Renten-ETFs waren im vergangenen Jahr keine beglückende Anlage. Doch das ändert sich jetzt. Was diese Fonds so spannend macht und worauf Investoren achten sollten, wissen Stefan Toetzke und Edda Vogt im ETF Magazin.
10. Oktober 2023. MÜNCHEN (ETF Magazin). Mit dem Ende der Nullzinsphase kommen fest verzinste Investments wieder aus dem Schatten. Das gilt auch für die spannende Alternative zur einzelnen Anleihe, den Renten-ETF. Renten-ETFs werden wie Aktien-ETFs an einer Börse untertägig gehandelt. Sie dienen dazu, in der strategischen Allokation die Anlageklasse Anleihen abzubilden oder in der taktischen Allokation eine spekulative Meinung umzusetzen. Anleihen-Investments via Renten-ETFs haben viele Vorteile, aber es sind auch einige Besonderheiten zu beachten.
Wie Aktien-ETFs ermöglichen Renten-ETFs eine Beteiligung an einem Korb von Wertpapieren, in diesem Fall einem Korb von Anleihen. Sie decken alle Bereiche des Marktes ab, von erstklassigen Staatsanleihen über spekulative Schuldtitel aus Schwellenländern zu Green Bonds, die Klimaprojekte finanzieren. Analog zu Aktien-ETFs bieten auch Renten-ETFs etliche Vorteile gegenüber dem Kauf einzelner Anleihen. So ermöglichen sie ohne großen Aufwand ein breit diversifiziertes Anleihen-Portfolio. Zudem ist der Handel der Renten-ETFs liquider als bei den meisten Anleihen.
Vor allem privaten Anlegerinnen und Anlegern erleichtern sie zudem ein Renten-Investment aufgrund weiterer Eigenschaften: So sind Renten-ETFs viel kleiner gestückelt als Anleihen, die oft eine Mindestanlagesumme und -stückelung vom 100.000 Euro haben. Außerdem ist mit der Verpflichtung der Emittenten zur Bestimmung eines Zielmarkts und der Veröffentlichung eines Basisinformationsblatts das Anlageuniversum für Private stark eingeschränkt worden. Über ETFs sind jedoch viele Anleihen wieder zugänglich.
Im Gegensatz zu klassischen Rentenfonds sind Anleihen-ETFs auch sehr transparent in ihrer Bepreisung und Zusammensetzung. Ein weiterer Vorteil der ETFs besteht in einer Umgehung der Laufzeiten. Ausgelaufene Anleihen werden einfach durch neue ersetzt. Anleger müssen also nicht selbst tätig werden. Allerdings kommt es dadurch zu einem höheren Durationsrisiko. Doch auch darauf hat eine neue Generation von Renten-ETFs eine Antwort. Mehr dazu später.
Der Prozess der Auswahl eines Renten-ETFs ähnelt der Vorgehensweise bei Aktien-ETFs. Zuerst wird definiert, in welche Art von Anleihen investiert werden soll. Dabei gibt es mehrere Kriterien. Die beiden wichtigsten sind das Laufzeitsegment bzw. die Duration sowie die Bonitätskategorie (das Rating). Beim Rating ist noch zu unterscheiden, ob es sich beim Emittenten um einen Staat handelt oder um ein Unternehmen.
Anleihen jeder Klasse
Renten-ETFs lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen: Staatsanleihen-ETFs umfassen festverzinslichen Wertpapiere, die von Regierungen souveräner Staaten ausgegeben werden. Bundesanleihen, US-Staatsanleihen und britische Gilts gehören zu dieser Kategorie. Ferner gibt es Renten-ETFs für Papiere staatsähnlicher Emittenten (Municipals). Diese ETFs enthalten festverzinsliche Wertpapiere der öffentlichen Hand, vorwiegend von Bundesländern, Städten, Gemeinden oder staatsnahen öffentlichen Organisationen.
ETFs mit Unternehmensanleihen (Corporates) investieren in Schuldtitel von Unternehmen. Bankenanleihen (Financials) konzentrieren sich auf Papiere der Finanzinstitute, die neben Staaten die größten Anleihen-Emittenten sind. Financials werden meist den Unternehmensanleihen zugeordnet. Für Anleger, die diese gezielt ausschließen wollen, gibt es passende ETFs, die meist „ex financials“ im Namen führen.
Renten-ETFs unterscheiden sich zudem häufig durch ihre geografische Ausrichtung. So gibt es ETFs, die ausschließlich in Anleihen der Eurozone oder andere Regionen investieren, aber auch ETFs mit Rentenpapieren einzelner Länder wie die USA oder Deutschland. Schließlich gibt es auch umfassende Renten-ETFs. Diese Aggregate investieren weltweit in Staatsanleihen und in Unternehmensanleihen.
