Regelmäßige und langfristige Investments in Aktien und Anleihen sind nach Ansicht des ETF Magazins ein bewährter Weg zum Wohlstand. Mit kostenlosen Sparplänen und dem richtigen ETF-Mix klappe das besonders gut.

März 2022. MÜNCHEN (ETF Magazin). Nur wenige haben sich so intensiv mit der Entwicklung der Weltbörsen beschäftigt wie diese drei Finanzhistoriker. Seit Jahrzehnten analysieren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton, welche Renditen an den Finanzmärkten erzielt werden. Ihre Erkenntnis aus mehr als 120 Jahren Finanzmarktgeschichte: „Wir haben bei der Analyse Aktien, Anleihen, Geldmarktpapiere, Immobilien und sogar Sammlerobjekte wie Kunst, Wein oder Oldtimer berücksichtigt. Das Ergebnis ist eindeutig: Langfristig gesehen waren Aktien in allen untersuchten Ländern die Anlageklasse mit der besten Entwicklung“, berichtet Professor Dimson.

Allerdings: Wer mit Aktien Vermögen aufbauen will, braucht gute Nerven. „Langfristig streben die meisten Weltbörsen zuverlässig nach oben, doch genauso normal sind Unterbrechungen des Aufwärtstrends“, erklärt Dimson. Vor allem bei Aktien folgen auf Jahre mit hohen Kursgewinnen regelmäßig vorübergehende, aber schmerzhafte Einbrüche. Und selbst bei den vermeintlich sicheren Anleihen können Kursverluste auftreten. Das wurde in diesem Jahr besonders deutlich.

Unglücklicherweise ist der Versuch, mit rechtzeitigen Verkäufen und anschließenden Rückkäufen Kurseinbrüche zu umgehen, wenig erfolgversprechend. Richtiges Timing ist oft Glückssache. Doch es gibt eine bewährte Strategie, um den Kursschwankungen ihre Schärfe zu nehmen: Diversifikation und regelmäßige Investments, etwa mit einem Wertpapiersparplan. Solche Sparpläne, bei denen regelmäßig, beispielsweise jeden Monat, eine feste Summe investiert wird, nehmen Anlegern die schwierige Frage des optimalen Einstiegszeitpunkts ab.

Preiswerte und transparente ETFs eignen sich besonders gut für einen Sparplan. ETFs empfehlen sich allein deshalb, weil diese Fonds selbst nur mit sehr geringen laufenden Kosten belastet sind. Auch die Ausführungskosten können bei ETF-Sparplänen sehr niedrig ausfallen oder sogar ganz wegfallen – wenn der richtige Sparplan-Anbieter gewählt wird. Zehn der besten und preiswertesten ETF-Sparplan-Anbieter zeigt die Tabelle auf der folgenden Seite. Die dort aufgeführten Unternehmen locken teilweise mit einem beeindruckenden Angebot.

Bewährtes Konzept

„Wertpapiersparpläne sind eine gute Möglichkeit der Selbstdisziplin“, sagt Andreas Zimmermann, Senior Expert bei der Consorsbank. Schließlich würden Sparpläne durch die eingestellte Regelmäßigkeit auch der eigenen Psyche ein Schnippchen schlagen: Zögern und zuwarten ist nicht. Verpasste Gelegenheiten nach einem Rücksetzer am Aktienmarkt gibt es deshalb auch nicht. Sparpläne laufen einfach weiter. Auch die regelmäßige und längerfristige Anlage mit einem festen Betrag führt tendenziell zu einer stetigeren Wertentwicklung. Der Sparplan investiert schließlich streng rational: Sind Aktien oder Anleihen nach Kursrückgängen günstiger, werden mehr gekauft. Sind sie teurer, wandern weniger ins Depot.

