Paris (www.zertifikatecheck.de) – Die Analysten der BNP Paribas stellen in ihrer aktuellen Ausgabe von „Märkte & Zertifikate“ ein Mini Long-Zertifikat (ISIN DE000PF7SFB9 / WKN PF7SFB ) und ein Mini Short-Zertifikat (ISIN DE000PF6RNQ5 / WKN PF6RNQ ) auf Rohöl der Nordseesorte Brent (ISIN XC0009677409 / WKN nicht bekannt) vor.

Im April 2020 hätten sich die OPEC und ihre Verbündeten – zusammen OPEC+ genannt – auf eine massive Kürzung ihrer Ölproduktion um täglich 9,7 Millionen Barrel geeinigt. Jetzt, gut ein Jahr danach, könne man ohne Wenn und Aber sagen, dass die künstliche Verknappung und vor allem die konsequente und unter dem Strich auch disziplinierte Umsetzung der Strategie ausschlaggebend für den darauf folgenden kräftigen Ölpreisanstieg gewesen seien. So sei etwa der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent in den vergangenen zwölf Monaten von Kursen unter 20 US-Dollar zwischenzeitlich auf über 70 Dollar geklettert. Die kräftige Produktionskürzung sei zunächst für Mai und Juni 2020 geplant gewesen, doch sei sie auch im Juli noch beibehalten worden. Erst ab August sei die Drosselung auf 7,7 Millionen Barrel pro Tag reduziert worden.

Anfang des Jahres sei sich die OPEC+ dann nicht einig gewesen. Während einige Mitgliedstaaten, darunter Russland, wieder eine schrittweise Erhöhung der Produktion befürwortet hätten, hätten andere Förderländer, darunter Saudi-Arabien, mindestens eine Beibehaltung der Drosselung angestrebt. Völlig überraschend habe man sich dann auf eine zusätzliche Förderkürzung ab Februar um 1,425 Millionen Barrel pro Tag geeinigt, von denen Saudi-Arabien freiwillig eine Million Barrel pro Tag übernommen habe. Ziel der weiteren Kürzungen sei die weitere Stabilisierung der Ölpreise sowie das schrittweise Zurückfahren der während der ersten Corona-Welle so stark gestiegenen weltweiten Öl-Lagerbestände gewesen.

Obwohl das OPEC-Mitglied Libyen vom Abkommen ausgenommen worden sei und seine Produktion inzwischen um mehr als eine Million Barrel erhöht habe, hätten die Maßnahmen der OPEC+ dennoch ausgereicht, um den Ölmarkt zu stabilisieren und den durch die Pandemie verursachten Nachfragerückgang zu kompensieren. Geholfen habe aber auch der kräftige Produktionsrückgang in den USA, der allerdings nicht freiwillig geschehen sei. Die zwischenzeitlich stark eingebrochenen Ölpreise hätten dafür gesorgt, dass die US-Frackingindustrie ihre Bohraktivitäten erheblich habe drosseln müssen, da viele Bohrfelder nicht mehr kostendeckend hätten arbeiten können. So sei die US-Ölproduktion von ihrem Rekordniveau unmittelbar vor Beginn der Coronakrise von 13,1 Millionen Barrel pro Tag zwischenzeitlich auf 9,7 Millionen Barrel pro Tag eingebrochen.

Das verknappte Angebot habe in den vergangenen Monaten auf eine sich bessernde Nachfrage getroffen. Verantwortlich dafür seien auch die billionenschweren Finanzspritzen von Notenbanken und Regierungen gewesen, die dafür gesorgt hätten, dass sich die globale Konjunktur rasch erholt habe. Die OPEC+ habe daher Anfang April beschlossen, ihre Produktion ab Mai wieder zu erhöhen. Bis Juli möchten die Mitgliedstaaten ihre Produktion schrittweise um insgesamt 1,15 Millionen Barrel pro Tag erhöhen. Im gleichen Zeitraum werde auch Saudi-Arabien seine freiwillige Kürzung von einer Million Barrel schrittweise zurücknehmen. Das Angebot werde sich somit schrittweise erhöhen – ab Juli dann um insgesamt 2,15 Millionen Barrel täglich.

Analysten seien sich aktuell noch uneins, ob der Ölmarkt dann erneut überversorgt sein könnte oder ob die rasch voranschreitenden Impfungen und die damit in vielen Ländern verbundene Aufhebung der Lockdown-Beschränkungen gleichermaßen auch die Nachfrage erhöhen würden. Schließlich sei in einigen Ländern eine Rückkehr zur „Normalität“ wieder absehbar und das Ölangebot im Vergleich zum Vorkrisenniveau noch immer deutlich reduziert.

Doch es gebe auch einige Dinge zu beachten. Ein Großteil des Rohöls werde raffiniert – zu Benzin, Kerosin oder Diesel (Heizöl), um nur einige zu nennen. Und die Nachfrage nach den sogenannten Ölprodukten liege noch immer weit unterhalb des Vorkrisenniveaus. Und einige Experten seien sich nicht sicher, ob eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau in den kommenden Jahren überhaupt möglich sei.

Da seien zum Beispiel die Kreuzfahrtgesellschaften, die ihre Schiffsflotten während ihrer größten Krise erheblich hätten verkleinern müssen, um die Kosten zu senken. Die Schiffe seien aber nicht immer verkauft worden und seien jetzt im Besitz anderer Gesellschaften, sondern seien zum Teil für immer aus dem Verkehr gezogen und verschrottet worden. Eine Rückkehr zur Normalität werde hier definitiv Jahre dauern.

Auch die Reise- und Geschäftsflugbranche habe durch die COVID-19-Pandemie erheblichen Schaden erlitten. Viele Fluggesellschaften hätten Insolvenz anmelden oder einen großen Teil ihrer Flugkapazitäten abbauen müssen. Die Branche selbst erwarte keine schnelle Rückkehr zur Normalität. Höhere Ticketpreise könnten dafür sorgen, dass künftig deutlich weniger Menschen in den Urlaub fliegen würden. Zudem hätten viele Unternehmen während der Krise praktisch erfahren, dass ein Online-Meeting so manchen Geschäftsflug ersetzen könne. So erwarte Branchenexperte Linus Bauer, dass die Geschäftsreisen dauerhaft um 5 bis 8 Prozent zurückgehen würden.

Und dann sei da noch der Kraftstoffverbrauch von Fahrzeugen. Obwohl die Beschränkungen in den USA größtenteils aufgehoben worden seien, hätten dort beispielsweise die Benzinverkäufe im ersten Quartal noch rund 16 Prozent unterhalb des Vergleichszeitraums des Vorjahres gelegen. Die anhaltenden Auswirkungen der Arbeitslosigkeit, dramatische Kürzungen bei Veranstaltungen in Städten, Vorstädten und auf dem Land sowie hybride Modelle für den Pendlerverkehr, die es mehr Menschen ermöglichen würden, von zu Hause aus zu arbeiten, könnten die Benzinnachfrage dauerhaft belasten. Hinzu komme noch der forcierte Wechsel zur E-Mobilität.

Die Ölpreise dürften mittelfristig wenig Aufwärtspotenzial haben. Die erwartete globale Konjunkturerholung werde zwar für eine erhöhte Nachfrage nach Öl und Ölprodukten sorgen, doch dürfte die OPEC+ dann auch schrittweise ihre Produktion weiter erhöhen. (Ausgabe Mai 2021) (06.05.2021/zc/a/a)

Offenlegung von möglichen Interessenskonflikten:

Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyseeinsehen.