Dollar im Sturzflug: Trump gegen Fed

US-Präsident Trump erhöht Druck auf Fed-Chef Powell, während Dollar auf Dreijahrestief fällt und Aktienmärkte einbrechen. Handelskonflikt mit China verschärft Unsicherheit.

Kurz zusammengefasst:
  • Dollar erreicht niedrigsten Stand seit drei Jahren
  • Wall Street verzeichnet schwere Verluste
  • Gold und Schweizer Franken als sichere Häfen gefragt
  • Experten warnen vor Folgen politischer Einflussnahme

Der Dollar stürzte am Montag auf ein Dreijahrestief, während die US-Aktienmärkte schwere Verluste erlitten. Auslöser waren die eskalierenden Angriffe von Präsident Donald Trump auf den Chef der US-Notenbank Federal Reserve, Jerome Powell. Die Attacken schüren Sorgen um die Unabhängigkeit der Zentralbank und verstärken die Marktturbulenzen, die bereits durch den sich verschärfenden Handelskrieg mit China ausgelöst wurden.

Trumps Frontalangriff auf Powell

In einer harschen Stellungnahme auf der Plattform Truth Social bezeichnete Trump den Fed-Vorsitzenden als "großen Verlierer" und forderte eine sofortige Zinssenkung. "Mit diesen Kosten, die so schön nach unten tendieren, genau wie ich es vorhergesagt hatte, kann es fast keine Inflation geben, aber es kann zu einer VERLANGSAMUNG der Wirtschaft kommen, wenn Herr Too Late, ein großer Verlierer, die Zinsen JETZT nicht senkt", schrieb der US-Präsident.

Die verbale Attacke folgt auf Trumps frühere Äußerung, Powells Entlassung "könne nicht schnell genug kommen". Wirtschaftsberater Kevin Hassett bestätigte am Freitag, dass der Präsident und sein Team prüfen würden, ob sie Powell entlassen könnten – eine Aussage, die die Märkte weiter verunsicherte.

Märkte im Ausverkaufsmodus

Die Wall Street reagierte mit einem Ausverkauf. Der Dow Jones Industrial Average fiel um 3,19% auf 37.897,51 Punkte, während der S&P 500 172,69 Punkte oder 3,27% auf 5.110,12 Punkte verlor. Der technologielastige Nasdaq Composite gab sogar 3,48% nach und schloss bei 15.719,60 Punkten. Besonders stark betroffen waren die als "Magnificent Seven" bekannten Mega-Cap-Wachstumsaktien.

Der S&P 500 liegt nun 17% unter seinem Rekordhoch vom 19. Juni. Sollte der Index 20% unter diesen Wert fallen, würde dies offiziell einen Bärenmarkt bestätigen.

Dollar unter Druck

Parallel dazu geriet der Dollar massiv unter Druck und erreichte mit einem Indexstand von 97,923 seinen niedrigsten Wert seit März 2022. Gegenüber dem Schweizer Franken fiel die US-Währung auf ein Zehnjahrestief, während der Euro erstmals seit November 2021 über die Marke von 1,15 Dollar stieg.

"Es ist wirklich ein Buffet für jeden Dollar-Bären… von der erhöhten Unsicherheit durch selbstverschuldete Schäden durch Zölle bis hin zum Vertrauensverlust schon vor den Powell-Nachrichten", erklärte Vishnu Varathan, Leiter der Makroforschung für Asien ohne Japan bei Mizuho.

Anleger flüchteten in sichere Häfen wie Gold, das mit 3.430,18 Dollar pro Unze ein Rekordhoch erreichte, und den Schweizer Franken.

Fed unter politischem Druck

Die US-Notenbank hatte nach einer Serie von Zinssenkungen Ende letzten Jahres ihren Leitzins seit Dezember in der Spanne von 4,25% bis 4,50% belassen. Powell und andere Fed-Mitglieder zögern mit weiteren Zinssenkungen, da sie befürchten, dass Trumps Zollpläne zu einem anhaltenden Inflationsanstieg führen könnten.