Wie lukrativ Sparpläne in den vergangenen Jahrzehnten waren, belegen Berechnungen des deutschen Fondsverbands BVI: Wer in den vergangenen 20 Jahren Monat für Monat 100 Euro in einen typischen Fonds mit Aktien aus aller Welt investierte, kam bis Ende Juni 2022 auf ein Vermögen von mehr als 46.000 Euro. Mehr als die Hälfte dieser Summe ergab sich dabei allein aus Kursgewinnen und Dividenden. Etwas weniger als die Hälfte entfiel auf die kumulierten Einzahlungen von 24.000 Euro. Selbst die schlimmste Börseneinbrüche – minus 50 Prozent in der Finanzkrise 2008, minus 40 Prozent im Corona-Crash 2020 – wurden also durch die Sparplanstrategie neutralisiert.

Attraktive Angebote

ETF-Sparpläne bieten dabei maximale Flexibilität: Die Höhe der Sparsumme kann jederzeit verändert werden, nach oben oder unten. Auch der Einzahlungsrhythmus kann an individuelle Bedürfnisse des Sparers angepasst werden. Monatlich, alle zwei Monate, vierteljährlich – bei den meisten Sparplan-Anbietern ist alles möglich. Bei Bedarf kann der Einzahlungsrhythmus von heute auf morgen geändert werden.

Kein Problem ist in aller Regel auch eine vorübergehende Pause der Einzahlungen oder auch der sofortige Stopp des Sparplans. Und wer zwischenzeitlich Geld braucht, kann nicht nur die Einzahlungen pausieren, sondern auch beliebige Teile des schon angesparten Vermögens entnehmen.

Doch neben niedrigen Kosten bieten ETF-Sparpläne noch einen weiteren Vorteil: Anleger, die in einen oder mehrere ETFs investieren, erhalten damit automatisch ein breit diversifiziertes Portfolio – und streuen dadurch ihr Risiko. „Fondssparpläne sind für den langfristigen Vermögensaufbau besonders geeignet“, sagt denn auch Consorsbank-Experte Zimmermann. Mit ihnen lasse sich das Risiko gegenüber der Direktanlage in einzelnen Aktien merklich reduzieren.

Berechnungen des Börsenforschers Dimson bestätigen diese Aussage. „Für eine vernünftige Diversifikation braucht man mehr als 10 bis 20 Aktien im Portfolio“, sagt Dimson. Selbst bei 100 Aktien bleibe ein Tracking Error von 3,3. „Das heißt, es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Portfolio hinter dem Markt zurückbleibt“, warnt Dimson. Mit dem richtigen ETF lässt sich die geforderte breite Diversifikation leicht herstellen. So investiert etwa ein ETF, der dem MSCI-Europe folgt, in rund 400 Aktien. In Anleihen-ETFs finden sich sogar häufiger mehr als 1.000 Einzeltitel.

Für Investoren ist das ein enormer Pluspunkt: „Diversifikation ist das Einzige, was es an den Finanzmärkten umsonst gibt“, wusste schon der Wirtschafts-Nobelpreisträger Harry Markowitz. Der Finanzhistoriker Dimson ist da ganz bei ihm: „Diversifikation bleibt weiterhin ein ,Free Lunch‘, ein kostenloser Gewinn. Mit guter Diversifikation können Anleger das gleiche Ergebnis mit weniger Risiko erzielen oder eine höhere Rendite bei gleichem Risiko“, erläutert Dimson.

Umsichtige Anleger streuen deshalb mit einem Mix aus Aktien und Anleihen sowie gegebenenfalls auch Rohstoffen die Risiken und glätten so tendenziell die Wertentwicklung ihres Sparplans. Doch wie sieht die optimale Mischung aus? „Langfristig orientierten Investoren empfehle ich das, was ich auch dem norwegischen Staatsfonds geraten habe: eine Aktienquote von etwa 65 Prozent“, sagt Dimson. Festverzinslichen Wertpapiere gehörten ebenfalls weiterhin dazu, auch wenn diese viele Anleger in den letzten Monaten enttäuscht haben dürften.

