Die Eurozone steht zu Beginn des Jahres 2025 vor ernsten wirtschaftlichen Herausforderungen. Nach der jüngsten Stagnation im vierten Quartal 2024 kämpfen die größten Volkswirtschaften der Region mit schwachem Wachstum und steigender Arbeitslosigkeit. Besonders Deutschland, Frankreich und Italien zeigen besorgniserregende Entwicklungen, die das gesamte Währungsgebiet belasten.
Wirtschaftliche Schwäche in den Kernländern
Die drei größten Volkswirtschaften der Eurozone durchleben eine schwierige Phase. Deutschland verzeichnete im vierten Quartal 2024 einen Rückgang um 0,2 Prozent, während Frankreichs Wirtschaft um 0,1 Prozent schrumpfte. Italien stagnierte im selben Zeitraum völlig, was die strukturellen Probleme der Region deutlich macht. Bemerkenswert ist dabei, dass Deutschland seit Ende 2019 kein Wirtschaftswachstum mehr verzeichnen konnte und das Jahr 2024 mit einem Minus von 0,2 Prozent abschloss.
Arbeitsmarkt unter Druck
Die wirtschaftliche Schwäche spiegelt sich zunehmend am Arbeitsmarkt wider. In Italien stieg die Arbeitslosenquote im Dezember auf 6,2 Prozent, während die Beschäftigungsquote auf 62,3 Prozent zurückging – einer der niedrigsten Werte in der Eurozone. Besonders besorgniserregend ist die Jugendarbeitslosigkeit, die bei 19,4 Prozent verharrt. In der gesamten Eurozone erhöhte sich die Arbeitslosenquote auf 6,3 Prozent, was die zunehmenden Spannungen am Arbeitsmarkt verdeutlicht.
Geldpolitische Reaktion der EZB
Als Reaktion auf die wirtschaftliche Stagnation wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik deutlich lockert. Analysten rechnen für das laufende Jahr mit einer Senkung des Einlagensatzes um insgesamt 150 Basispunkte auf 1,50 Prozent. Diese geldpolitische Wende soll die Wirtschaft stimulieren und das Wachstum wieder ankurbeln.
Strukturelle Herausforderungen
Die Wachstumsschwäche der Eurozone hat tieferliegende Ursachen. Die Produktivitätsentwicklung bleibt schwach, und strukturelle Defizite wie komplizierte Regulierungen, politische Unstimmigkeiten und fragmentierte Märkte hemmen die wirtschaftliche Dynamik. Experten erwarten für die kommenden Jahre ein Potenzialwachstum von lediglich 1,4 Prozent – deutlich unter dem US-Niveau von 1,8 bis 1,9 Prozent.
Konsumzurückhaltung und Verbrauchervertrauen
Ein wesentlicher Faktor für die aktuelle Schwäche ist die Zurückhaltung der Verbraucher. Obwohl die Haushalte ihre während der Inflationsphase verlorenen Ersparnisse teilweise wieder aufgebaut haben, bleiben sie bei ihren Ausgaben vorsichtig. Die zunehmende Sorge um Arbeitsplätze dämpft die Konsumneigung zusätzlich, was eine schnelle wirtschaftliche Erholung unwahrscheinlich macht.
Ausblick für 2025
Die Perspektiven für das laufende Jahr bleiben gedämpft. Während die geldpolitischen Lockerungen der EZB stimulierend wirken dürften, werden die strukturellen Probleme der Eurozone weiterhin das Wachstum bremsen. Die erwartete moderate Erholung wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, das Verbrauchervertrauen zu stärken und die Investitionstätigkeit anzuregen. Gleichzeitig bleibt die Gefahr eines Handelskonflikts mit den USA ein bedeutendes Risiko für die exportorientierte europäische Wirtschaft.