Globale Finanzmärkte zwischen Trump-Tarifen und Zentralbankentscheidungen
Internationale Kapitalmärkte navigieren zwischen US-Handelszöllen und divergierenden Zentralbankstrategien, während China positive Wachstumssignale sendet

- Transatlantische Handelsbeziehungen unter Druck
- Notenbanken bleiben bei Zinspolitik vorsichtig
- Chinas Wirtschaftsaussichten verbessern sich
- Vermögenseffekte beeinflussen US-Konsumverhalten
Die globalen Finanzmärkte befinden sich im März 2025 in einer Phase erhöhter Spannung, während US-Präsident Trumps angekündigte Zolltarife und die divergierenden Geldpolitiken der Zentralbanken weltweit für Unsicherheit sorgen. Besonders die für den 2. April geplanten „reziproken Zölle“ der USA gegenüber Handelspartnern stellen eine ernsthafte Belastungsprobe für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen dar. Trotz dieser Herausforderungen zeigten die globalen Aktienmärkte in den vergangenen Handelstagen eine bemerkenswerte Erholung, wobei der MSCI World Index zum ersten Mal seit einem Monat an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Gewinne verzeichnete.
Handelsspannungen prägen transatlantische Beziehungen
Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und ihren traditionellen Verbündeten stehen unter immensem Druck. Während der britische Wirtschafts- und Handelsminister Jonathan Reynolds heute in Washington eintrifft, um mit US-Handelsbeauftragtem Jamieson Greer und Handelsminister Howard Lutnick zu verhandeln, bleibt die Stimmung angespannt. Großbritannien hat trotz seiner Enttäuschung über Trumps Entscheidung, Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte zu erheben, bisher von Vergeltungsmaßnahmen abgesehen – anders als die Europäische Union.
„Die heutige Reise nach Washington ist der jüngste Schritt in unserem pragmatischen und positiven Engagement mit der neuen Administration, um ein umfassenderes Wirtschaftsabkommen in unser beider Interesse auszuhandeln,“ erklärte Reynolds. Die USA sind mit einem bilateralen Handelsvolumen von 317 Milliarden Dollar im Jahr 2023 Großbritanniens wichtigster nationaler Handelspartner, obwohl der Handel mit der EU als Block deutlich größer ausfällt.
Auch Kanada ringt mit den Folgen der neuen US-Handelspolitik. Premierminister Mark Carney signalisierte Bereitschaft zu wirtschaftlichen Gesprächen mit den USA, jedoch erst nachdem die Trump-Administration aufhört, Kanada als „51. Bundesstaat“ zu bezeichnen. „Kanada strebt eine umfassende Diskussion über unsere gesamten Handels- und Sicherheitsbeziehungen mit den USA an, sobald Amerika bereit ist für ein solches Gespräch,“ sagte Carney bei einer Pressekonferenz in London. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Wirtschaftsdisparität – Kanadas Wirtschaft beträgt nur ein Zehntel der amerikanischen – die Reaktionsmöglichkeiten des Landes einschränkt.
Zentralbanken navigieren in unsicherem Umfeld
Während die Handelsspannungen zunehmen, stehen die Zentralbanken weltweit vor schwierigen Entscheidungen. Die US-Notenbank Federal Reserve wird bei ihrem Treffen am Mittwoch voraussichtlich die Zinsen in einer Spanne von 4,25% bis 4,5% belassen. Analysten von Macquarie warnen jedoch vor einer möglichen „hawkishen Überraschung“ in den wirtschaftlichen Projektionen, die nur noch eine einzige Zinssenkung um 25 Basispunkte für 2025 vorsehen könnte.
„Die Fed muss aufgrund der erhöhten Unsicherheit im Zusammenhang mit den jüngsten politischen Veränderungen bezüglich Handel, Immigration, Fiskalpolitik und Regulierung nicht übereilt handeln,“ erklären die Ökonomen unter Berufung auf die jüngste Rede von Fed-Chef Powell. Diese vorsichtige Haltung spiegelt die Bedenken hinsichtlich der Kerninflation wider, die in den letzten drei Monaten bei einer annualisierten Rate von etwa 3,2% lag – deutlich über dem 2%-Ziel der Fed.
In Australien hat die Reserve Bank of Australia (RBA) nach einer Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt auf 4,1% im Februar signalisiert, dass sie bei weiteren Lockerungsschritten zurückhaltender ist als der Markt erwartet. „Wie der Gouverneur und der stellvertretende Gouverneur kürzlich angedeutet haben, spiegelt die Februar-Entscheidung die Einschätzung des Vorstands wider, dass es an der Zeit war, etwas Restriktivität zurückzunehmen, aber der Vorstand war hinsichtlich der Aussichten für weitere Lockerungen vorsichtiger als der Markt,“ sagte RBA-Assistenzgouverneurin Sarah Hunter.
Chinas Wirtschaftsaussichten hellen sich auf
Inmitten globaler Unsicherheit gibt es positive Signale aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. ANZ-Analysten haben ihre Prognose für Chinas Wirtschaftswachstum auf 4,8% für 2025 und 4,5% für 2026 angehoben, was einem Anstieg von jeweils 0,5 Prozentpunkten gegenüber früheren Schätzungen entspricht. Diese Revision folgt auf robuste Wirtschaftsdaten zu Beginn des Jahres 2025, darunter ein Anstieg der Industrieproduktion um 5,9% im Jahresvergleich sowie Einzelhandelsumsätze und Anlageinvestitionen, die den Durchschnitt des Vorjahres übertrafen.
