Kurz zusammengefasst:
  • Prognoseanpassung: Höhere Inflation, geringeres Wirtschaftswachstum
  • Uneinigkeit im Offenmarktausschuss nimmt zu
  • Bilanzabbau wird ab April deutlich verlangsamt
  • Finanzmärkte reagieren verhalten positiv

Die US-Notenbank Federal Reserve hat am Mittwoch wie erwartet den Leitzins unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Es war bereits die dritte Sitzung in Folge ohne Zinsänderung. Trotz anhaltender Inflationssorgen und erheblicher wirtschaftlicher Unsicherheiten, ausgelöst durch die Handelspolitik der Trump-Regierung, hält die Fed an ihrer Prognose fest, bis Ende des Jahres zwei Zinssenkungen um insgesamt 0,5 Prozentpunkte vorzunehmen.

Inflationsprognose nach oben korrigiert

Ein zentraler Punkt der gestrigen Entscheidung: Die Fed-Mitglieder haben ihre Inflationsprognose für 2025 deutlich angehoben. Der von der Notenbank bevorzugte Preisindex (PCE) wird nach aktuellen Schätzungen Ende des Jahres bei 2,7 Prozent liegen – ein Anstieg gegenüber der Dezember-Prognose von 2,5 Prozent. Für 2026 erwartet die Fed eine Inflationsrate von 2,2 Prozent, bevor sie 2027 das offizielle Ziel von 2,0 Prozent erreichen soll.

Die Anhebung der Inflationsprognose steht in direktem Zusammenhang mit der Handelspolitik der Trump-Administration. Die bereits angekündigten umfassenden Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China sowie weitere ab 2. April erwartete Zollmaßnahmen dürften die Preise in den USA kurzfristig in die Höhe treiben. Fed-Währungshüter haben wiederholt betont, dass Zölle tendenziell preistreibend wirken, auch wenn unklar bleibt, ob sie zu anhaltend höherer Inflation führen werden.

Wirtschaftswachstum unter Druck

Gleichzeitig hat die US-Notenbank ihre Wachstumsprognose für die amerikanische Wirtschaft nach unten korrigiert. Für 2025 erwartet sie nur noch ein BIP-Wachstum von 1,7 Prozent, deutlich unter der Dezember-Prognose von 2,1 Prozent. Auch für die Folgejahre 2026 und 2027 wurden die Wachstumsaussichten auf jeweils 1,8 Prozent gesenkt – bisher lag die Prognose bei 2,0 beziehungsweise 1,9 Prozent.

Die Arbeitslosenquote dürfte nach Einschätzung der Fed in diesem Jahr auf durchschnittlich 4,4 Prozent steigen, ebenfalls eine pessimistischere Einschätzung als noch im Dezember (4,3 Prozent). Für die Jahre 2026 und 2027 bleibt die Prognose unverändert bei 4,3 Prozent.

Unterschiedliche Meinungen im Fed-Gremium

Bemerkenswert ist die zunehmende Uneinigkeit innerhalb des geldpolitischen Ausschusses FOMC. Von den 19 stimmberechtigten Mitgliedern erwarten neun Währungshüter, dass der Leitzins bis Ende 2025 auf 3,75 bis 4,00 Prozent sinken wird, was zwei Zinssenkungen entspricht. Vier Mitglieder plädieren für nur eine Senkung, während weitere vier gar keine Zinssenkung in diesem Jahr für angemessen halten. Zwei FOMC-Mitglieder sprechen sich sogar für drei Zinssenkungen aus.

Diese Divergenz spiegelt die erhebliche Unsicherheit wider, mit der sich die Fed konfrontiert sieht. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder gab an, dass die Unsicherheit bezüglich ihrer Prognosen größer als üblich sei – ein deutliches Signal für die schwierige geldpolitische Lage.

Drosselung des Bilanzabbaus

Eine überraschende Entscheidung verkündete die Fed bezüglich ihres Bilanzabbaus, auch als quantitative Straffung (QT) bekannt. Ab April wird die Notenbank die monatliche Obergrenze für auslaufende Staatsanleihen, die nicht ersetzt werden, von bisher 25 Milliarden auf nur noch 5 Milliarden Dollar reduzieren. Die Obergrenze für hypothekenbesicherte Wertpapiere bleibt hingegen bei 35 Milliarden Dollar pro Monat.

Diese Entscheidung stieß nicht auf einhellige Zustimmung: Fed-Gouverneur Christopher Waller stimmte dagegen. Der verlangsamte Bilanzabbau könnte mit der aktuellen Situation rund um die US-Schuldenobergrenze zusammenhängen. Das US-Finanzministerium nutzt derzeit sein Guthaben bei der Fed, um Rechnungen zu bezahlen, was zusätzliche Liquidität in das System pumpt. Wenn die Schuldenobergrenze angehoben wird, dürfte das Finanzministerium sein Konto wieder auffüllen, was Liquidität aus dem System abziehen würde.

Seit Beginn der quantitativen Straffung 2022 hat die Fed ihre Bilanz bereits um mehr als 2 Billionen Dollar von einem Höchststand von 9 Billionen Dollar reduziert.

Marktreaktionen bleiben verhalten

Die Märkte reagierten verhalten auf die Fed-Entscheidung. Der Dollar gab gegenüber dem Euro leicht nach und notierte zuletzt mit 0,49 Prozent im Minus bei 1,0889 Dollar. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen misst, legte um 0,35 Prozent auf 103,65 Punkte zu.

An den Aktienmärkten zeigten sich positive Reaktionen: Der S&P 500 verzeichnete ein Plus von 0,82 Prozent. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel auf 4,2868 Prozent, während die Rendite zweijähriger Anleihen auf 4,033 Prozent sank.

Ausblick und Experteneinschätzungen

Marktbeobachter rechnen damit, dass Fed-Chef Jerome Powell in den kommenden Monaten weiterhin einen vorsichtigen Kurs steuern wird. „Trotz der jüngsten positiven Daten zum Verbraucherpreisindex (CPI) hat sich die vorherrschende Erwartung, dass die Federal Reserve die Zinsen nicht senken würde, bewahrheitet“, erklärte Michele Raneri von TransUnion. „Dennoch bleibt es möglich, dass Indikatoren wie die genannten CPI-Daten zusammen mit kommenden Arbeitslosenzahlen den Offenmarktausschuss dazu veranlassen könnten, später im Jahr Zinssenkungen in Betracht zu ziehen.“

Matthias Scheiber von Allspring Global Investments kommentierte: „Angesichts wachsender Sorgen um Zölle und deren möglichen Auswirkungen auf das US-Wachstum und die Inflation verfolgte die Fed einen weithin erwarteten ‚Abwarten und Beobachten‘-Ansatz bei den Zinsen. Wir glauben, dass das nächste wahrscheinliche Zeitfenster für Zinssenkungen Mai oder später sein wird.“

Michael Brown, Senior Research Analyst bei Pepperstone, fügte hinzu: „Insgesamt ist es schwer zu argumentieren, dass die März-Sitzung des FOMC ein Wendepunkt für den breiteren geldpolitischen Ausblick ist, da die politischen Entscheidungsträger genauso viel Schwierigkeiten bei der Bewertung und Prognose der Wirtschaft haben wie alle anderen Marktteilnehmer.“

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Fed an ihrem Kurs mit zwei Zinssenkungen festhalten kann oder ob steigende Inflationsraten und unsichere Wachstumsaussichten eine Neubewertung erforderlich machen werden. Eines steht jedoch fest: Der geldpolitische Pfad wird maßgeblich von den Auswirkungen der neuen Handelspolitik geprägt sein.