Eine weitere Spezialität der Unternehmensanleihen sind Wandelanleihen (Convertibles), für die es auch eigene ETFs gibt. Auch für einige Sektoren gibt es Renten-ETFs ebenso wie ETFs, die bestimmte Strategien verfolgen. Ein Beispiel für solch eine Strategie sind die Fallen-Angels-ETFs. Sie investieren in Unternehmensanleihen, deren Rating von Investment Grade auf spekulative Grade herabgestuft wurde und bei denen es in Zukunft zu Kursgewinnen aufgrund wieder gewonnener Bonität kommen könnte.
Neben einer Segmentierung nach Emittenten, Bonität oder Region, werden auch ETFs für spezielle Ausprägungen angeboten. Dazu gehören ETFs mit Floatern, mit denen Zinsänderungsrisiken abgemildert werden sollen oder mit Green Bonds, also mit Anleihen, die zur Finanzierung eines Klimaprojekts aufgelegt wurden. Auch für eine in den vergangenen Jahren viel diskutierte Anleihen-Form gibt es passende ETFs: Bei inflationsindizierten Anleihen sind Kupon und Rückzahlung an die Inflationsrate gekoppelt. Emittiert werden sie fast ausschließlich von Staaten.
Wie Aktien-ETFs bilden Renten-ETFs immer einen bestimmten Index ab – und es ist es mindestens genauso wichtig, die Zusammensetzung dieses Indexes zu kennen. So sind auch in Renten-ETFs die Anleihen meist nach Volumen gewichtet, weshalb das Emittentenrisiko einzelner Positionen beachtlich sein kann. Nur bei wenigen Renten-ETFs wird das Gewicht der Anleihen nach anderen Kriterien als dem Emissionsvolumen bestimmt, beispielsweise von Bonität, Liquidität oder Emissionswährung.
Komplexe Preisbildung
Doch wie wird der Kurs eines Renten-ETFs bestimmt? ETFs handeln normalerweise nah an ihrem fairen Wert, der sich aus den Kursen der einzelnen ETF-Titel errechnet. Bei Renten-ETFs kann es jedoch zu stärkeren Abweichungen kommen. Dies liegt an der Besonderheit der Anlageklasse. Viele Anleihen sind relativ illiquide, werden also nur selten gehandelt. Daraus ergibt sich, dass der wahre Preis schwerer festzustellen ist.
Mittelständische Anleihen werden teilweise wochenlang nicht gehandelt, sodass der letztgehandelte Preis für die Ermittlung des aktuellen Werts im ETF keine Relevanz hat. Dazu kommt, dass Anleihen mehrheitlich außerbörslich und nicht an einer Börse gehandelt werden. Dabei werden die individuellen Preise zwischen zwei Parteien gebildet. Außerdem gibt es signifikant mehr Anleihen als Aktien. Vor allem große Unternehmen emittieren in der Regel mehrere Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten und Kupons – und jede dieser Anleihen hat natürlich ihren eigenen Kurs.
Deshalb benötigen Renten-ETF-Anbieter spezielle Anleihepreis-Services, um die Kurse ihrer Positionen gut zu „schätzen“. Diese Kurse unterstellen einen Verkaufspreis bei sofortiger Ausführung, einen sogenannten Fire-Sale-Price. Der Ausdruck bezieht sich auf Wertpapierverkäufe in Not-Situationen unter Wert. Der Fire-Sale-Price ist in der Regel niedriger als der aktuelle Preis einer Anleihe, da er die konkrete Marktsituation abbilden sollte, zu der ein Portfolio-Korb tatsächlich verkauft werden kann.
Als Folge wird deshalb der Wert eines ETFs automatisch eher zu niedrig als zu hoch ausgewiesen. Die Kurse von sehr liquiden Renten-ETFs dienen deshalb besonders in Stresszeiten als besserer Indikator als die davon abweichenden Netto-Vermögenswerte (NAV) der ETFs. Die zweite Konsequenz des Preisbildungsprozesses ist ebenfalls wichtig zu wissen: Auch eine größere Abweichung zwischen ETF-Kurs und seinem NAV heißt nicht zwangsläufig, dass der Renten-ETF ein Problem hat.
Viele Einsatzmöglichkeiten
Eine sehr beliebte Strategie für Anleihen-Investments ist die Leiter-Strategie (Ladder). Bei dieser Strategie werden über alle oder über bestimmte Laufzeiten hinweg gleich gewichtete Anleihen gekauft. Das Portfolio kombiniert so risiko- und ertragsärmere Kurzläufer (in Phasen mit normalen Zinsstrukturen) mit Langläufern, die größeren Zinsänderungsrisiken unterliegen, aber auch höher rentieren. Dieses passive Investment erfordert keine persönliche Meinung über die Entwicklung der Zinsen. Dazu gibt es passende Indizes, die mittels ETFs erwerbbar sind. Dies spart den Aufwand, selbst Anleihen mit Laufzeiten von einem bis zehn Jahren zu kaufen und immer wieder die fälligen Renten neu anzulegen. Statt in einem ETF können alternativ verschiedene ETFs mit unterschiedlichen Laufzeitbändern gekauft werden.
Analog zu den tatsächlichen Zinsen und den Zinserwartungen verändert sich die Zinsstrukturkurve: Sie kann steiler oder flacher werden bis hin zur Inversion. Mit den richtigen Renten-ETFs lässt sich von solchen Veränderungen der Zinskurve profitieren. Diese Renten-ETFs heißen Flattener oder Steepener. Aktuell verläuft besonders in den USA die Zinsstrukturkurve ungewöhnlich. Sie ist invers, die Rendite kurz laufender Renten liegt also höher als die Rendite der Anleihen mit langer Restlaufzeit. Es ist davon auszugehen, dass sich die Zinskurve im Laufe der Zeit wieder normalisiert, dass also die Zinsen am „langen Ende“ des Anleihenmarkts wieder steigen und damit dann wieder, wie meist üblich, über den Zinsen am kurzen Ende liegen.
Für diese Entwicklung ist ein Steepener-ETF das geeignete Instrument. Der solch einem ETFs zugrunde liegende Index bildet die Differenz zwischen langfristigen und kurzfristigen Zinssätzen ab, indem er Long-Positionen in kurz laufenden Anleihen mit Short-Positionen in langlaufenden Anleihen kombiniert. Umgesetzt werden solche Strategien über Terminkontrakte. Die Idee hinter der Strategie: Steigen die Zinsen am langen Ende, fallen die Preise der länger laufenden Anleihen. Dann verdient der ETF an seiner Short-Position auf die Langläufer. Fallen die Zinsen am kurzen Ende, steigen die Kurse der entsprechenden Anleihen und der ETF verdient an seinen Long-Positionen.
Flattener profitieren von einer sich abflachenden Zinsstruktur. Diese ETFs sind genau umgekehrt positioniert wie die Steepener. Sie sind long in langlaufenden Anleihen und short in kurzlaufenden Rentenpapieren. Vor der Zinswende 2022 hätte ein Flattener eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaftet. Einige im ETF-Markt erhältliche Flattener oder Steepener arbeiten sogar noch mit einem Hebel, um den Effekt einer Änderung in der Zinsstruktur zu verstärken. Diese Strategien wären für viele nicht institutionelle Kunden ohne ETFs nur schwer zu realisieren.
Die jüngste Innovation bei Renten-ETFs sind ETFs mit einer festen Laufzeit von wenigen Jahren. Sie werden unter dem Namen iBonds angeboten. Bislang haben Renten-ETFs typischerweise kein definiertes Laufzeit-Ende. Bei den neuen Fixed-Duration-ETFs ist die Laufzeit des ETFs identisch mit der Laufzeit der Anleihen im Portfolio. Dies fixiert die Duration des Investments, was Investoren klare Renditen verschafft, wenn sie bis zum Laufzeit-Ende investiert bleiben, unabhängig von Zinsschwankungen während dieser Zeit.
Renditeschwankungen aufgrund des Ausfalls einzelner Anleihen werden dagegen bei den iBonds durch hohe Bonität und eine große Streuung im Portfolio vermieden. Durch das Angebot von iBonds mit verschiedenen Laufzeiten können sich Investoren einen bestimmten Punkt auf der Zinskurve aussuchen, der zu ihrer Strategie passt.
von Edda Vogt und Stefan Toetzke, September 2023, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
- Sie können sich das Magazin als PDF herunterladen.
Renten-ETFs waren im vergangenen Jahr keine beglückende Anlage. Doch das ändert sich jetzt. Was diese Fonds so spannend macht und worauf Investoren achten sollten, wissen Stefan Toetzke und Edda Vogt im ETF Magazin.
10. Oktober 2023. MÜNCHEN (ETF Magazin). Mit dem Ende der Nullzinsphase kommen fest verzinste Investments wieder aus dem Schatten. Das gilt auch für die spannende Alternative zur einzelnen Anleihe, den Renten-ETF. Renten-ETFs werden wie Aktien-ETFs an einer Börse untertägig gehandelt. Sie dienen dazu, in der strategischen Allokation die Anlageklasse Anleihen abzubilden oder in der taktischen Allokation eine spekulative Meinung umzusetzen. Anleihen-Investments via Renten-ETFs haben viele Vorteile, aber es sind auch einige Besonderheiten zu beachten.
Wie Aktien-ETFs ermöglichen Renten-ETFs eine Beteiligung an einem Korb von Wertpapieren, in diesem Fall einem Korb von Anleihen. Sie decken alle Bereiche des Marktes ab, von erstklassigen Staatsanleihen über spekulative Schuldtitel aus Schwellenländern zu Green Bonds, die Klimaprojekte finanzieren. Analog zu Aktien-ETFs bieten auch Renten-ETFs etliche Vorteile gegenüber dem Kauf einzelner Anleihen. So ermöglichen sie ohne großen Aufwand ein breit diversifiziertes Anleihen-Portfolio. Zudem ist der Handel der Renten-ETFs liquider als bei den meisten Anleihen.