Chicago-Fed-Präsident Austan Goolsbee betonte am Montag: "Die Auswirkungen von Zöllen auf die Makroökonomie könnten potenziell gering sein. Wir wissen nicht, wie sich das auf die Lieferkette auswirken wird, daher denke ich, dass wir etwas beständiger sein und versuchen wollen, die Entwicklung zu verstehen, bevor wir handeln."

Experten warnen vor den Folgen einer potenziellen Einmischung in die Unabhängigkeit der Fed. "Wenn das doppelte Mandat der Zentralbank – Preisstabilität zu wahren und Vollbeschäftigung zu fördern – mit neuen, vom Weißen Haus definierten Zielen verwässert wird, könnten sich die politischen Entscheidungsträger außerstande sehen, die Politik angesichts eines plötzlichen Preisanstiegs drastisch zu straffen", erklärte Karl Schamotta, Chefmarktstratege bei Corpay in Toronto.

Chinas Warnung verschärft Handelsspannungen

Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China verschlechterten sich weiter, nachdem Peking andere Länder vor dem Abschluss von Geschäften mit den Vereinigten Staaten auf Kosten Chinas gewarnt hatte. Diese Entwicklung verschärft den eskalierenden Zollkrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.

Während die Märkte einbrechen, bereiten sich Unternehmen auf die Veröffentlichung ihrer Quartalsergebnisse vor. Diese Woche werden Berichte von wichtigen Unternehmen wie Tesla, Alphabet, Boeing, Northrop Grumman, Lockheed Martin und 3M erwartet. Laut LSEG-Daten haben bisher 68% der 59 berichtenden Unternehmen die Erwartungen der Wall Street übertroffen.

Unsicherheit prägt den Ausblick

Der Wachstumsausblick und die allgemeine Stimmung haben sich verschlechtert, da Trump seine Bemühungen verstärkt hat, Importsteuern auf Waren von wichtigen US-Handelspartnern und viele Kernprodukte zu erheben. Führende Wirtschaftsexperten haben die geschätzten Chancen für eine Rezession in diesem Jahr angehoben.

Der Leading Economic Indicators Index des Conference Board fiel im März um 0,7% und deutet laut Justyna Zabinska-La Monica, Senior Managerin für Konjunkturindikatoren beim Conference Board, auf eine "Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit" hin, wobei das Verbrauchervertrauen und die Produktion schwächer werden und die Aktienkurse sinken.

Während die Inflation in den kommenden Monaten voraussichtlich zurückgehen wird, besteht breite Einigkeit darüber, dass die von Trump geplanten Importzölle sie im weiteren Jahresverlauf wieder auf etwa 4% oder mehr treiben könnten.

Inmitten dieser wirtschaftlichen Turbulenzen kündigte die Federal Reserve Bank of New York am Montag die Ernennung von Anna Nordstrom zur permanenten Leiterin ihrer Markets Group an. Nordstrom, die seit 2008 bei der New York Fed tätig ist, leitete die Gruppe seit Dezember interimistisch nach dem Rücktritt der früheren Märktechefin Michelle Neal. Diese Personalie unterstreicht die Kontinuitätsbestrebungen der Fed in unruhigen Zeiten.

Während die Finanzmärkte mit den unmittelbaren Auswirkungen der politischen Unsicherheit kämpfen, warnte das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) am Montag vor einer anderen globalen Bedrohung: Asiatische Verbrechersyndikate hinter der milliardenschweren Cyberbetrugsbranche expandieren weltweit, auch nach Südamerika und Afrika.

Die USA allein meldeten im Jahr 2023 Verluste von mehr als 5,6 Milliarden Dollar durch Kryptowährungsbetrug, darunter mehr als 4 Millionen Dollar bei sogenannten "Pig-Butchering"-Betrügereien oder Liebesbetrügereien, die darauf abzielen, oft älteren und gefährdeten Menschen Geld zu entlocken – ein Hinweis auf die wachsenden finanziellen Risiken im digitalen Zeitalter, die parallel zu den traditionellen Marktrisiken verlaufen.

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