Steuer sei „nicht sehr klug“ und „selbstzerstörerisch“, und drohte: „Präsident Trump wird Vergeltung üben, wie er sollte. Nehmen Sie die Steuer zurück, um die Konsequenzen zu vermeiden!“ Gawkowski bezeichnete es in einem Interview mit dem privaten Sender Radio Zet als „krank“, wenn jemand einem anderen Land vorschreiben wolle, welche Gesetze es verabschieden dürfe. „Das stellt die Demokratie auf den Kopf“, fügte er hinzu.

Diese Auseinandersetzung folgt auf einen öffentlichen Schlagabtausch in sozialen Medien zwischen US-Außenminister Marco Rubio, Tech-Milliardär Elon Musk und dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski über die Starlink-Internetdienste für die Ukraine, für die Polen die Abonnementgebühren zahlt. Die nationalistische Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) kritisiert die Regierung bereits für ihre Haltung und warnt vor einer Beschädigung der Beziehungen zum wichtigsten Verbündeten Polens.

Reaktionen an den Golfbörsen und Bank of Japan unter Beobachtung

Die wichtigsten Aktienmärkte am Golf verzeichneten am Dienstag Kursverluste, da Investoren befürchten, dass ein umfassender Handelskrieg das US-Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und zu einer Rezession führen könnte. Der saudi-arabische Leitindex fiel um 1,3%, belastet durch Kursverluste bei der Al Rajhi Bank (-1,6%) und der Saudi National Bank (-1,9%).

Auch die Börsen in Dubai (-1,1%) und Abu Dhabi (-1%) sowie der katarische Index (-0,6%) verzeichneten Rückgänge. Die Sorgen der Anleger wurden verstärkt, nachdem Präsident Trump in einem Interview mit Fox News von einer „Übergangsphase“ sprach, ohne vorherzusagen, ob seine Zölle zu einer US-Rezession führen würden.

Währenddessen intensiviert die Bank of Japan ihre Prüfungen, wie sich steigende Zinssätze auf Banken und Einlagen auswirken. Nach der Beendigung ihrer jahrzehntelangen massiven Stimulierungspolitik im vergangenen Jahr erhöhte die BOJ im Januar die Zinssätze auf 0,5% – den höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise 2008. Obwohl größere Finanzinstitute von den steigenden Zinsen profitieren, haben einige Kreditgeber Schwierigkeiten, die Auswirkungen der Zinserhöhungen auf ihre Rentabilität einzuschätzen und realistische Prognosen für Kredit- und Einlagenzinsen zu erstellen.

Ausblick: Zwischen wirtschaftlicher Unsicherheit und millitärischen Herausforderungen

Die Kombination aus Handelskonflikten, geopolitischen Spannungen und fiskalischen Herausforderungen zeichnet ein komplexes Bild der globalen Wirtschaftslage. Deutschland steht exemplarisch für die Herausforderungen, denen viele Industrieländer gegenüberstehen: Während die Bundeswehr mit Personalmangel und veralteter Ausrüstung kämpft – die Truppenstärke sank 2024 auf 181.200, während das Durchschnittsalter auf 34 Jahre stieg – werden etwa 82% eines 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für Verteidigung bereits ausgegeben.

Gleichzeitig sank das Vertrauen kleiner und mittlerer Unternehmen in den USA im Februar zum dritten Mal in Folge. Der Small Business Optimism Index der National Federation of Independent Business fiel um 2,1 Punkte auf 100,7, während der Uncertainty Index um 4 Punkte auf 104 stieg – den zweithöchsten jemals gemessenen Wert.

Angesichts dieser Entwicklungen stehen Zentralbanken und Regierungen weltweit vor der schwierigen Aufgabe, wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten, während sie gleichzeitig auf geopolitische und handelspolitische Verwerfungen reagieren müssen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die aktuellen Spannungen zu einer tieferen globalen wirtschaftlichen Abschwächung führen oder ob politische Maßnahmen die Risiken eindämmen können.