Vor allem privaten Anlegerinnen und Anlegern erleichtern sie zudem ein Renten-Investment aufgrund weiterer Eigenschaften: So sind Renten-ETFs viel kleiner gestückelt als Anleihen, die oft eine Mindestanlagesumme und -stückelung vom 100.000 Euro haben. Außerdem ist mit der Verpflichtung der Emittenten zur Bestimmung eines Zielmarkts und der Veröffentlichung eines Basisinformationsblatts das Anlageuniversum für Private stark eingeschränkt worden. Über ETFs sind jedoch viele Anleihen wieder zugänglich.
Im Gegensatz zu klassischen Rentenfonds sind Anleihen-ETFs auch sehr transparent in ihrer Bepreisung und Zusammensetzung. Ein weiterer Vorteil der ETFs besteht in einer Umgehung der Laufzeiten. Ausgelaufene Anleihen werden einfach durch neue ersetzt. Anleger müssen also nicht selbst tätig werden. Allerdings kommt es dadurch zu einem höheren Durationsrisiko. Doch auch darauf hat eine neue Generation von Renten-ETFs eine Antwort. Mehr dazu später.
Der Prozess der Auswahl eines Renten-ETFs ähnelt der Vorgehensweise bei Aktien-ETFs. Zuerst wird definiert, in welche Art von Anleihen investiert werden soll. Dabei gibt es mehrere Kriterien. Die beiden wichtigsten sind das Laufzeitsegment bzw. die Duration sowie die Bonitätskategorie (das Rating). Beim Rating ist noch zu unterscheiden, ob es sich beim Emittenten um einen Staat handelt oder um ein Unternehmen.
Anleihen jeder Klasse
Renten-ETFs lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen: Staatsanleihen-ETFs umfassen festverzinslichen Wertpapiere, die von Regierungen souveräner Staaten ausgegeben werden. Bundesanleihen, US-Staatsanleihen und britische Gilts gehören zu dieser Kategorie. Ferner gibt es Renten-ETFs für Papiere staatsähnlicher Emittenten (Municipals). Diese ETFs enthalten festverzinsliche Wertpapiere der öffentlichen Hand, vorwiegend von Bundesländern, Städten, Gemeinden oder staatsnahen öffentlichen Organisationen.
ETFs mit Unternehmensanleihen (Corporates) investieren in Schuldtitel von Unternehmen. Bankenanleihen (Financials) konzentrieren sich auf Papiere der Finanzinstitute, die neben Staaten die größten Anleihen-Emittenten sind. Financials werden meist den Unternehmensanleihen zugeordnet. Für Anleger, die diese gezielt ausschließen wollen, gibt es passende ETFs, die meist „ex financials“ im Namen führen.
Renten-ETFs unterscheiden sich zudem häufig durch ihre geografische Ausrichtung. So gibt es ETFs, die ausschließlich in Anleihen der Eurozone oder andere Regionen investieren, aber auch ETFs mit Rentenpapieren einzelner Länder wie die USA oder Deutschland. Schließlich gibt es auch umfassende Renten-ETFs. Diese Aggregate investieren weltweit in Staatsanleihen und in Unternehmensanleihen.
Eine weitere Spezialität der Unternehmensanleihen sind Wandelanleihen (Convertibles), für die es auch eigene ETFs gibt. Auch für einige Sektoren gibt es Renten-ETFs ebenso wie ETFs, die bestimmte Strategien verfolgen. Ein Beispiel für solch eine Strategie sind die Fallen-Angels-ETFs. Sie investieren in Unternehmensanleihen, deren Rating von Investment Grade auf spekulative Grade herabgestuft wurde und bei denen es in Zukunft zu Kursgewinnen aufgrund wieder gewonnener Bonität kommen könnte.
Neben einer Segmentierung nach Emittenten, Bonität oder Region, werden auch ETFs für spezielle Ausprägungen angeboten. Dazu gehören ETFs mit Floatern, mit denen Zinsänderungsrisiken abgemildert werden sollen oder mit Green Bonds, also mit Anleihen, die zur Finanzierung eines Klimaprojekts aufgelegt wurden. Auch für eine in den vergangenen Jahren viel diskutierte Anleihen-Form gibt es passende ETFs: Bei inflationsindizierten Anleihen sind Kupon und Rückzahlung an die Inflationsrate gekoppelt. Emittiert werden sie fast ausschließlich von Staaten.
Wie Aktien-ETFs bilden Renten-ETFs immer einen bestimmten Index ab – und es ist es mindestens genauso wichtig, die Zusammensetzung dieses Indexes zu kennen. So sind auch in Renten-ETFs die Anleihen meist nach Volumen gewichtet, weshalb das Emittentenrisiko einzelner Positionen beachtlich sein kann. Nur bei wenigen Renten-ETFs wird das Gewicht der Anleihen nach anderen Kriterien als dem Emissionsvolumen bestimmt, beispielsweise von Bonität, Liquidität oder Emissionswährung.
