Kurz zusammengefasst:
  • Gegenzölle auf US-Importe geplant
  • Viehwirtschaft befürchtet steigende Futtermittelkosten
  • Kanada kündigt eigene Vergeltungsmaßnahmen an
  • Diplomatische Spannungen nehmen parallel zu

Die Europäische Union hat am Mittwoch angekündigt, Gegenzölle auf US-Importe im Wert von bis zu 26 Milliarden Euro zu erheben. Diese Maßnahme ist eine direkte Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump eingeführten Zölle auf Stahl und Aluminium, die heute in Kraft getreten sind. Der eskalierende Handelskonflikt droht besonders den europäischen Agrarsektor zu treffen, während Trump bereits weitere Vergeltungsmaßnahmen androht.

Zollspirale zwischen Brüssel und Washington

Die Europäische Kommission plant, ab dem 1. April Zölle auf Waren wie Mais wieder einzuführen, die nach einem früheren Handelsstreit während Trumps erster Amtszeit ausgesetzt worden waren. Zusätzlich sollen ab dem 13. April Abgaben auf Produkte aus einer neuen Liste erhoben werden, darunter auch Sojabohnen. Diese Entwicklung markiert eine dramatische Verschärfung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und Europa.

Trump ließ bei einem Treffen mit dem irischen Premierminister Micheál Martin im Oval Office keine Zweifel an seiner Haltung: „Natürlich werde ich reagieren“, sagte er gegenüber Reportern. Der US-Präsident kritisierte dabei besonders Irland, dem er vorwarf, durch seine Steuerpolitik amerikanische Pharma- und andere Unternehmen abgeworben zu haben. „Die Vereinigten Staaten hätten das nicht zulassen dürfen“, betonte Trump.

Befürchtungen der europäischen Viehwirtschaft

Der europäische Verband der Futtermittelhersteller FEFAC warnt, dass EU-Zölle auf US-Getreide den ohnehin unter Druck stehenden Viehwirtschaftssektor in Europa schwer treffen könnten. FEFAC-Präsident Pedro Cordero erklärte in einer Stellungnahme, die Maßnahmen würden „die Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der EU-Viehproduktionssysteme nachteilig beeinflussen.“

Besonders der derzeit ausgesetzte Zoll von 25% auf US-Mais könnte diesen Rohstoff für wichtige europäische Importländer wie Spanien unerschwinglich machen. Die EU ist stark auf ausländische Futtermittel angewiesen, und FEFAC schlägt vor, dass Futtermittelimporte Teil einer Verhandlungslösung zwischen der EU und den USA sein könnten, um Zölle zu vermeiden.

„Die EU-Importe aus den USA könnten leicht von derzeit 4 Milliarden Euro auf 8 Milliarden Euro verdoppelt werden, wodurch das derzeitige US-Landwirtschaftshandelsdefizit mit der EU verringert würde“, betonte Cordero.

Kanada und andere Partner reagieren ebenfalls

Nicht nur die EU, sondern auch Kanada hat unmittelbare Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. Als größter ausländischer Lieferant von Stahl und Aluminium für die USA verhängt das Land 25-prozentige Vergeltungszölle auf diese Metalle sowie auf Computer, Sportausrüstung und andere Produkte im Gesamtwert von 29,8 Milliarden kanadischen Dollar. Die kanadische Zentralbank senkte zudem die Zinssätze, um die Wirtschaft des Landes auf mögliche Schäden vorzubereiten.

Trumps Maßnahmen erhöhen die effektiven Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte auf 25% und erweitern die Abgaben auf Hunderte von nachgelagerten Produkten. An den Rohstoffmärkten in Chicago fielen die Mais- und Sojabohnen-Futures am Mittwoch, da Händler befürchten, dass die US-Agrarexporte durch Trumps Zollpolitik beeinträchtigt werden könnten.

