Kurz zusammengefasst:
  • Leitzinssenkung auf 4,5 Prozent beschlossen
  • Bausektor verzeichnet deutlichen Einbruch
  • Notenbank halbiert Wachstumsprognose für 2025
  • Pfund und Anleiherenditen unter Druck

Die Bank of England hat heute die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 4,5% gesenkt, während der britische Bausektor im Januar den stärksten Rückgang seit fast einem Jahr verzeichnete. Diese parallelen Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die komplexe Lage der britischen Wirtschaft Anfang 2025.

Zinspolitische Wende mit Nebenwirkungen

Die erste Zinssenkung des Jahres erfolgte trotz nach oben korrigierter Inflationsprognosen. Die Notenbank erwartet nun einen Anstieg der Teuerungsrate auf bis zu 3,7% im dritten Quartal – deutlich über der bisherigen Prognose von 2,8%. Dennoch stimmten die Währungshüter mehrheitlich für eine Lockerung der Geldpolitik. Zwei externe Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses, Catherine Mann und Swati Dhingra, plädierten sogar für eine stärkere Senkung um 0,5 Prozentpunkte.

Märkte reagieren deutlich

Die Zinsentscheidung löste unmittelbare Reaktionen an den Finanzmärkten aus. Das britische Pfund gab gegenüber wichtigen Währungen nach und fiel zum US-Dollar auf 1,2370. Die Renditen zweijähriger britischer Staatsanleihen sanken auf 4,08%. Gleichzeitig legten die wichtigen Aktienindizes FTSE 100 und FTSE 250 jeweils über 1,5% zu.

Strukturelle Herausforderungen im Bausektor

Parallel zur geldpolitischen Entwicklung offenbaren neue Daten eine deutliche Schwäche im Bausektor. Der S&P Global/CIPS UK Construction PMI fiel im Januar überraschend stark auf 48,1 Punkte, nach 53,3 im Dezember. Besonders der Wohnungsbau leidet unter der schwachen Nachfrage, hohen Finanzierungskosten und dem eingetrübten Wirtschaftsausblick.

Staatsanleihen im Fokus

In diesem Umfeld mehren sich die Stimmen für eine Anpassung der britischen Staatsfinanzierung. Anleihehändler und Investoren empfehlen eine Verlagerung hin zu kürzeren Laufzeiten. Die durchschnittliche Laufzeit britischer Staatsanleihen liegt mit 14 Jahren deutlich über dem internationalen Durchschnitt, was angesichts veränderter Marktbedingungen zunehmend kritisch gesehen wird.

Ausblick bleibt herausfordernd

Die Bank of England hat ihre Wachstumsprognose für 2025 auf 0,75% halbiert und erwartet eine Rückkehr der Inflation zum 2%-Ziel erst Ende 2027. Notenbankchef Andrew Bailey betonte die Notwendigkeit eines „graduellen und vorsichtigen Ansatzes“ bei weiteren Zinssenkungen. Marktbeobachter erwarten für 2025 weitere Zinssenkungen, wobei die genaue Anzahl und das Tempo von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen werden.

Die Kombination aus geldpolitischer Lockerung und strukturellen Herausforderungen in Schlüsselsektoren wie dem Baugewerbe verdeutlicht die komplexe Aufgabe, die britische Wirtschaft wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zu führen. Während die Zinssenkung kurzfristig für Entlastung sorgen könnte, bleiben die längerfristigen Herausforderungen bestehen.