Komplexe Preisbildung
Doch wie wird der Kurs eines Renten-ETFs bestimmt? ETFs handeln normalerweise nah an ihrem fairen Wert, der sich aus den Kursen der einzelnen ETF-Titel errechnet. Bei Renten-ETFs kann es jedoch zu stärkeren Abweichungen kommen. Dies liegt an der Besonderheit der Anlageklasse. Viele Anleihen sind relativ illiquide, werden also nur selten gehandelt. Daraus ergibt sich, dass der wahre Preis schwerer festzustellen ist.
Mittelständische Anleihen werden teilweise wochenlang nicht gehandelt, sodass der letztgehandelte Preis für die Ermittlung des aktuellen Werts im ETF keine Relevanz hat. Dazu kommt, dass Anleihen mehrheitlich außerbörslich und nicht an einer Börse gehandelt werden. Dabei werden die individuellen Preise zwischen zwei Parteien gebildet. Außerdem gibt es signifikant mehr Anleihen als Aktien. Vor allem große Unternehmen emittieren in der Regel mehrere Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten und Kupons – und jede dieser Anleihen hat natürlich ihren eigenen Kurs.
Deshalb benötigen Renten-ETF-Anbieter spezielle Anleihepreis-Services, um die Kurse ihrer Positionen gut zu „schätzen“. Diese Kurse unterstellen einen Verkaufspreis bei sofortiger Ausführung, einen sogenannten Fire-Sale-Price. Der Ausdruck bezieht sich auf Wertpapierverkäufe in Not-Situationen unter Wert. Der Fire-Sale-Price ist in der Regel niedriger als der aktuelle Preis einer Anleihe, da er die konkrete Marktsituation abbilden sollte, zu der ein Portfolio-Korb tatsächlich verkauft werden kann.
Als Folge wird deshalb der Wert eines ETFs automatisch eher zu niedrig als zu hoch ausgewiesen. Die Kurse von sehr liquiden Renten-ETFs dienen deshalb besonders in Stresszeiten als besserer Indikator als die davon abweichenden Netto-Vermögenswerte (NAV) der ETFs. Die zweite Konsequenz des Preisbildungsprozesses ist ebenfalls wichtig zu wissen: Auch eine größere Abweichung zwischen ETF-Kurs und seinem NAV heißt nicht zwangsläufig, dass der Renten-ETF ein Problem hat.
Viele Einsatzmöglichkeiten
Eine sehr beliebte Strategie für Anleihen-Investments ist die Leiter-Strategie (Ladder). Bei dieser Strategie werden über alle oder über bestimmte Laufzeiten hinweg gleich gewichtete Anleihen gekauft. Das Portfolio kombiniert so risiko- und ertragsärmere Kurzläufer (in Phasen mit normalen Zinsstrukturen) mit Langläufern, die größeren Zinsänderungsrisiken unterliegen, aber auch höher rentieren. Dieses passive Investment erfordert keine persönliche Meinung über die Entwicklung der Zinsen. Dazu gibt es passende Indizes, die mittels ETFs erwerbbar sind. Dies spart den Aufwand, selbst Anleihen mit Laufzeiten von einem bis zehn Jahren zu kaufen und immer wieder die fälligen Renten neu anzulegen. Statt in einem ETF können alternativ verschiedene ETFs mit unterschiedlichen Laufzeitbändern gekauft werden.
Analog zu den tatsächlichen Zinsen und den Zinserwartungen verändert sich die Zinsstrukturkurve: Sie kann steiler oder flacher werden bis hin zur Inversion. Mit den richtigen Renten-ETFs lässt sich von solchen Veränderungen der Zinskurve profitieren. Diese Renten-ETFs heißen Flattener oder Steepener. Aktuell verläuft besonders in den USA die Zinsstrukturkurve ungewöhnlich. Sie ist invers, die Rendite kurz laufender Renten liegt also höher als die Rendite der Anleihen mit langer Restlaufzeit. Es ist davon auszugehen, dass sich die Zinskurve im Laufe der Zeit wieder normalisiert, dass also die Zinsen am „langen Ende“ des Anleihenmarkts wieder steigen und damit dann wieder, wie meist üblich, über den Zinsen am kurzen Ende liegen.
Für diese Entwicklung ist ein Steepener-ETF das geeignete Instrument. Der solch einem ETFs zugrunde liegende Index bildet die Differenz zwischen langfristigen und kurzfristigen Zinssätzen ab, indem er Long-Positionen in kurz laufenden Anleihen mit Short-Positionen in langlaufenden Anleihen kombiniert. Umgesetzt werden solche Strategien über Terminkontrakte. Die Idee hinter der Strategie: Steigen die Zinsen am langen Ende, fallen die Preise der länger laufenden Anleihen. Dann verdient der ETF an seiner Short-Position auf die Langläufer. Fallen die Zinsen am kurzen Ende, steigen die Kurse der entsprechenden Anleihen und der ETF verdient an seinen Long-Positionen.
