Die globalen Finanzmärkte erleben im März 2025 eine Phase deutlicher Bewegung. Eine neue Umfrage der Federal Reserve Bank of New York deutet auf eine zunehmende Besorgnis der Verbraucher hinsichtlich ihrer Kreditfähigkeit hin, während die Aussicht auf Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine positive Impulse an den Börsen setzt. Gleichzeitig profitieren US-Verbraucher von deutlich gesunkenen Benzinpreisen, die in den meisten Bundesstaaten mittlerweile unter 3 Dollar pro Gallone liegen.
Verbraucher befürchten erschwerten Kreditzugang
Die jüngst veröffentlichte SCE Credit Access Survey der New York Fed zeigt ein beunruhigendes Bild: Der Anteil der Befragten, die erwarten, dass der Zugang zu Krediten in den kommenden zwölf Monaten schwieriger wird, ist auf 46,7 Prozent gestiegen – den höchsten Wert seit Juni 2024. Besonders auffällig ist die Zunahme sogenannter „entmutigter Kreditnehmer“ – Menschen, die trotz Bedarfs keinen Kreditantrag stellen, weil sie mit einer Ablehnung rechnen. Mit 8,5 Prozent erreicht diese Gruppe den höchsten Stand seit Beginn der Erhebung im Oktober 2013.
Die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung ist besonders bei Autokrediten gestiegen, wo sie mit 33,5 Prozent einen historischen Höchststand erreicht hat. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Monats 2.000 Dollar für einen unerwarteten Bedarf aufbringen zu können, auf ein Rekordtief von 62,7 Prozent gesunken. Diese Entwicklungen deuten auf eine zunehmende Vorsicht der Verbraucher bezüglich ihrer finanziellen Flexibilität hin.
Anzeichen wirtschaftlicher Entspannung
Während die Kreditsorgen zunehmen, gibt es andernorts positive Signale für die US-Verbraucher. Die Benzinpreise sind landesweit auf unter 3 Dollar pro Gallone gefallen – ein Rückgang von durchschnittlich 42 Cent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Weiße Haus betont. In Bundesstaaten wie West Virginia (2,85 Dollar), Minnesota (2,96 Dollar) und Georgia (2,89 Dollar) sind die Preise besonders niedrig.
Die gesunkenen Energiekosten spiegeln sich auch in den jüngsten Einzelhandelsdaten wider. Die US-Einzelhandelsumsätze fielen im Februar zwar schwächer aus als erwartet, was teilweise auf die günstigeren Benzinpreise zurückzuführen ist. Dennoch zeigt sich im Kernbereich und besonders im Online-Handel eine solide Erholung, was auf eine grundlegende Stärke der Verbrauchernachfrage hindeutet.
„Die relativ schwächeren Einzelhandelsumsätze für Februar deuten auf einen geringeren Inflationsdruck hin, der potenziell die Auswirkungen der Zölle ausgleichen könnte,“ bemerkte ein Marktexperte. Diese Entwicklung könnte der US-Notenbank Federal Reserve mehr Handlungsspielraum bei ihrer Zinspolitik verschaffen.
Börsen reagieren positiv auf diplomatische Aussichten
Die internationalen Aktienmärkte verzeichneten Anfang der Woche deutliche Gewinne, nachdem US-Präsident Trump für Dienstag ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Putin angekündigt hatte. Gegenstand soll ein möglicher Waffenstillstandsvorschlag für den Ukraine-Konflikt sein, der seit über drei Jahren andauert. Die Aussicht auf eine diplomatische Lösung trieb besonders die europäischen Börsen an, die 2025 bereits überdurchschnittlich performt haben.
„Nach dem ziemlich großen Ausverkauf ist eine gewisse Erholung zu erwarten, und ich denke, das ist teilweise das, was wir sehen,“ erklärte Oliver Pursche, Senior Vice President bei Wealthspire Advisors. „Und die Aussicht, dass Russland und die Ukraine einen Waffenstillstand entwickeln könnten, der zu einem dauerhafteren Frieden führen könnte, ist positiv für die Märkte, nicht nur in den USA, sondern weltweit.“
Der Dow Jones Industrial Average stieg um 1,15% auf 41.964,18 Punkte, der S&P 500 legte um 1,01% auf 5.696,10 Punkte zu, und der technologielastige Nasdaq gewann 0,82% auf 17.900,33 Punkte. Die europäischen Märkte zeigten sich ebenfalls stark, mit einem Anstieg des paneuropäischen STOXX 600 um 0,79%.
