Kurz zusammengefasst:
  • Euro profitiert von abgeschwächter US-Konjunktur
  • Erwartung mehrerer Zinssenkungen der Notenbank
  • Handelspolitische Maßnahmen verunsichern Investoren
  • Bankenregulierung öffnet Krypto-Aktivitäten

Die US-Wirtschaft zeigt deutliche Anzeichen einer Abkühlung, wie die jüngsten Arbeitsmarktdaten belegen. Mit 151.000 neuen Stellen im Februar 2025 blieb das Jobwachstum hinter den Erwartungen von Analysten zurück, die mit 160.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet hatten. Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte und die Geldpolitik der Federal Reserve, während gleichzeitig innenpolitische Entscheidungen der Trump-Administration für zusätzliche Unsicherheit sorgen.

Dollarschwäche prägt Devisenmärkte

Der US-Dollar erreichte mehrmonatige Tiefstände gegenüber Euro und Yen, nachdem die schwächeren Arbeitsmarktdaten veröffentlicht wurden. Der Dollar-Index, der den Wert der US-Währung gegenüber sechs wichtigen Währungen misst, fiel um 0,4% auf 103,81 und verzeichnete mit einem Rückgang von 3,5% seine schlechteste Wochenperformance seit November 2022. Besonders auffällig war die Stärkung des Euro, der mit einem Gewinn von 4,5% seine beste Woche seit 16 Jahren erlebte und auf 1,0845 Dollar kletterte.

„Die moderateren durchschnittlichen Stundenlöhne sind wahrscheinlich eine Erleichterung für die Fed, die weiterhin Inflationsdruck sowohl am Arbeitsmarkt als auch in der breiteren Wirtschaft bewertet“, kommentierte Natalia Lojevsky, Geschäftsführerin bei CIFC Asset Management. Das durchschnittliche Lohnwachstum verlangsamte sich auf 0,3% im Monatsvergleich, nach einem Anstieg von 0,5% im Januar.

Die Volatilität an den Währungsmärkten wurde dabei nicht nur durch US-Wirtschaftsdaten angetrieben, sondern auch durch bedeutende Entwicklungen in Europa, wo Deutschland seine fiskalischen Beschränkungen lockerte, um Ausgaben zu steigern und Wachstum anzukurbeln.

Fed-Politik im Fokus der Märkte

Die Arbeitsmarktdaten verstärkten die Erwartungen am Markt für mehrfache Zinssenkungen der Federal Reserve im laufenden Jahr. Futures für US-Zinssätze preisten nach dem Beschäftigungsbericht für 2025 Zinssenkungen von insgesamt 78 Basispunkten ein, was etwa drei Zinssenkungen von je 25 Basispunkten entspricht. Die erste Zinssenkung wird voraussichtlich im Juni erfolgen.

Fed-Chef Jerome Powell signalisierte bei einer Rede an der University of Chicago School of Business jedoch, dass die US-Notenbank es nicht eilig haben wird, die Zinsen zu senken, während sie auf mehr Klarheit wartet, wie sich die Politik der Trump-Regierung auf die Wirtschaft auswirkt. Powell deutete auch mögliche Änderungen am viel beachteten „Dot Plot“ an – den Zinsprognosen der Fed-Mitglieder – als Teil einer umfassenden Überprüfung des geldpolitischen Rahmens, die bis Ende des Sommers abgeschlossen sein soll.

„Bei den Kommunikationen, insbesondere unseren Mitteilungen nach den Sitzungen, werden wir einen genauen Blick auf den SEP werfen und uns auch mit anderen Zentralbanken weltweit vergleichen“, sagte Powell und bezog sich dabei auf die Zusammenfassung der wirtschaftlichen Projektionen der Fed. Die individuellen Zinsprognosen der 19 Fed-Mitglieder, die als Punkte dargestellt werden, dienen Ökonomen und Finanzmärkten als Orientierung für die wahrscheinliche Zinspolitik der Fed.

Handelspolitik verunsichert Investoren

Die Finanzmärkte bleiben trotz der soliden, wenn auch schwächeren Arbeitsmarktdaten, von Unsicherheiten über die Handelspolitik und weitreichende Kürzungen der Bundesausgaben dominiert. Die Trump-Administration hat in den vergangenen Wochen für Verwirrung mit wechselhaften Ankündigungen zu Zöllen gegen Mexiko, Kanada und China gesorgt.

„Man wird nicht einstellen, man wird keine Investitionsausgaben planen, bis man sieht, wie sich diese Dinge entwickeln“, sagte Chris Grisanti, Chefmarktstratege bei MAI Capital Management. „Ich vermute, dass wir das in künftigen monatlichen Zahlen sehen werden.“

Treasury Secretary Scott Bessent erklärte, die US-Wirtschaft könnte sich verlangsamen, während sie von öffentlichen Ausgaben zu mehr privaten Ausgaben übergehe. Er bezeichnete dies als eine „Entgiftungsphase“, die notwendig sei, um ein nachhaltigeres Gleichgewicht zu erreichen.

Die Auswirkungen der protektionistischen Maßnahmen könnten sich in den kommenden Monaten verstärkt in den Wirtschaftsdaten niederschlagen. Fed-Chef Powell betonte, dass ein einmaliger Preisanstieg aufgrund von Zöllen keine geldpolitische Reaktion erfordere, was darauf hindeutet, dass die Fed zwischen zollbedingter und nachfragegetriebener Inflation unterscheiden wird.