Flattener profitieren von einer sich abflachenden Zinsstruktur. Diese ETFs sind genau umgekehrt positioniert wie die Steepener. Sie sind long in langlaufenden Anleihen und short in kurzlaufenden Rentenpapieren. Vor der Zinswende 2022 hätte ein Flattener eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaftet. Einige im ETF-Markt erhältliche Flattener oder Steepener arbeiten sogar noch mit einem Hebel, um den Effekt einer Änderung in der Zinsstruktur zu verstärken. Diese Strategien wären für viele nicht institutionelle Kunden ohne ETFs nur schwer zu realisieren.
Die jüngste Innovation bei Renten-ETFs sind ETFs mit einer festen Laufzeit von wenigen Jahren. Sie werden unter dem Namen iBonds angeboten. Bislang haben Renten-ETFs typischerweise kein definiertes Laufzeit-Ende. Bei den neuen Fixed-Duration-ETFs ist die Laufzeit des ETFs identisch mit der Laufzeit der Anleihen im Portfolio. Dies fixiert die Duration des Investments, was Investoren klare Renditen verschafft, wenn sie bis zum Laufzeit-Ende investiert bleiben, unabhängig von Zinsschwankungen während dieser Zeit.
Renditeschwankungen aufgrund des Ausfalls einzelner Anleihen werden dagegen bei den iBonds durch hohe Bonität und eine große Streuung im Portfolio vermieden. Durch das Angebot von iBonds mit verschiedenen Laufzeiten können sich Investoren einen bestimmten Punkt auf der Zinskurve aussuchen, der zu ihrer Strategie passt.
von Edda Vogt und Stefan Toetzke, September 2023, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
- Sie können sich das Magazin als PDF herunterladen.
Renten-ETFs waren im vergangenen Jahr keine beglückende Anlage. Doch das ändert sich jetzt. Was diese Fonds so spannend macht und worauf Investoren achten sollten, wissen Stefan Toetzke und Edda Vogt im ETF Magazin.
10. Oktober 2023. MÜNCHEN (ETF Magazin). Mit dem Ende der Nullzinsphase kommen fest verzinste Investments wieder aus dem Schatten. Das gilt auch für die spannende Alternative zur einzelnen Anleihe, den Renten-ETF. Renten-ETFs werden wie Aktien-ETFs an einer Börse untertägig gehandelt. Sie dienen dazu, in der strategischen Allokation die Anlageklasse Anleihen abzubilden oder in der taktischen Allokation eine spekulative Meinung umzusetzen. Anleihen-Investments via Renten-ETFs haben viele Vorteile, aber es sind auch einige Besonderheiten zu beachten.
Wie Aktien-ETFs ermöglichen Renten-ETFs eine Beteiligung an einem Korb von Wertpapieren, in diesem Fall einem Korb von Anleihen. Sie decken alle Bereiche des Marktes ab, von erstklassigen Staatsanleihen über spekulative Schuldtitel aus Schwellenländern zu Green Bonds, die Klimaprojekte finanzieren. Analog zu Aktien-ETFs bieten auch Renten-ETFs etliche Vorteile gegenüber dem Kauf einzelner Anleihen. So ermöglichen sie ohne großen Aufwand ein breit diversifiziertes Anleihen-Portfolio. Zudem ist der Handel der Renten-ETFs liquider als bei den meisten Anleihen.
Vor allem privaten Anlegerinnen und Anlegern erleichtern sie zudem ein Renten-Investment aufgrund weiterer Eigenschaften: So sind Renten-ETFs viel kleiner gestückelt als Anleihen, die oft eine Mindestanlagesumme und -stückelung vom 100.000 Euro haben. Außerdem ist mit der Verpflichtung der Emittenten zur Bestimmung eines Zielmarkts und der Veröffentlichung eines Basisinformationsblatts das Anlageuniversum für Private stark eingeschränkt worden. Über ETFs sind jedoch viele Anleihen wieder zugänglich.
Im Gegensatz zu klassischen Rentenfonds sind Anleihen-ETFs auch sehr transparent in ihrer Bepreisung und Zusammensetzung. Ein weiterer Vorteil der ETFs besteht in einer Umgehung der Laufzeiten. Ausgelaufene Anleihen werden einfach durch neue ersetzt. Anleger müssen also nicht selbst tätig werden. Allerdings kommt es dadurch zu einem höheren Durationsrisiko. Doch auch darauf hat eine neue Generation von Renten-ETFs eine Antwort. Mehr dazu später.
Der Prozess der Auswahl eines Renten-ETFs ähnelt der Vorgehensweise bei Aktien-ETFs. Zuerst wird definiert, in welche Art von Anleihen investiert werden soll. Dabei gibt es mehrere Kriterien. Die beiden wichtigsten sind das Laufzeitsegment bzw. die Duration sowie die Bonitätskategorie (das Rating). Beim Rating ist noch zu unterscheiden, ob es sich beim Emittenten um einen Staat handelt oder um ein Unternehmen.