Gold konsolidiert nahe Rekordhoch
Der Goldpreis festigte sich am Montag knapp unter der psychologisch wichtigen Marke von 3.000 Dollar pro Unze, nachdem er in der Vorwoche ein Rekordhoch von 3.004,86 Dollar erreicht hatte. Mit Blick auf die anstehende Zinsentscheidung der Federal Reserve und die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der US-Handelspolitik bleibt das Edelmetall als sicherer Hafen gefragt.
„Ich erwarte eine gewisse Konsolidierung der Goldpreise… Derzeit befindet sich der Markt in einer ‚Abwartehaltung‘ vor der Fed-Entscheidung,“ sagte David Meger, Direktor für Metallhandel bei High Ridge Futures. Die Märkte rechnen damit, dass die US-Notenbank die Zinsen am Mittwoch unverändert lassen wird, wobei die nächste Senkung für Juni erwartet wird.
Edelmetalle ohne Rendite wie Gold gelten traditionell als Absicherung gegen Unsicherheiten und profitieren in Niedrigzinsumgebungen. „Sollten die Wirtschaftsdaten weiter schwächeln und der globale Zollkrieg eskalieren, wird Gold weiterhin davon profitieren,“ prognostizierten Analysten von Heraeus Metals.
Versicherungskosten für Schifffahrt bleiben erhöht
Trotz diplomatischer Fortschritte in anderen Regionen bleibt die Lage im Roten Meer angespannt. Nach den jüngsten US-Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Bewegung im Jemen erwarten Branchenexperten, dass die Versicherungskosten für Schiffe in der Region auf einem erhöhten Niveau verharren werden.
Die Kriegsrisikoprämien waren nach einer Ankündigung der Huthis im Januar, Angriffe auf US- und britische Schiffe einzustellen, kurzzeitig auf etwa 0,5% des Schiffswerts gesunken, nachdem sie im Dezember über 0,7% gelegen hatten. Im Februar stiegen sie jedoch wieder auf 0,7% für einige Fahrten. Für bestimmte US- und britische Schiffe wurden in den letzten Wochen sogar Raten von bis zu 2% genannt.
Nach den jüngsten militärischen Aktionen der USA gab es einen „signifikanten Anstieg des Bedrohungsprofils für den kommerziellen Seeverkehr im Roten Meer“, so Munro Anderson, Leiter des Bereichs Operations bei dem auf Seekriegsrisiken und Versicherungen spezialisierten Unternehmen Vessel Protect.
Ausblick: Argentinische Wirtschaft erholt sich
Auf der anderen Seite des Atlantiks gibt es positive Anzeichen für die argentinische Wirtschaft. Nach sechs aufeinanderfolgenden Quartalen mit Schrumpfung wird für das vierte Quartal 2024 erstmals wieder ein Wachstum erwartet. Die durchschnittliche Prognose von 15 lokalen und internationalen Analysten deutet auf eine Expansion des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,7% im letzten Quartal 2024 hin.
„Es ist das erste positive Zeichen nach sechs aufeinanderfolgenden Quartalen der Kontraktion,“ erklärte Pablo Besmedrisnik, Ökonom und Direktor von VDC Consultants. Die positiven Erwartungen werden durch Argentiniens jüngste Haushalts- und Handelsüberschüsse sowie verbesserte Inflationsaussichten gestützt, obwohl weiterhin inländische und internationale Risiken bestehen.
Für das Gesamtjahr 2024 rechnen die Analysten allerdings noch mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung, wenn auch in geringerem Umfang als zuvor erwartet. Für 2025 prognostiziert eine aktuelle Umfrage der argentinischen Zentralbank ein Wirtschaftswachstum von 4,8%.
In diesem gemischten globalen Wirtschaftsumfeld bleiben Anleger und Verbraucher gleichermaßen wachsam, während sie auf weitere Signale von Zentralbanken, diplomatischen Verhandlungen und makroökonomischen Entwicklungen warten, die den Kurs für den Rest des Jahres bestimmen könnten.