Weltweit erfolgreich

Besonders gut für die Diversifikation ist nach den Erkenntnissen Dimsons eine internationale Aufstellung. Internationale Diversifikation sei „eine wertvolle Risiko-Bremse“, versichert der Forscher, insbesondere für alle, deren Heimatmarkt nicht die US-Börse sei. Für US-Anleger hätte sich eine globale Diversifikation in den letzten 50 Jahren nicht wirklich gelohnt, weil ihr Heimatmarkt so gut gelaufen sei. Anleger aus allen anderen Ländern hätten jedoch von breiter internationaler Diversifikation profitiert – mit der Betonung auf breiter.

Nach Dimsons Berechnungen, auf Basis der historischen Daten, reicht es für eine effektive Diversifikation nicht aus, neben einem Dax-ETF noch einen Fonds für französische und einen für britische Werte ins Portfolio aufzunehmen. Der Grund: Seit etwa 20 Jahren seien die Aktienmärkte der Industrieländer sehr stark miteinander korreliert, bewegten sich also meist in die gleiche Richtung. Für eine wirklich gute Diversifikation müssten deshalb Anlegerinnen und Anleger heute unbedingt auch in Aktien der Schwellenländer investieren. Diese seien sowohl untereinander relativ niedrig korreliert als auch zu den Börsen der Industriestaaten.

Bei einer niedrigen Sparrate reichen im Grunde schon zwei ETFs: ein weltweit anlegender Aktien-ETF, der den MSCI-All-Country-Weltindex abbildet, sowie ein Renten-ETF, der weltweit in Staats- und Unternehmensanleihen investiert. Der MSCI-AC-Weltindex umfasst 2.900 Aktien aus 23 Industrieländern und 24 Schwellenländern, wobei jedoch die Emerging Markets aufgrund ihrer niedrigeren Marktkapitalisierung nur auf weniger als zehn Prozent Anteil kommen. Zwei Drittel des Index stellen Aktien aus den Vereinigten Staaten. Noch breiter aufgestellt sind einige weltweit anlegende Renten-ETFs. Mehrere Anbieter haben preiswerte ETFs auf den Bloomberg-Global-Aggregate-Bond-Index im Programm. Die günstigsten dieser ETFs haben nur noch laufende Kosten von 0,1 Prozent. Der Index setzt sich aus mehr als 10 000 Anleihen zusammen.

Wer etwas mehr Geld zurücklegen will, kann sich mit fünf bis sieben Sparplänen noch breiter engagieren. So lässt sich nicht nur gezielt der Anteil von Schwellenländer-Aktien und -Anleihen erhöhen. Mit den passenden ETFs lassen sich dann auch die Chancen risikoreicherer Anlagen und Anlageklassen nutzen, beispielsweise von Hochzinsanleihen, von Nebenwerten oder Rohstoffen.

von Uli Kühn, Dezember 2022, © ETF Magazin

Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.

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Regelmäßige und langfristige Investments in Aktien und Anleihen sind nach Ansicht des ETF Magazins ein bewährter Weg zum Wohlstand. Mit kostenlosen Sparplänen und dem richtigen ETF-Mix klappe das besonders gut.

März 2022. MÜNCHEN (ETF Magazin). Nur wenige haben sich so intensiv mit der Entwicklung der Weltbörsen beschäftigt wie diese drei Finanzhistoriker. Seit Jahrzehnten analysieren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton, welche Renditen an den Finanzmärkten erzielt werden. Ihre Erkenntnis aus mehr als 120 Jahren Finanzmarktgeschichte: „Wir haben bei der Analyse Aktien, Anleihen, Geldmarktpapiere, Immobilien und sogar Sammlerobjekte wie Kunst, Wein oder Oldtimer berücksichtigt. Das Ergebnis ist eindeutig: Langfristig gesehen waren Aktien in allen untersuchten Ländern die Anlageklasse mit der besten Entwicklung“, berichtet Professor Dimson.

Allerdings: Wer mit Aktien Vermögen aufbauen will, braucht gute Nerven. „Langfristig streben die meisten Weltbörsen zuverlässig nach oben, doch genauso normal sind Unterbrechungen des Aufwärtstrends“, erklärt Dimson. Vor allem bei Aktien folgen auf Jahre mit hohen Kursgewinnen regelmäßig vorübergehende, aber schmerzhafte Einbrüche. Und selbst bei den vermeintlich sicheren Anleihen können Kursverluste auftreten. Das wurde in diesem Jahr besonders deutlich.