Finanzielle Herausforderungen für Europa

Der eskalierte Handelskonflikt trifft die europäischen Staaten in einer Zeit erhöhter finanzieller Belastungen. Besonders Frankreich steht vor der Herausforderung, seine Verteidigungsausgaben erheblich zu erhöhen, ohne dabei die ohnehin angespannten öffentlichen Finanzen weiter zu belasten.

Präsident Emmanuel Macron forderte diesen Monat, dass europäische Länder ihre Verteidigungsausgaben auf 3-3,5% des Bruttoinlandsprodukts erhöhen sollten – angesichts der Bedrohungen durch Russland und der Aussicht auf eine reduzierte Sicherheitsrolle der USA in Europa. Für Frankreich würde dies eine Steigerung um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr bedeuten.

„Angesichts unserer aktuellen Haushaltslage können diese neuen Mittel nur im Rahmen unserer Pläne zur Defizitreduzierung bereitgestellt werden“, erklärte Finanzminister Eric Lombard vor dem Senat. Die französische Regierung plant, das Haushaltsdefizit des öffentlichen Sektors von 5,4% des BIP in diesem Jahr – eines der größten Defizite in der Europäischen Union – bis 2029 auf die EU-Obergrenze von 3% zu senken.

Diplomatische Spannungen verschärfen sich

Parallel zum Handelskonflikt verschlechtern sich auch die diplomatischen Beziehungen zwischen wichtigen globalen Akteuren. Großbritannien hat am Mittwoch als Reaktion auf die Ausweisung zweier britischer Diplomaten durch Russland die Akkreditierung eines russischen Diplomaten widerrufen. „Es ist klar, dass der russische Staat aktiv darauf hinarbeitet, die britische Botschaft in Moskau zur Schließung zu drängen, und keine Rücksicht auf die gefährlichen eskalierenden Auswirkungen nimmt“, erklärte ein Sprecher des britischen Außenministeriums.

Die russische Seite hatte zwei britische Diplomaten am Montag der Spionage beschuldigt – Vorwürfe, die Großbritannien als „grundlos“ zurückwies – und ihnen zwei Wochen Zeit gegeben, das Land zu verlassen. Moskau zeigt sich verärgert über Großbritanniens fortgesetzte militärische Unterstützung für die Ukraine und die jüngsten Äußerungen von Premierminister Keir Starmer über die mögliche Entsendung britischer Bodentruppen in die Ukraine im Rahmen einer potenziellen Friedenstruppe.

US-Politik weiterhin unberechenbar

In Washington sorgt die Politik der Trump-Administration für weitere Unsicherheit. Das von Republikanern kontrollierte US-Repräsentantenhaus hat am Dienstag einen Überbrückungshaushalt verabschiedet, um Bundesbehörden über den Freitag hinaus zu finanzieren und eine teilweise Schließung der Regierung zu verhindern. Die Maßnahme wurde mit einer nahezu parteilichen Abstimmung von 217 zu 213 verabschiedet.

Gleichzeitig treibt Trump seinen drastischen Personalabbau im öffentlichen Dienst voran. Bislang wurden mindestens 100.000 der 2,3 Millionen zivilen Mitarbeiter der Regierung entweder entlassen oder haben eine Abfindung erhalten. Trump hat zudem Behörden, die sich mit Auslandshilfe und Verbraucherschutz befassen, praktisch geschlossen und eine zweite Entlassungsrunde angeordnet.

In der Federal Reserve plant der US-Präsident unterdessen, Gouverneurin Michelle Bowman als Vizevorsitzende für die Bankenaufsicht zu nominieren, wie ein Beamter des Weißen Hauses mitteilte. Bowman, eine ehemalige Gemeinschaftsbankerin und häufige Kritikerin übereifrigen Bankenregulierung, würde Michael Barr ersetzen, einen demokratischen Biden-Kandidaten, der Ende Februar von diesem Aufsichtsposten zurücktrat.

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und der EU, gepaart mit zunehmenden diplomatischen Spannungen weltweit, schafft ein Umfeld erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit, das die globalen Märkte in den kommenden Monaten weiter belasten dürfte.