Die globale Geldpolitik erlebt Anfang 2025 eine bemerkenswerte Divergenz: Während Zentralbanken weltweit ihre Zinsen senken, hält die US-Notenbank Fed an ihrem restriktiven Kurs fest. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen für Währungen, Märkte und die internationale Handelspolitik.
Zentralbanken auf unterschiedlichen Wegen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vergangene Woche ihre Leitzinsen gesenkt, die Bank of Canada folgte am Mittwoch, und von der Bank of England wird kommende Woche ein ähnlicher Schritt erwartet. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte dabei die nach unten gerichteten Konjunkturrisiken, insbesondere durch drohende neue Handelskonflikte.
Die Fed hingegen sieht keinen Grund zur Eile bei Zinssenkungen. Fed-Chef Jerome Powell erklärte am Mittwoch, die US-Wirtschaft befinde sich in einer „sehr guten Position“. Diese unterschiedlichen geldpolitischen Ausrichtungen spiegeln die divergierende wirtschaftliche Entwicklung wider: Während Europa am Rande einer Rezession steht, wächst die US-Wirtschaft weiter überdurchschnittlich.
Handelspolitische Spannungen verschärfen sich
Die Situation wird durch die handelspolitischen Ambitionen von US-Präsident Donald Trump zusätzlich verkompliziert. Trump hat nicht nur Strafzölle gegen Mexiko und Kanada angekündigt, sondern droht auch mit 100-prozentigen Zöllen gegen BRICS-Staaten, sollten diese den US-Dollar als Reservewährung ersetzen wollen. Diese protektionistische Haltung erhöht die globalen Wirtschaftsrisiken weiter.
Auswirkungen auf Devisenmärkte
Die unterschiedliche Geldpolitik hat bereits deutliche Spuren an den Devisenmärkten hinterlassen. Der US-Dollar hat seit September etwa 7% gegenüber einem Währungskorb zugelegt. Bemerkenswert ist auch die Entwicklung des japanischen Yen, der den stärksten Januar seit sieben Jahren verzeichnet – gestützt durch Erwartungen weiterer Zinserhöhungen der Bank of Japan.
Technologiesektor unter Druck
Parallel zu diesen makroökonomischen Entwicklungen durchlebt der Technologiesektor turbulente Zeiten. Die Emergence des chinesischen KI-Modells DeepSeek hat diese Woche zu erheblichen Kursverlusten bei Tech-Aktien geführt. Die hohe Konzentration von Anlegergeldern in diesem Sektor macht die Märkte anfällig für schnelle Stimmungsumschwünge.
Risiken für die Märkte
Analysten warnen vor zunehmenden Marktrisiken. Die Kombination aus hoher Verschuldung spekulativer Anleger, sinkender Risikoprämien bei Aktien und der starken Konzentration auf Tech-Werte könnte bei unerwarteten Ereignissen zu heftigen Marktreaktionen führen. Die Volatilitätsindizes bleiben zwar noch unter ihrem langfristigen Durchschnitt, aber die Häufigkeit plötzlicher Ausschläge hat zugenommen.
Ausblick
Die divergierende Geldpolitik dürfte die Märkte auch in den kommenden Monaten prägen. Während die Fed ihre abwartende Haltung beibehält, werden von anderen Zentralbanken weitere Zinssenkungen erwartet. Diese Entwicklung könnte den Dollar weiter stärken und damit die handelspolitischen Spannungen verschärfen. Die Kombination aus geldpolitischer Divergenz, Handelskonflikten und technologischem Wandel macht die Märkte anfällig für Volatilität.