Unglücklicherweise ist der Versuch, mit rechtzeitigen Verkäufen und anschließenden Rückkäufen Kurseinbrüche zu umgehen, wenig erfolgversprechend. Richtiges Timing ist oft Glückssache. Doch es gibt eine bewährte Strategie, um den Kursschwankungen ihre Schärfe zu nehmen: Diversifikation und regelmäßige Investments, etwa mit einem Wertpapiersparplan. Solche Sparpläne, bei denen regelmäßig, beispielsweise jeden Monat, eine feste Summe investiert wird, nehmen Anlegern die schwierige Frage des optimalen Einstiegszeitpunkts ab.

Preiswerte und transparente ETFs eignen sich besonders gut für einen Sparplan. ETFs empfehlen sich allein deshalb, weil diese Fonds selbst nur mit sehr geringen laufenden Kosten belastet sind. Auch die Ausführungskosten können bei ETF-Sparplänen sehr niedrig ausfallen oder sogar ganz wegfallen – wenn der richtige Sparplan-Anbieter gewählt wird. Zehn der besten und preiswertesten ETF-Sparplan-Anbieter zeigt die Tabelle auf der folgenden Seite. Die dort aufgeführten Unternehmen locken teilweise mit einem beeindruckenden Angebot.

Bewährtes Konzept

„Wertpapiersparpläne sind eine gute Möglichkeit der Selbstdisziplin“, sagt Andreas Zimmermann, Senior Expert bei der Consorsbank. Schließlich würden Sparpläne durch die eingestellte Regelmäßigkeit auch der eigenen Psyche ein Schnippchen schlagen: Zögern und zuwarten ist nicht. Verpasste Gelegenheiten nach einem Rücksetzer am Aktienmarkt gibt es deshalb auch nicht. Sparpläne laufen einfach weiter. Auch die regelmäßige und längerfristige Anlage mit einem festen Betrag führt tendenziell zu einer stetigeren Wertentwicklung. Der Sparplan investiert schließlich streng rational: Sind Aktien oder Anleihen nach Kursrückgängen günstiger, werden mehr gekauft. Sind sie teurer, wandern weniger ins Depot.

Wie lukrativ Sparpläne in den vergangenen Jahrzehnten waren, belegen Berechnungen des deutschen Fondsverbands BVI: Wer in den vergangenen 20 Jahren Monat für Monat 100 Euro in einen typischen Fonds mit Aktien aus aller Welt investierte, kam bis Ende Juni 2022 auf ein Vermögen von mehr als 46.000 Euro. Mehr als die Hälfte dieser Summe ergab sich dabei allein aus Kursgewinnen und Dividenden. Etwas weniger als die Hälfte entfiel auf die kumulierten Einzahlungen von 24.000 Euro. Selbst die schlimmste Börseneinbrüche – minus 50 Prozent in der Finanzkrise 2008, minus 40 Prozent im Corona-Crash 2020 – wurden also durch die Sparplanstrategie neutralisiert.

Attraktive Angebote

ETF-Sparpläne bieten dabei maximale Flexibilität: Die Höhe der Sparsumme kann jederzeit verändert werden, nach oben oder unten. Auch der Einzahlungsrhythmus kann an individuelle Bedürfnisse des Sparers angepasst werden. Monatlich, alle zwei Monate, vierteljährlich – bei den meisten Sparplan-Anbietern ist alles möglich. Bei Bedarf kann der Einzahlungsrhythmus von heute auf morgen geändert werden.

Kein Problem ist in aller Regel auch eine vorübergehende Pause der Einzahlungen oder auch der sofortige Stopp des Sparplans. Und wer zwischenzeitlich Geld braucht, kann nicht nur die Einzahlungen pausieren, sondern auch beliebige Teile des schon angesparten Vermögens entnehmen.

