Globale Finanzmärkte unter Druck: Trumps Zölle verändern Währungs- und Wirtschaftskurs

Neue amerikanische Handelspolitik führt zu Kurseinbrüchen und weltweiten Wirtschaftsanpassungen. Zentralbanken reagieren auf Marktturbulenzen mit neuer Geldpolitik.

Kurz zusammengefasst:
  • Aktienmärkte erleiden historische Wertverluste
  • Währungsbehörden kämpfen gegen Abwertungen
  • Wachstumsprognosen europäischer Länder sinken
  • Ölpreise auf Vierjahrestief gefallen

Die im April 2025 in Kraft getretenen umfassenden US-Zölle erschüttern die internationalen Finanzmärkte und lösen eine Kaskade wirtschaftlicher Anpassungsmaßnahmen aus. Der S&P 500 ist erstmals seit fast einem Jahr unter die 5.000-Punkte-Marke gefallen, während Zentralbanken weltweit ihre Geldpolitik neu ausrichten müssen. Besonders betroffen sind China und die europäischen Volkswirtschaften, darunter Spanien und die Schweiz.

Trumps Zollpolitik sendet Schockwellen durch die Märkte

Die Umsetzung der von US-Präsident Trump angekündigten Zölle hat zu einem historischen Einbruch der Aktienmärkte geführt. Seit der Ankündigung am 2. April hat der S&P 500 einen Wertverlust von beeindruckenden 5,83 Billionen Dollar erlitten – der schwerste Vier-Tages-Verlust seit der Gründung des Index in den 1950er Jahren. Am Dienstag schloss der Index erstmals seit einem Jahr unter der psychologisch wichtigen Marke von 5.000 Punkten.

Besonders schwer treffen die Zölle China, das nun mit 104-prozentigen Abgaben belegt wird. Die Trump-Administration hatte angekündigt, zusätzliche 50-prozentige Zölle als Reaktion auf Chinas Vergeltungsmaßnahmen zu verhängen. Die Schweiz wurde mit 31 Prozent überproportional belastet, während die EU mit 20 Prozent und Großbritannien mit 10 Prozent davonkommen.

Die US-Futures tendierten am Mittwoch uneinheitlich, nachdem die Hoffnungen auf rasche Handelsgespräche schwanden. Der Handelsbeauftragte der USA, Jamieson Greer, stellte vor einem Senatsausschuss klar, dass Trump trotz des Börsencrashs und wachsender Rezessionsängste vorerst an seiner Zollstrategie festhalten werde.

Währungspolitische Reaktionen und Interventionen

Während die Aktienmärkte einbrechen, entfaltet sich an den Devisenmärkten ein komplexes Spiel aus Interventionen und Anpassungsstrategien. Die chinesische Zentralbank (PBOC) hat drastische Maßnahmen ergriffen, um eine starke Abwertung des Yuan zu verhindern, der im April bereits 1,3 Prozent verloren hat und bei 7,35 zum Dollar notiert.

Die PBOC hat den großen staatlichen Banken informell angewiesen, ihre Dollarkäufe zu reduzieren und Dollarverkaufsaufträge ihrer Kunden strenger zu prüfen. Dies soll spekulative Wetten gegen den Yuan eindämmen. Chinesische Staatsbanken wurden am Mittwoch dabei beobachtet, wie sie aggressiv Dollar verkauften und Yuan kauften, um dessen Abwertung zu bremsen.

„Eine starke Abwertung wird nicht passieren, da dies das Marktvertrauen schädigen könnte, aber eine moderate Abwertung wird den Exporten helfen“, erklärte ein politischer Berater der PBOC gegenüber Reuters. „Wir sollten auch Schlüsselunternehmen durch Subventionen, Steuerrückerstattungen oder Marktdiversifizierung unterstützen.“

Auch die koreanische Währung steht unter Druck. Der koreanische Won ist auf den schwächsten Stand seit 2009 gefallen, was die geldpolitische Entscheidungsfindung der Bank of Korea (BoK) erschwert. Trotz der Währungsschwäche erwarten Analysten von ING eine Zinssenkung im April aufgrund des unerwartet auf 2,9 Prozent gestiegenen Arbeitslosenquote und der schleppenden Wirtschaftsentwicklung.

Wirtschaftliche Fallout für Europa und die Schweiz

Die Auswirkungen der US-Zölle erreichen auch Europa mit voller Wucht. Die spanische Zentralbank wird ihre Wachstumsprognosen für 2025 nach unten korrigieren müssen, wie Gouverneur José Luis Escrivá am Mittwoch mitteilte. „Im Fall der spanischen Wirtschaft werden wir unsere Wachstumsprognosen senken müssen“, sagte Escrivá, der auch EZB-Ratsmitglied ist, gegenüber dem spanischen Sender TVE. Auch die Arbeitsplatzschaffung könnte beeinträchtigt werden.