Auswirkungen auf humanitäre Hilfe und globale Programme

Parallel zu den wirtschaftspolitischen Unsicherheiten sorgt der von der Trump-Administration verhängte 90-tägige Stopp nahezu aller Auslandshilfen für erhebliche Beunruhigung bei Hilfsorganisationen. Amerikanische Organisationen für Auslandshilfe gaben an, dass ihnen mehr als 671 Millionen Dollar für bereits geleistete Arbeit zustehen, die laut einer Gerichtsentscheidung bis zum kommenden Montag gezahlt werden müssen.

Die Aussetzung der Mittel hat weltweit humanitäre Programme ins Chaos gestürzt. „Schwere Mittelkürzungen waren ein Schlag für unsere lebensrettende Arbeit“, sagte UN-Hilfschef Tom Fletcher. Er habe die humanitären Koordinatoren der UN weltweit aufgefordert, bis Ende nächster Woche zu berichten, „wo wir am dramatischsten kürzen müssen und welche Auswirkungen die schwierigen Entscheidungen haben werden, welche Leben wir nicht retten können.“

Obwohl einige Entscheidungen über Mittelkürzungen bereits rückgängig gemacht wurden, beklagen viele Organisationen eine anhaltende Unklarheit über Finanzierungszusagen. „Unsere vielen lebensrettenden, von den USA finanzierten Projekte, die von Aussetzung über Ausnahmegenehmigungen zu Beendigung, Revision und jetzt grünes Licht gegangen sind, werden immer noch gelähmt sein, da noch keine Kosten erstattet wurden“, sagte NRC-Generalsekretär Jan Egeland.

Marktreaktionen und Investorenbewegungen

Die Wall Street zeigt sich trotz der Hoffnung auf Zinssenkungen weiterhin nervös. Die Aktien schwankten am Freitag wild, wobei der S&P 500 im Nachmittagshandel kaum verändert war. Die wichtigsten Indizes reduzierten ihre Verluste nach Powells beruhigenden Kommentaren, dass die Wirtschaft „weiterhin in einem guten Zustand“ sei.

Für einige Investoren waren die jüngsten Anzeichen einer Wachstumsschwäche und die Aussicht auf weitere Marktturbulenzen aufgrund von Zöllen ein Signal, um Risiken abzubauen. „Ich habe dazu geraten, Gewinne bei US-Large-Cap-Tech-Positionen, die große Gewinner waren, mitzunehmen und in einige der zurückbleibenden Bereiche des Marktes wie internationale Werte und hier zu Hause Mid-Caps und Small-Caps umzuschichten“, sagte Talley Leger, Chefmarktstratege bei The Wealth Consulting Group.

Die Nachfrage nach defensiven Optionskontrakten ist stark gestiegen. Der Cboe Volatility Index, ein optionsbasiertes Maß für die Nachfrage nach Schutz vor Kursrückgängen am Aktienmarkt, stieg auf ein Fast-3-Wochen-Hoch von 26,56.

Regulatorische Entwicklungen im Kryptobereich

Inmitten der wirtschaftlichen Unsicherheit gibt es auch positive Entwicklungen für den Finanzsektor. Das Office of the Comptroller of the Currency (OCC), die US-Aufsichtsbehörde für nationale Banken, stellte klar, dass Banken bestimmte Krypto-Aktivitäten ausüben dürfen, darunter die Verwahrung von Krypto-Assets, einige Stablecoin-Aktivitäten und die Teilnahme an Distributed-Ledger-Netzwerken.

Die OCC hob auch frühere Richtlinien auf, die Banken aufforderten, alle Krypto-Aktivitäten vorab mit den Regulierungsbehörden abzustimmen. Diese Entscheidung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Trump-Administration Pläne für eine strategische Bitcoin-Reserve vorantreibt.

Die Entwicklungen in der Kryptoregulierung könnten neue Geschäftsmöglichkeiten für traditionelle Finanzinstitute eröffnen und die Integration von Kryptowährungen in das bestehende Finanzsystem beschleunigen.

Ausblick für die kommenden Monate

Die Kombination aus einer sich abkühlenden Wirtschaft, handelspolitischen Unsicherheiten und einer abwartenden Haltung der Fed dürfte die Finanzmärkte in den kommenden Monaten weiter prägen. Während die Fed wahrscheinlich an mehreren Zinssenkungen im Jahr 2025 festhalten wird, könnten das Tempo und der Umfang der Lockerung durch die Entwicklungen in der Handels- und Fiskalpolitik beeinflusst werden.

Die Verbraucher zeigen bisher trotz der wirtschaftlichen Unsicherheit Widerstandsfähigkeit, wie der Anstieg des Verbraucherkredits auf 18,08 Milliarden Dollar zeigt – ein höherer Wert als die prognostizierten 15,60 Milliarden Dollar. Dies deutet auf ein anhaltendes Vertrauen der Verbraucher in ihre zukünftigen Einkommensaussichten hin, auch wenn der Wert deutlich unter dem Vormonatswert von 37,05 Milliarden Dollar liegt.

Die nächsten Wirtschaftsdaten werden entscheidend sein, um die Richtung der Geldpolitik und die Reaktion der Märkte zu bestimmen, während gleichzeitig die Auswirkungen der handelspolitischen Entscheidungen genau beobachtet werden müssen.