Doch neben niedrigen Kosten bieten ETF-Sparpläne noch einen weiteren Vorteil: Anleger, die in einen oder mehrere ETFs investieren, erhalten damit automatisch ein breit diversifiziertes Portfolio – und streuen dadurch ihr Risiko. „Fondssparpläne sind für den langfristigen Vermögensaufbau besonders geeignet“, sagt denn auch Consorsbank-Experte Zimmermann. Mit ihnen lasse sich das Risiko gegenüber der Direktanlage in einzelnen Aktien merklich reduzieren.

Berechnungen des Börsenforschers Dimson bestätigen diese Aussage. „Für eine vernünftige Diversifikation braucht man mehr als 10 bis 20 Aktien im Portfolio“, sagt Dimson. Selbst bei 100 Aktien bleibe ein Tracking Error von 3,3. „Das heißt, es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Portfolio hinter dem Markt zurückbleibt“, warnt Dimson. Mit dem richtigen ETF lässt sich die geforderte breite Diversifikation leicht herstellen. So investiert etwa ein ETF, der dem MSCI-Europe folgt, in rund 400 Aktien. In Anleihen-ETFs finden sich sogar häufiger mehr als 1.000 Einzeltitel.

Für Investoren ist das ein enormer Pluspunkt: „Diversifikation ist das Einzige, was es an den Finanzmärkten umsonst gibt“, wusste schon der Wirtschafts-Nobelpreisträger Harry Markowitz. Der Finanzhistoriker Dimson ist da ganz bei ihm: „Diversifikation bleibt weiterhin ein ,Free Lunch‘, ein kostenloser Gewinn. Mit guter Diversifikation können Anleger das gleiche Ergebnis mit weniger Risiko erzielen oder eine höhere Rendite bei gleichem Risiko“, erläutert Dimson.

Umsichtige Anleger streuen deshalb mit einem Mix aus Aktien und Anleihen sowie gegebenenfalls auch Rohstoffen die Risiken und glätten so tendenziell die Wertentwicklung ihres Sparplans. Doch wie sieht die optimale Mischung aus? „Langfristig orientierten Investoren empfehle ich das, was ich auch dem norwegischen Staatsfonds geraten habe: eine Aktienquote von etwa 65 Prozent“, sagt Dimson. Festverzinslichen Wertpapiere gehörten ebenfalls weiterhin dazu, auch wenn diese viele Anleger in den letzten Monaten enttäuscht haben dürften.

Weltweit erfolgreich

Besonders gut für die Diversifikation ist nach den Erkenntnissen Dimsons eine internationale Aufstellung. Internationale Diversifikation sei „eine wertvolle Risiko-Bremse“, versichert der Forscher, insbesondere für alle, deren Heimatmarkt nicht die US-Börse sei. Für US-Anleger hätte sich eine globale Diversifikation in den letzten 50 Jahren nicht wirklich gelohnt, weil ihr Heimatmarkt so gut gelaufen sei. Anleger aus allen anderen Ländern hätten jedoch von breiter internationaler Diversifikation profitiert – mit der Betonung auf breiter.

Nach Dimsons Berechnungen, auf Basis der historischen Daten, reicht es für eine effektive Diversifikation nicht aus, neben einem Dax-ETF noch einen Fonds für französische und einen für britische Werte ins Portfolio aufzunehmen. Der Grund: Seit etwa 20 Jahren seien die Aktienmärkte der Industrieländer sehr stark miteinander korreliert, bewegten sich also meist in die gleiche Richtung. Für eine wirklich gute Diversifikation müssten deshalb Anlegerinnen und Anleger heute unbedingt auch in Aktien der Schwellenländer investieren. Diese seien sowohl untereinander relativ niedrig korreliert als auch zu den Börsen der Industriestaaten.