Anleihen jeder Klasse
Renten-ETFs lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen: Staatsanleihen-ETFs umfassen festverzinslichen Wertpapiere, die von Regierungen souveräner Staaten ausgegeben werden. Bundesanleihen, US-Staatsanleihen und britische Gilts gehören zu dieser Kategorie. Ferner gibt es Renten-ETFs für Papiere staatsähnlicher Emittenten (Municipals). Diese ETFs enthalten festverzinsliche Wertpapiere der öffentlichen Hand, vorwiegend von Bundesländern, Städten, Gemeinden oder staatsnahen öffentlichen Organisationen.
ETFs mit Unternehmensanleihen (Corporates) investieren in Schuldtitel von Unternehmen. Bankenanleihen (Financials) konzentrieren sich auf Papiere der Finanzinstitute, die neben Staaten die größten Anleihen-Emittenten sind. Financials werden meist den Unternehmensanleihen zugeordnet. Für Anleger, die diese gezielt ausschließen wollen, gibt es passende ETFs, die meist „ex financials“ im Namen führen.
Renten-ETFs unterscheiden sich zudem häufig durch ihre geografische Ausrichtung. So gibt es ETFs, die ausschließlich in Anleihen der Eurozone oder andere Regionen investieren, aber auch ETFs mit Rentenpapieren einzelner Länder wie die USA oder Deutschland. Schließlich gibt es auch umfassende Renten-ETFs. Diese Aggregate investieren weltweit in Staatsanleihen und in Unternehmensanleihen.
Eine weitere Spezialität der Unternehmensanleihen sind Wandelanleihen (Convertibles), für die es auch eigene ETFs gibt. Auch für einige Sektoren gibt es Renten-ETFs ebenso wie ETFs, die bestimmte Strategien verfolgen. Ein Beispiel für solch eine Strategie sind die Fallen-Angels-ETFs. Sie investieren in Unternehmensanleihen, deren Rating von Investment Grade auf spekulative Grade herabgestuft wurde und bei denen es in Zukunft zu Kursgewinnen aufgrund wieder gewonnener Bonität kommen könnte.
Neben einer Segmentierung nach Emittenten, Bonität oder Region, werden auch ETFs für spezielle Ausprägungen angeboten. Dazu gehören ETFs mit Floatern, mit denen Zinsänderungsrisiken abgemildert werden sollen oder mit Green Bonds, also mit Anleihen, die zur Finanzierung eines Klimaprojekts aufgelegt wurden. Auch für eine in den vergangenen Jahren viel diskutierte Anleihen-Form gibt es passende ETFs: Bei inflationsindizierten Anleihen sind Kupon und Rückzahlung an die Inflationsrate gekoppelt. Emittiert werden sie fast ausschließlich von Staaten.
Wie Aktien-ETFs bilden Renten-ETFs immer einen bestimmten Index ab – und es ist es mindestens genauso wichtig, die Zusammensetzung dieses Indexes zu kennen. So sind auch in Renten-ETFs die Anleihen meist nach Volumen gewichtet, weshalb das Emittentenrisiko einzelner Positionen beachtlich sein kann. Nur bei wenigen Renten-ETFs wird das Gewicht der Anleihen nach anderen Kriterien als dem Emissionsvolumen bestimmt, beispielsweise von Bonität, Liquidität oder Emissionswährung.
Komplexe Preisbildung
Doch wie wird der Kurs eines Renten-ETFs bestimmt? ETFs handeln normalerweise nah an ihrem fairen Wert, der sich aus den Kursen der einzelnen ETF-Titel errechnet. Bei Renten-ETFs kann es jedoch zu stärkeren Abweichungen kommen. Dies liegt an der Besonderheit der Anlageklasse. Viele Anleihen sind relativ illiquide, werden also nur selten gehandelt. Daraus ergibt sich, dass der wahre Preis schwerer festzustellen ist.
Mittelständische Anleihen werden teilweise wochenlang nicht gehandelt, sodass der letztgehandelte Preis für die Ermittlung des aktuellen Werts im ETF keine Relevanz hat. Dazu kommt, dass Anleihen mehrheitlich außerbörslich und nicht an einer Börse gehandelt werden. Dabei werden die individuellen Preise zwischen zwei Parteien gebildet. Außerdem gibt es signifikant mehr Anleihen als Aktien. Vor allem große Unternehmen emittieren in der Regel mehrere Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten und Kupons – und jede dieser Anleihen hat natürlich ihren eigenen Kurs.
Deshalb benötigen Renten-ETF-Anbieter spezielle Anleihepreis-Services, um die Kurse ihrer Positionen gut zu „schätzen“. Diese Kurse unterstellen einen Verkaufspreis bei sofortiger Ausführung, einen sogenannten Fire-Sale-Price. Der Ausdruck bezieht sich auf Wertpapierverkäufe in Not-Situationen unter Wert. Der Fire-Sale-Price ist in der Regel niedriger als der aktuelle Preis einer Anleihe, da er die konkrete Marktsituation abbilden sollte, zu der ein Portfolio-Korb tatsächlich verkauft werden kann.