Besonders vielversprechend sind Chinas neu angekündigte konsumfördernde Maßnahmen, darunter ein Eintauschprogramm im Wert von 300 Milliarden Yuan, das nach Schätzungen der ANZ bis zu 1 Billion Yuan an Einzelhandelsumsätzen generieren könnte. Auch der Immobiliensektor zeigt Anzeichen einer Verbesserung, wobei die Verkäufe neuer Häuser während des chinesischen Neujahrsfestes zugenommen haben, wenngleich die Gesamtinvestitionen weiterhin schwach bleiben.
Die ANZ-Experten erwarten, dass Chinas Wirtschaftsdynamik in der ersten Hälfte des Jahres 2025 über 5% bleiben wird, warnen jedoch vor Risiken durch US-Zölle und eine sich verlangsamende globale Nachfrage. Gleichzeitig bleibt der Dienstleistungssektor eine Schwachstelle, wobei die städtische Arbeitslosenquote von 5,1% im Dezember auf 5,4% im Februar gestiegen ist.
Brasiliens Steuerreform zwischen Wachstum und Umverteilung
In Brasilien plant die Regierung unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva eine umfassende Steuerreform, die unter anderem eine 10-prozentige Steuer auf Unternehmensgewinne und Dividenden vorsieht, die ins Ausland transferiert werden. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, Einnahmeverluste auszugleichen, die durch die Erhöhung der Einkommensteuerbefreiungsgrenze auf 5.000 Reais pro Monat für Privatpersonen entstehen.
Die Regierung rechnet damit, dass die breitere Einkommensteuerbefreiung für Privatpersonen fiskalische Auswirkungen von 25,84 Milliarden Reais (4,54 Milliarden USD) im Jahr 2026, 27,72 Milliarden Reais im Jahr 2027 und 29,68 Milliarden Reais im Jahr 2028 haben wird. Um diese Verluste auszugleichen, wird neben der Steuer auf Auslandsgewinne auch eine zuvor angekündigte Mindeststeuer für Personen mit einem Jahreseinkommen von mehr als 600.000 Reais eingeführt, deren Sätze schrittweise auf maximal
10% für diejenigen steigen sollen, die über 1,2 Millionen Reais jährlich verdienen.
Vermögenseffekte beeinflussen die US-Wirtschaft
Während sich die globalen Märkte erholen, bleibt die US-Wirtschaft von speziellen Herausforderungen geprägt. Entgegen der landläufigen Meinung scheint das größte Problem für die Bilanzen der US-Verbraucher nicht die Verschuldung zu sein, sondern vielmehr die Anfälligkeit ihrer Vermögenswerte für Marktvolatilität.
US-Haushalte besaßen Ende letzten Jahres direkt oder indirekt Aktien im Wert von 56 Billionen Dollar – ein Rekordwert. Als Anteil am Gesamtvermögen befindet sich das Aktienengagement auf einem historisch hohen Niveau und ist anfällig für einen erheblichen Rückgang bei Marktturbulenzen. Der aktuelle Quartalsverlust von 4% beim S&P 500 und 8% beim Nasdaq hat in nur einem Monat etwa 5 Billionen Dollar an Marktwert vernichtet – die schärfste Vermögenszerstörung seit dem Bärenmarkt von 2022.
Dies hat potenziell tiefgreifende Auswirkungen für eine konsumbasierte Wirtschaft, in der das oberste Einkommensdezil – die Besitzer fast aller Finanzanlagen des Landes – für etwa die Hälfte der Konsumausgaben verantwortlich ist. Ryan Sweet, Chefökonom für die USA bei Oxford Economics, warnt: „Ein stärkerer Vermögenseffekt hat sich als Rückenwind für die gesamten Konsumausgaben erwiesen, könnte sich aber genauso leicht in einen übergroßen Gegenwind im Falle eines Bärenmarktes verwandeln.“
Ausblick: Gemischte Signale für die Weltwirtschaft
Der Ausblick für die globale Wirtschaft bleibt 2025 uneinheitlich. Während die USA mit nachlassenden Einzelhandelsumsätzen und zunehmenden Handelsspannungen kämpfen, verbessern sich die Aussichten für andere große Volkswirtschaften. Chinas Fokus auf die Ankurbelung des heimischen Konsums und Deutschlands Pläne zur Öffnung der fiskalischen Schleusen bieten erhebliche Wachstumsimpulse für Europa und Asien.
Japan befindet sich in einer faszinierenden Position, da die Bank of Japan nach Jahrzehnten ultra-niedriger und negativer Zinssätze ihre Politik normalisieren möchte – eine Haltung, die durch das schnelle Lohnwachstum gerechtfertigt ist. Nach Angaben von Jeff Weniger, Leiter der Aktienbranche bei WisdomTree, übertreffen japanische Löhne die US-Löhne so schnell wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Renditen langfristiger japanischer Staatsanleihen erreichen fast täglich neue Mehrjahreshochs – die 40-jährige JGB-Rendite nähert sich schnell 3%.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die globalen Märkte ihre Erholung fortsetzen können oder ob Handelsspannungen und geldpolitische Entscheidungen zu erneuter Volatilität führen werden. Die Unsicherheit bleibt hoch, insbesondere mit Blick auf Trumps Handelsagenda und die Reaktionen der betroffenen Handelspartner. Für Anleger dürfte 2025 ein Jahr bleiben, das ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit erfordert.