- Arbeitslosenanträge unter Analystenerwartungen
- Zentralbanken halten Leitzinsen konstant
- Handelsspannungen dämpfen Wirtschaftsprognosen
- Gold erreicht neuen Höchststand
Die jüngsten Wirtschaftsdaten zeichnen ein vorsichtig optimistisches Bild für die Weltwirtschaft im Frühjahr 2025, wobei der US-Arbeitsmarkt trotz zunehmender globaler Handelsspannungen überraschend widerstandsfähig bleibt. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA stiegen in der vergangenen Woche nur leicht auf 223.000 an – ein Wert, der knapp unter den von Analysten erwarteten 224.000 liegt und auf eine anhaltende Stabilität am Arbeitsmarkt hindeutet.
Arbeitsmarkt trotzt Unsicherheiten
Die US-Arbeitslosenstatistik zeigt weiterhin eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit gegenüber den wachsenden globalen Handelsunsicherheiten. „Der Arbeitsmarkt blieb im März stabil, obwohl sich die Aussichten aufgrund steigender Handelsspannungen und drastischer Kürzungen der Staatsausgaben verdunkeln“, kommentieren Arbeitsmarktexperten die neuesten Zahlen. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bewegen sich seit Jahresbeginn in einem relativ engen Bereich zwischen 203.000 und 242.000, wobei die Entlassungen generell niedrig und die Einstellungen leicht rückläufig bleiben.
Die US-Notenbank Federal Reserve hielt am Mittwoch ihren Leitzins in der Spanne von 4,25% bis 4,50% und signalisierte damit ihre Besorgnis über die wirtschaftliche Unsicherheit. Fed-Vorsitzender Powell erklärte, dass „die Bedingungen am Arbeitsmarkt weitgehend ausgeglichen sind“, während er gleichzeitig auf die erhöhten Unsicherheiten im Zusammenhang mit der US-Handelspolitik hinwies.
Ähnlich vorsichtig agierte die Bank of England (BoE), die ihren Leitzins ebenfalls unverändert bei 4,5% beließ. Mit einer deutlichen Mehrheit von 8:1 Stimmen entschied sich das geldpolitische Komitee gegen eine Zinssenkung. BoE-Gouverneur Andrew Bailey betonte: „Derzeit herrscht eine hohe wirtschaftliche Unsicherheit.“ Die britische Zentralbank geht zwar weiterhin von einem allmählichen Zinssenkungspfad aus, vermied jedoch jegliche Festlegung auf einen konkreten Zeitplan.
Handelsspannungen belasten Wirtschaftsausblick
Donald Trumps oft chaotische Zollpolitik hat die Stimmung in der Wirtschaft deutlich belastet. Ökonomen weisen darauf hin, dass die politische Volatilität es für Unternehmen zunehmend schwieriger macht, vorausschauend zu planen. Vergangene Woche drohte Trump mit einem 200-prozentigen Zoll auf Wein, Cognac und andere Alkoholimporte aus Europa, was eine neue Front in einem globalen Handelskrieg eröffnet, der die Finanzmärkte erschüttert und Rezessionsängste schürt.
Die OECD warnte bereits, dass Trumps eskalierender Handelskrieg das US-Wachstum beeinträchtigen könnte – eine Einschätzung, die zu einem Einbruch des S&P 500 um 8% im letzten Monat beigetragen hat. Der Index hat damit alle Gewinne verloren, die er kurz nach Trumps Wiederwahl im November erzielt hatte.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Prognosen der Federal Reserve wider, die ihre Wachstumsaussichten für 2025 nach unten korrigiert und ihre Inflationsprognose angehoben hat. Die Zentralbank gab an, dass die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten zugenommen habe.