Bei einer niedrigen Sparrate reichen im Grunde schon zwei ETFs: ein weltweit anlegender Aktien-ETF, der den MSCI-All-Country-Weltindex abbildet, sowie ein Renten-ETF, der weltweit in Staats- und Unternehmensanleihen investiert. Der MSCI-AC-Weltindex umfasst 2.900 Aktien aus 23 Industrieländern und 24 Schwellenländern, wobei jedoch die Emerging Markets aufgrund ihrer niedrigeren Marktkapitalisierung nur auf weniger als zehn Prozent Anteil kommen. Zwei Drittel des Index stellen Aktien aus den Vereinigten Staaten. Noch breiter aufgestellt sind einige weltweit anlegende Renten-ETFs. Mehrere Anbieter haben preiswerte ETFs auf den Bloomberg-Global-Aggregate-Bond-Index im Programm. Die günstigsten dieser ETFs haben nur noch laufende Kosten von 0,1 Prozent. Der Index setzt sich aus mehr als 10 000 Anleihen zusammen.

Wer etwas mehr Geld zurücklegen will, kann sich mit fünf bis sieben Sparplänen noch breiter engagieren. So lässt sich nicht nur gezielt der Anteil von Schwellenländer-Aktien und -Anleihen erhöhen. Mit den passenden ETFs lassen sich dann auch die Chancen risikoreicherer Anlagen und Anlageklassen nutzen, beispielsweise von Hochzinsanleihen, von Nebenwerten oder Rohstoffen.

von Uli Kühn, Dezember 2022, © ETF Magazin

Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.

  • Sie können sich das Magazin als PDF herunterladen.

 

Regelmäßige und langfristige Investments in Aktien und Anleihen sind nach Ansicht des ETF Magazins ein bewährter Weg zum Wohlstand. Mit kostenlosen Sparplänen und dem richtigen ETF-Mix klappe das besonders gut.

März 2022. MÜNCHEN (ETF Magazin). Nur wenige haben sich so intensiv mit der Entwicklung der Weltbörsen beschäftigt wie diese drei Finanzhistoriker. Seit Jahrzehnten analysieren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton, welche Renditen an den Finanzmärkten erzielt werden. Ihre Erkenntnis aus mehr als 120 Jahren Finanzmarktgeschichte: „Wir haben bei der Analyse Aktien, Anleihen, Geldmarktpapiere, Immobilien und sogar Sammlerobjekte wie Kunst, Wein oder Oldtimer berücksichtigt. Das Ergebnis ist eindeutig: Langfristig gesehen waren Aktien in allen untersuchten Ländern die Anlageklasse mit der besten Entwicklung“, berichtet Professor Dimson.

Allerdings: Wer mit Aktien Vermögen aufbauen will, braucht gute Nerven. „Langfristig streben die meisten Weltbörsen zuverlässig nach oben, doch genauso normal sind Unterbrechungen des Aufwärtstrends“, erklärt Dimson. Vor allem bei Aktien folgen auf Jahre mit hohen Kursgewinnen regelmäßig vorübergehende, aber schmerzhafte Einbrüche. Und selbst bei den vermeintlich sicheren Anleihen können Kursverluste auftreten. Das wurde in diesem Jahr besonders deutlich.

Unglücklicherweise ist der Versuch, mit rechtzeitigen Verkäufen und anschließenden Rückkäufen Kurseinbrüche zu umgehen, wenig erfolgversprechend. Richtiges Timing ist oft Glückssache. Doch es gibt eine bewährte Strategie, um den Kursschwankungen ihre Schärfe zu nehmen: Diversifikation und regelmäßige Investments, etwa mit einem Wertpapiersparplan. Solche Sparpläne, bei denen regelmäßig, beispielsweise jeden Monat, eine feste Summe investiert wird, nehmen Anlegern die schwierige Frage des optimalen Einstiegszeitpunkts ab.

Preiswerte und transparente ETFs eignen sich besonders gut für einen Sparplan. ETFs empfehlen sich allein deshalb, weil diese Fonds selbst nur mit sehr geringen laufenden Kosten belastet sind. Auch die Ausführungskosten können bei ETF-Sparplänen sehr niedrig ausfallen oder sogar ganz wegfallen – wenn der richtige Sparplan-Anbieter gewählt wird. Zehn der besten und preiswertesten ETF-Sparplan-Anbieter zeigt die Tabelle auf der folgenden Seite. Die dort aufgeführten Unternehmen locken teilweise mit einem beeindruckenden Angebot.