Noch im März hatte die Bank of Spain ein starkes Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent für das laufende Jahr prognostiziert – eine Anhebung gegenüber der vorherigen Schätzung von 2,5 Prozent. Diese Prognose berücksichtigte jedoch noch nicht die Auswirkungen geopolitischer Spannungen auf die Wirtschaftstätigkeit.

Für die export-orientierte Schweizer Wirtschaft zeichnet sich ein besonders düsteres Bild ab. Eine Umfrage der Wirtschaftsvereinigung Economiesuisse unter 94 Branchenverbänden und Unternehmen ergab, dass 49 Prozent der Schweizer Firmen starke oder sehr starke negative Auswirkungen durch die US-Zölle erwarten. Weitere 27 Prozent rechnen mit geringeren negativen Folgen, während nur knapp ein Viertel keine negativen Effekte erwartet.

Die meisten Unternehmen haben noch keine konkreten Gegenmaßnahmen ergriffen, prüfen aber mittel- bis langfristige Strategien wie Geschäftsverlagerungen in Länder mit niedrigeren Zöllen, Kostenüberwälzung auf US-Importeure und Diversifizierung in andere Absatzmärkte.

Die geldpolitischen Implikationen der Handelsspannungen

Der durch die US-Zölle ausgelöste Ausverkauf an den globalen Finanzmärkten verstärkt die Argumente für eine schnellere geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank, so die Einschätzung führender Ökonomen. Eine Zinssenkung in der kommenden Woche gilt als praktisch sicher.

Die Federal Reserve steht vor einem Dilemma: Einerseits könnten die Zölle inflationären Druck erzeugen, andererseits droht ein Wirtschaftsabschwung. Die am Mittwoch veröffentlichten Protokolle der März-Sitzung des Federal Open Market Committee dürften angesichts der rasanten politischen Veränderungen seit dem letzten Treffen weniger Beachtung finden. Dennoch werden Anleger auf Hinweise zur geplanten Verlangsamung des Bilanzabbaus (Quantitative Tightening) achten.

Die wirtschaftlichen Daten deuten bereits auf eine zunehmende Vorsicht der amerikanischen Verbraucher hin. Das Verbrauchervertrauen sank im März deutlich, noch bevor die vollständigen Details der Trump-Zölle bekannt wurden. Die Inflationserwartungen für das kommende Jahr stiegen ebenfalls an – ein mögliches Vorzeichen für die zollinduzierten Preiseffekte.

Angespannte Beziehungen zwischen den USA und China

Die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt verschlechtern sich zunehmend. China hat eine entschlossene Reaktion auf die US-Zölle angekündigt. „Die USA missbrauchen weiterhin Zölle, um Druck auf China auszuüben. China lehnt dies entschieden ab und wird diese Art von Schikanen niemals akzeptieren“, erklärte der chinesische Außenministeriumssprecher Lin Jian auf einer regulären Pressekonferenz.

Lin Jian betonte, dass China „entschlossene und wirksame Maßnahmen“ ergreifen werde, um seine Rechte und Interessen zu schützen. Er ergänzte, dass die USA bei echtem Interesse an einer Lösung durch Dialog und Verhandlungen eine Haltung der Gleichheit, des Respekts und des gegenseitigen Nutzens einnehmen sollten.

Trump zeigte sich hingegen optimistisch, dass „viele Länder“ an Handelsabkommen interessiert seien und erwartete, dass auch China zu den Ländern gehören werde, die eine Einigung anstreben. US-Beamte planen Gespräche mit den traditionell engen Handelspartnern Südkorea und Japan, während Finanzminister Scott Bessent am Mittwoch den stellvertretenden Premierminister Vietnams treffen soll.

Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte

Die sich verschärfenden Handelsspannungen zwischen den USA und China belasten auch die Ölmärkte erheblich. Die Rohölpreise fielen am Mittwoch auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren. Brent-Futures gaben um 2,6 Prozent auf 61,20 Dollar pro Barrel nach, während US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate um 2,7 Prozent auf 57,98 Dollar pro Barrel fiel.

Seit Trumps Zollankündigung am 2. April hat Öl etwa ein Fünftel seines Wertes verloren – der größte Fünf-Tages-Rückgang seit März 2022. Dieser drastische Preisverfall spiegelt die Sorgen über einen möglichen globalen Wirtschaftsabschwung und eine sinkende Energienachfrage wider.

Die anhaltenden geldpolitischen Unsicherheiten und die eskalierenden Handelsspannungen werden die Finanzmärkte und Wirtschaftsaktivitäten in den kommenden Wochen voraussichtlich weiter belasten, während Regierungen und Zentralbanken weltweit nach Wegen suchen, die negativen Auswirkungen abzufedern.

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