Luxusbranche und globale Märkte unter Druck
Nicht nur die allgemeine Wirtschaft, auch spezifische Branchen spüren bereits die Auswirkungen der Handelsunsicherheiten. Die Luxusmodeindustrie durchlebt aktuell eine Flaute, die zu Designerwechseln bei Top-Häusern wie Gucci, Chanel und Dior führt. Diese Umstrukturierungen sollen frischen Wind in die Marken bringen, ohne jedoch zu radikale Veränderungen vorzunehmen, die wohlhabende Kunden verunsichern könnten.
„Marken stehen mehr denn je unter Druck, Kreativität mit kommerzieller Tragfähigkeit in Einklang zu bringen und gleichzeitig in einem sich ständig verändernden Markt relevant zu bleiben“, erklärt Lydia King, Einkaufs- und Merchandising-Direktorin beim britischen Luxus-Kaufhaus Liberty.
Mit China, das weiterhin gedämpft bleibt, setzen Luxusmarken ihre Hoffnungen in diesem Jahr auf den US-Markt, obwohl sich auch dort Anzeichen wirtschaftlicher Unsicherheit mehren. Der Luxussektor insgesamt – der zwischen 2019 und 2023 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 10% verzeichnete – wird 2025 voraussichtlich nur um etwa 4% wachsen, wobei amerikanische Käufer mehr als ein Drittel des globalen Wachstums ausmachen werden.
Auch am kanadischen Aktienmarkt macht sich die Unsicherheit bemerkbar. Die Futures auf den S&P/TSX-Index fielen am Donnerstag um 0,21%, während die E-Mini-Futures auf den S&P 500 um 0,7% nachgaben. Die politischen Entwicklungen in Kanada standen ebenfalls im Mittelpunkt, nachdem der Globe and Mail berichtete, dass der neu ernannte Premierminister Mark Carney voraussichtlich vorgezogene Neuwahlen für den 28. April ausrufen wird.
Rohstoffe als sicherer Hafen
Während die Aktienmärkte schwächeln, verzeichnen Edelmetalle Rekordstände. Gold erreichte am Donnerstag ein neues Allzeithoch von 3.057,21 Dollar pro Unze, bevor es auf 3.026,18 Dollar zurückfiel – ein Rückgang von 0,7%. Der Goldpreis profitiert von der erhöhten Nachfrage nach sicheren Anlagen aufgrund des Zusammenbruchs des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas, den wechselhaften Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sowie der gestiegenen Unsicherheit über die US-Wirtschaft unter Trump.
Auch die Ölpreise stiegen am Donnerstag weiter an, gestützt durch einen schwächeren US-Dollar und positive Nachfrageaussichten in den USA, dem weltweit größten Kraftstoffverbraucher, nachdem die Kraftstoffvorräte stärker als erwartet gesunken waren.
Ausblick bleibt vorsichtig optimistisch
Trotz der bestehenden Herausforderungen deuten die jüngsten Wirtschaftsdaten auf eine gewisse Widerstandsfähigkeit hin. Die US-Wirtschaft fügte im Februar 151.000 Arbeitsplätze hinzu, und die Bank of England hat ihre Wachstumsprognose für die britische Wirtschaft im ersten Quartal 2025 leicht auf 0,25% nach oben korrigiert, gegenüber einer früheren Prognose von 0,1%.
Diese Zahlen sprechen für eine langsame, aber stetige wirtschaftliche Erholung, die jedoch durch die anhaltenden Handelsspannungen und geopolitischen Unsicherheiten gefährdet bleibt. Zentralbanken weltweit navigieren vorsichtig durch diese unsicheren Gewässer und signalisieren eine datenabhängige Herangehensweise an künftige geldpolitische Entscheidungen.
Während Investoren und Unternehmen die Entwicklung der globalen Handelspolitik und deren Auswirkungen auf Inflation und Wirtschaftswachstum genau beobachten, bleibt die Botschaft der Zentralbanken klar: Vorsicht ist geboten, und es gibt keine festgelegten Pfade für die Geldpolitik in den kommenden Monaten.