Bewährtes Konzept

„Wertpapiersparpläne sind eine gute Möglichkeit der Selbstdisziplin“, sagt Andreas Zimmermann, Senior Expert bei der Consorsbank. Schließlich würden Sparpläne durch die eingestellte Regelmäßigkeit auch der eigenen Psyche ein Schnippchen schlagen: Zögern und zuwarten ist nicht. Verpasste Gelegenheiten nach einem Rücksetzer am Aktienmarkt gibt es deshalb auch nicht. Sparpläne laufen einfach weiter. Auch die regelmäßige und längerfristige Anlage mit einem festen Betrag führt tendenziell zu einer stetigeren Wertentwicklung. Der Sparplan investiert schließlich streng rational: Sind Aktien oder Anleihen nach Kursrückgängen günstiger, werden mehr gekauft. Sind sie teurer, wandern weniger ins Depot.

Wie lukrativ Sparpläne in den vergangenen Jahrzehnten waren, belegen Berechnungen des deutschen Fondsverbands BVI: Wer in den vergangenen 20 Jahren Monat für Monat 100 Euro in einen typischen Fonds mit Aktien aus aller Welt investierte, kam bis Ende Juni 2022 auf ein Vermögen von mehr als 46.000 Euro. Mehr als die Hälfte dieser Summe ergab sich dabei allein aus Kursgewinnen und Dividenden. Etwas weniger als die Hälfte entfiel auf die kumulierten Einzahlungen von 24.000 Euro. Selbst die schlimmste Börseneinbrüche – minus 50 Prozent in der Finanzkrise 2008, minus 40 Prozent im Corona-Crash 2020 – wurden also durch die Sparplanstrategie neutralisiert.

Attraktive Angebote

ETF-Sparpläne bieten dabei maximale Flexibilität: Die Höhe der Sparsumme kann jederzeit verändert werden, nach oben oder unten. Auch der Einzahlungsrhythmus kann an individuelle Bedürfnisse des Sparers angepasst werden. Monatlich, alle zwei Monate, vierteljährlich – bei den meisten Sparplan-Anbietern ist alles möglich. Bei Bedarf kann der Einzahlungsrhythmus von heute auf morgen geändert werden.

Kein Problem ist in aller Regel auch eine vorübergehende Pause der Einzahlungen oder auch der sofortige Stopp des Sparplans. Und wer zwischenzeitlich Geld braucht, kann nicht nur die Einzahlungen pausieren, sondern auch beliebige Teile des schon angesparten Vermögens entnehmen.

Doch neben niedrigen Kosten bieten ETF-Sparpläne noch einen weiteren Vorteil: Anleger, die in einen oder mehrere ETFs investieren, erhalten damit automatisch ein breit diversifiziertes Portfolio – und streuen dadurch ihr Risiko. „Fondssparpläne sind für den langfristigen Vermögensaufbau besonders geeignet“, sagt denn auch Consorsbank-Experte Zimmermann. Mit ihnen lasse sich das Risiko gegenüber der Direktanlage in einzelnen Aktien merklich reduzieren.

Berechnungen des Börsenforschers Dimson bestätigen diese Aussage. „Für eine vernünftige Diversifikation braucht man mehr als 10 bis 20 Aktien im Portfolio“, sagt Dimson. Selbst bei 100 Aktien bleibe ein Tracking Error von 3,3. „Das heißt, es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Portfolio hinter dem Markt zurückbleibt“, warnt Dimson. Mit dem richtigen ETF lässt sich die geforderte breite Diversifikation leicht herstellen. So investiert etwa ein ETF, der dem MSCI-Europe folgt, in rund 400 Aktien. In Anleihen-ETFs finden sich sogar häufiger mehr als 1.000 Einzeltitel.