Als Folge wird deshalb der Wert eines ETFs automatisch eher zu niedrig als zu hoch ausgewiesen. Die Kurse von sehr liquiden Renten-ETFs dienen deshalb besonders in Stresszeiten als besserer Indikator als die davon abweichenden Netto-Vermögenswerte (NAV) der ETFs. Die zweite Konsequenz des Preisbildungsprozesses ist ebenfalls wichtig zu wissen: Auch eine größere Abweichung zwischen ETF-Kurs und seinem NAV heißt nicht zwangsläufig, dass der Renten-ETF ein Problem hat.
Viele Einsatzmöglichkeiten
Eine sehr beliebte Strategie für Anleihen-Investments ist die Leiter-Strategie (Ladder). Bei dieser Strategie werden über alle oder über bestimmte Laufzeiten hinweg gleich gewichtete Anleihen gekauft. Das Portfolio kombiniert so risiko- und ertragsärmere Kurzläufer (in Phasen mit normalen Zinsstrukturen) mit Langläufern, die größeren Zinsänderungsrisiken unterliegen, aber auch höher rentieren. Dieses passive Investment erfordert keine persönliche Meinung über die Entwicklung der Zinsen. Dazu gibt es passende Indizes, die mittels ETFs erwerbbar sind. Dies spart den Aufwand, selbst Anleihen mit Laufzeiten von einem bis zehn Jahren zu kaufen und immer wieder die fälligen Renten neu anzulegen. Statt in einem ETF können alternativ verschiedene ETFs mit unterschiedlichen Laufzeitbändern gekauft werden.
Analog zu den tatsächlichen Zinsen und den Zinserwartungen verändert sich die Zinsstrukturkurve: Sie kann steiler oder flacher werden bis hin zur Inversion. Mit den richtigen Renten-ETFs lässt sich von solchen Veränderungen der Zinskurve profitieren. Diese Renten-ETFs heißen Flattener oder Steepener. Aktuell verläuft besonders in den USA die Zinsstrukturkurve ungewöhnlich. Sie ist invers, die Rendite kurz laufender Renten liegt also höher als die Rendite der Anleihen mit langer Restlaufzeit. Es ist davon auszugehen, dass sich die Zinskurve im Laufe der Zeit wieder normalisiert, dass also die Zinsen am „langen Ende“ des Anleihenmarkts wieder steigen und damit dann wieder, wie meist üblich, über den Zinsen am kurzen Ende liegen.
Für diese Entwicklung ist ein Steepener-ETF das geeignete Instrument. Der solch einem ETFs zugrunde liegende Index bildet die Differenz zwischen langfristigen und kurzfristigen Zinssätzen ab, indem er Long-Positionen in kurz laufenden Anleihen mit Short-Positionen in langlaufenden Anleihen kombiniert. Umgesetzt werden solche Strategien über Terminkontrakte. Die Idee hinter der Strategie: Steigen die Zinsen am langen Ende, fallen die Preise der länger laufenden Anleihen. Dann verdient der ETF an seiner Short-Position auf die Langläufer. Fallen die Zinsen am kurzen Ende, steigen die Kurse der entsprechenden Anleihen und der ETF verdient an seinen Long-Positionen.
Flattener profitieren von einer sich abflachenden Zinsstruktur. Diese ETFs sind genau umgekehrt positioniert wie die Steepener. Sie sind long in langlaufenden Anleihen und short in kurzlaufenden Rentenpapieren. Vor der Zinswende 2022 hätte ein Flattener eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaftet. Einige im ETF-Markt erhältliche Flattener oder Steepener arbeiten sogar noch mit einem Hebel, um den Effekt einer Änderung in der Zinsstruktur zu verstärken. Diese Strategien wären für viele nicht institutionelle Kunden ohne ETFs nur schwer zu realisieren.
Die jüngste Innovation bei Renten-ETFs sind ETFs mit einer festen Laufzeit von wenigen Jahren. Sie werden unter dem Namen iBonds angeboten. Bislang haben Renten-ETFs typischerweise kein definiertes Laufzeit-Ende. Bei den neuen Fixed-Duration-ETFs ist die Laufzeit des ETFs identisch mit der Laufzeit der Anleihen im Portfolio. Dies fixiert die Duration des Investments, was Investoren klare Renditen verschafft, wenn sie bis zum Laufzeit-Ende investiert bleiben, unabhängig von Zinsschwankungen während dieser Zeit.
Renditeschwankungen aufgrund des Ausfalls einzelner Anleihen werden dagegen bei den iBonds durch hohe Bonität und eine große Streuung im Portfolio vermieden. Durch das Angebot von iBonds mit verschiedenen Laufzeiten können sich Investoren einen bestimmten Punkt auf der Zinskurve aussuchen, der zu ihrer Strategie passt.
von Edda Vogt und Stefan Toetzke, September 2023, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.