Die US-Notenbank Federal Reserve sieht sich mit zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert, während Präsident Donald Trump seine angekündigten Handelszölle schrittweise umsetzt. Fed-Chef Jerome Powell betonte am Freitag bei einem Forum der University of Chicago Booth School of Business, dass die Zentralbank angesichts der unklaren politischen Entwicklungen „nicht in Eile“ sei, die Zinsen zu senken.
Trumps Handelspolitik verunsichert die Märkte
„Die neue Regierung implementiert bedeutende politische Veränderungen in vier verschiedenen Bereichen: Handel, Immigration, Fiskalpolitik und Regulierung“, erklärte Powell. „Die Unsicherheit über diese Veränderungen und ihre wahrscheinlichen Auswirkungen bleibt hoch.“ Erst am Vortag hatte Trump überraschend angekündigt, die erst kürzlich verhängten 25-prozentigen Zölle auf die meisten Waren aus Kanada und Mexiko vorübergehend auszusetzen. Diese politische Kehrtwende ließ die Märkte schwanken und verstärkte Bedenken hinsichtlich des Wirtschaftswachstums und der Inflation.
Die unberechenbare Handelspolitik Trumps sorgt nicht nur innerhalb der USA für Verunsicherung. Besonders aufmerksam verfolgt man die Entwicklungen in Kanada, wo Mark Carney, ehemaliger Notenbankchef sowohl der Bank of Canada als auch der Bank of England, als Favorit für die Nachfolge des zurückgetretenen Premierministers Justin Trudeau gilt. Carney, der als erfahrener Krisenmanager gilt, argumentiert, dass Kanada Trumps Zölle mit gleichwertigen Gegenmaßnahmen bekämpfen und mittelfristig seine Handelsbeziehungen diversifizieren müsse.
Fed hält an vorsichtigem Kurs fest
Der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht zeigte einen Anstieg der Beschäftigung um 151.000 Stellen im Februar – weniger als von Analysten erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg leicht auf 4,1 Prozent. Powell bewertete den Arbeitsmarkt dennoch als „solide“ und verwies auf einen durchschnittlichen monatlichen Beschäftigungszuwachs von 191.000 Stellen seit September.
Diese Zahlen verstärkten die Erwartung der Märkte, dass die Fed ihre Geldpolitik in diesem Jahr lockern könnte. Händler rechnen nun mit drei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte bis Ende 2025. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen fielen nach Bekanntgabe des Arbeitsmarktberichts auf 4,259 Prozent.
Fed-Gouverneurin Adriana Kugler dämpfte jedoch die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen: „Angesichts des jüngsten Anstiegs der Inflationserwartungen und bestimmter Inflationskategorien, die keine Fortschritte in Richtung unseres 2-Prozent-Ziels zeigen, könnte es angemessen sein, den Leitzins noch für einige Zeit auf seinem aktuellen Niveau zu halten“, sagte sie in einer Rede in Lissabon.
Aktien unter Druck, Dollar schwächelt
Die wichtigsten US-Aktienindizes reagierten negativ auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten. Der Dow Jones Industrial Average fiel um 0,88 Prozent auf 42.204,56 Punkte, der S&P 500 verlor 1,15 Prozent auf 5.672,74 Punkte, und der Nasdaq Composite gab 1,52 Prozent auf 17.793,96 Punkte nach. Bereits am Donnerstag hatte der Nasdaq einen Korrektionsbereich erreicht, definiert als ein Rückgang von mindestens 10 Prozent seit seinem Höchststand im Dezember.
Der Dollar geriet gegenüber anderen wichtigen Währungen unter Druck und fiel auf mehrmonatige Tiefstände gegenüber dem Euro und dem japanischen Yen. Der Euro gewann 0,72 Prozent auf 1,0861 Dollar und steuerte damit auf seine beste Woche seit 2009 zu. Gegenüber dem Yen schwächte sich der Dollar um 0,34 Prozent auf 147,44 ab.
Trump sorgte für weitere Unruhe, als er am Freitag erklärte, er „erwäge ernsthaft“, umfassende Sanktionen, einschließlich Banksanktionen, und Zölle gegen Russland zu verhängen, bis ein Waffenstillstand und Friedensabkommen mit der Ukraine erreicht sei.
Hedgefonds kämpfen mit volatilen Märkten
Die Volatilität an den Finanzmärkten wirkt sich auch auf die Performance von Hedgefonds aus. Der renommierte Hedgefonds Rokos Capital Management verzeichnete im Februar bis zum 21. einen Rückgang von 0,29 Prozent, liegt aber im bisherigen Jahr 2025 noch mit 0,57 Prozent im Plus, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle mitteilte.
Laut der Hedgefonds-Forschungsfirma PivotalPath erzielten globale Hedgefonds im Jahr 2024 eine durchschnittliche Rendite von etwa 11 Prozent. In den ersten zwei Monaten des Jahres 2025 haben Hedgefonds bisher eine Rendite von 1,3 Prozent erzielt. Fonds wie Rokos Capital Management, die auf makroökonomische Faktoren setzen, erreichten bis Ende Februar durchschnittlich 1,6 Prozent.
Bankensektor im Umbruch
Auch im Bankensektor zeigen sich die Auswirkungen eines unsicheren wirtschaftlichen Umfelds. Die Royal Bank of Canada (RBC), Kanadas größter Kreditgeber, hat nach der 13,5 Milliarden kanadische Dollar teuren Übernahme des kanadischen Geschäfts von HSBC im vergangenen Jahr einige Mitarbeiter entlassen. Die Kürzungen betrafen unter anderem die Technologie- und Betriebsteams und begannen bereits Anfang der Woche.
„Mit diesen Veränderungen wurden einige schwierige Entscheidungen getroffen, und infolgedessen waren einige Kollegen betroffen und haben die Bank verlassen“, erklärte ein RBC-Sprecher. Die RBC hatte zum 31. Januar 94.624 Vollzeitmitarbeiter, ein Anstieg von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufgrund der HSBC-Übernahme.
Ausblick bleibt ungewiss
Die Federal Reserve bereitet sich auf ihre nächste Sitzung am 18. und 19. März vor, bei der sie voraussichtlich ihren Leitzins in der aktuellen Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen wird. Entscheidend wird sein, wie die neuen wirtschaftlichen Projektionen der Fed-Mitglieder ausfallen, die Einblick geben werden, wie die ersten zwei Monate der Trump-Regierung ihre Aussichten für Inflation, Beschäftigung, Wachstum und den Zinspfad beeinflusst haben.
Powell betonte, dass die Fed weiterhin flexibel bleibe: „Wenn die Wirtschaft stark bleibt, aber die Inflation nicht nachhaltig in Richtung 2 Prozent sinkt, kann die restriktive Politik länger beibehalten werden. Wenn der Arbeitsmarkt unerwartet schwächelt oder die Inflation schneller sinkt als erwartet, kann die Politik entsprechend gelockert werden.“
Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob Trumps Handelspolitik tatsächlich zu höheren Inflationsraten führt und welche weiteren Maßnahmen die Fed ergreifen muss, um ihr Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen, während sie gleichzeitig ein gesundes Wirtschaftswachstum und einen stabilen Arbeitsmarkt unterstützt.