Für Investoren ist das ein enormer Pluspunkt: „Diversifikation ist das Einzige, was es an den Finanzmärkten umsonst gibt“, wusste schon der Wirtschafts-Nobelpreisträger Harry Markowitz. Der Finanzhistoriker Dimson ist da ganz bei ihm: „Diversifikation bleibt weiterhin ein ,Free Lunch‘, ein kostenloser Gewinn. Mit guter Diversifikation können Anleger das gleiche Ergebnis mit weniger Risiko erzielen oder eine höhere Rendite bei gleichem Risiko“, erläutert Dimson.

Umsichtige Anleger streuen deshalb mit einem Mix aus Aktien und Anleihen sowie gegebenenfalls auch Rohstoffen die Risiken und glätten so tendenziell die Wertentwicklung ihres Sparplans. Doch wie sieht die optimale Mischung aus? „Langfristig orientierten Investoren empfehle ich das, was ich auch dem norwegischen Staatsfonds geraten habe: eine Aktienquote von etwa 65 Prozent“, sagt Dimson. Festverzinslichen Wertpapiere gehörten ebenfalls weiterhin dazu, auch wenn diese viele Anleger in den letzten Monaten enttäuscht haben dürften.

Weltweit erfolgreich

Besonders gut für die Diversifikation ist nach den Erkenntnissen Dimsons eine internationale Aufstellung. Internationale Diversifikation sei „eine wertvolle Risiko-Bremse“, versichert der Forscher, insbesondere für alle, deren Heimatmarkt nicht die US-Börse sei. Für US-Anleger hätte sich eine globale Diversifikation in den letzten 50 Jahren nicht wirklich gelohnt, weil ihr Heimatmarkt so gut gelaufen sei. Anleger aus allen anderen Ländern hätten jedoch von breiter internationaler Diversifikation profitiert – mit der Betonung auf breiter.

Nach Dimsons Berechnungen, auf Basis der historischen Daten, reicht es für eine effektive Diversifikation nicht aus, neben einem Dax-ETF noch einen Fonds für französische und einen für britische Werte ins Portfolio aufzunehmen. Der Grund: Seit etwa 20 Jahren seien die Aktienmärkte der Industrieländer sehr stark miteinander korreliert, bewegten sich also meist in die gleiche Richtung. Für eine wirklich gute Diversifikation müssten deshalb Anlegerinnen und Anleger heute unbedingt auch in Aktien der Schwellenländer investieren. Diese seien sowohl untereinander relativ niedrig korreliert als auch zu den Börsen der Industriestaaten.

Bei einer niedrigen Sparrate reichen im Grunde schon zwei ETFs: ein weltweit anlegender Aktien-ETF, der den MSCI-All-Country-Weltindex abbildet, sowie ein Renten-ETF, der weltweit in Staats- und Unternehmensanleihen investiert. Der MSCI-AC-Weltindex umfasst 2.900 Aktien aus 23 Industrieländern und 24 Schwellenländern, wobei jedoch die Emerging Markets aufgrund ihrer niedrigeren Marktkapitalisierung nur auf weniger als zehn Prozent Anteil kommen. Zwei Drittel des Index stellen Aktien aus den Vereinigten Staaten. Noch breiter aufgestellt sind einige weltweit anlegende Renten-ETFs. Mehrere Anbieter haben preiswerte ETFs auf den Bloomberg-Global-Aggregate-Bond-Index im Programm. Die günstigsten dieser ETFs haben nur noch laufende Kosten von 0,1 Prozent. Der Index setzt sich aus mehr als 10 000 Anleihen zusammen.

Wer etwas mehr Geld zurücklegen will, kann sich mit fünf bis sieben Sparplänen noch breiter engagieren. So lässt sich nicht nur gezielt der Anteil von Schwellenländer-Aktien und -Anleihen erhöhen. Mit den passenden ETFs lassen sich dann auch die Chancen risikoreicherer Anlagen und Anlageklassen nutzen, beispielsweise von Hochzinsanleihen, von Nebenwerten oder Rohstoffen.

von Uli Kühn, Dezember 2022, © ETF Magazin

Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.