München (www.optionsscheinecheck.de) – Für Vontobel ist der deutsche Strompreis eine Investmentidee und die Bank Vontobel Europe AG liefert Vorschläge, wie Anleger mit Optionsscheinen von dieser Einschätzung profitieren können.
Strom sei ohne Zweifel eines der wichtigsten Güter in der modernen Welt. Spätestens bei der jährlichen Stromabrechnung werde den meisten bewusst, dass dieses Gut auch seinen Preis habe, der deutlichen Schwankungen unterliegen könne. Dies sei zuletzt im Jahr 2022 deutlich geworden, als sich im Zuge des Krieges in der Ukraine der Strompreis mehr als verdreifacht habe. Anlegern sei es bisher jedoch praktisch nicht möglich gewesen, an den Preisbewegungen am Strommarkt zu partizipieren. Um dies zu ermöglichen, biete Vontobel nun als erster Emittent auf dem Markt Hebelprodukte in Form von Mini Futures auf den deutschen Strompreis an.
Wie auch der Handel mit Aktien finde der Handel mit Strom sowohl an einer Börse als auch außerbörslich (engl. OTC) statt. Über beide Wege könnten zwischen Produzenten und Abnehmern Verträge über die Lieferung von Strom geschlossen werden. Dabei würden laut E.ON 75 Prozent des Handels mit Strom außerbörslich abgewickelt. Dennoch würden sich die durchschnittlichen Preise im OTC-Handel an den offiziellen Börsenpreisen orientieren. Der größte Handelsplatz für Strom in Europa sei die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig.
Die Hauptakteure an der EEX seien in erster Linie Energieproduzenten, Industrieunternehmen mit hohem Strombedarf und Finanzinstitute. Einerseits werde dort durch eine Tochtergesellschaft der EEX ein Kassa-Handel (engl. Spot-Trading) betrieben. Dadurch könnten Stromhändler ihre kurzfristigen Überschüsse oder Fehlmengen ausgleichen. Daneben könnten die Marktteilnehmer über die EEX standardisierte Terminkontrakte (engl. Futures) auf den Strompreis handeln. Somit könnten Händler Strom kaufen und verkaufen, wobei der Liefertermin in der Zukunft liege.
Die Palette an Strom-Futures, welche an der EEX gehandelt werden könnten, decke eine Vielzahl europäischer Länder und Fälligkeiten ab. Außerdem würden die Futures in Baseload- und Peakload-Produkte unterschieden. Erstere würden zur Abdeckung der Grundlast (Baseload) dienen, während mit zweiteren die Spitzenlast (Peakload) zwischen 8 und 20 Uhr bedient werden könne. Für die neuen Mini Futures von Vontobel werde der deutsche Future mit quartalsweisen Verfällen und dem Baseload-Profil herangezogen, welcher „EEX German Power Base Quarter Future“ genannt werde. Dieser Future habe Ende August 2022 ein Allzeithoch von 993 Euro pro Megawattstunde erreicht. Nach einer deutlichen Korrektur befinde sich der Kurs aktuell bei ca. 140 Euro pro Megawattstunde.
Um zu verstehen, welche Anlagemöglichkeiten sich mit den neuen Mini Futures auf den EEX German Power Base Quarter Future umsetzen lassen würden, sei es wichtig, sich bewusst zu machen, was ein Mini Future überhaupt sei. Mini Futures würden unter die Kategorie der Hebelprodukte fallen und hätten keine feste Laufzeit. Sie würden daher Anlegern die Möglichkeit bieten, überproportional (mit Hebel) an den Kursbewegungen eines Basiswerts zu partizipieren. Mit Long Mini Futures könne ein Anleger auf steigende Kurse setzen, mit Short Mini Futures auf fallende.
Um die Hebelwirkung zu erzielen, finanziere der Emittent bei diesem Produkt den Basiswert bis zu einem gewissen Niveau, dem sog. Basispreis. Dadurch müsse der Anleger einen vergleichsweise geringeren Geldbetrag aufwenden, um an den vollen Kursbewegungen das Basiswerts zu partizipieren. Dies lasse sich am besten durch ein kleines Beispiel eines Long Mini Futures veranschaulichen. Angenommen ein Basiswert notiere bei EUR 100 und der Mini Future habe einen Basispreis von EUR 80. Der Emittent finanziere also den Basiswert bis zur Marke von EUR 80, die restlichen EUR 20 bezahle der Käufer des Mini Future. Steige nun der Basiswert um EUR 1 also um 1,00 Prozent, gewinne der Long Mini Future ebenfalls um EUR 1. Auf die eingesetzten EUR 20 entspreche dies jedoch einem Gewinn von 5,00 Prozent. Der Anleger partizipiere also mit einem Hebel von 5 in diesem Beispiel.
Zu beachten sei jedoch, dass der Hebel in beide Richtungen wirke, also auch zu überproportionalen Verlusten führen könne. Grundsätzlich gelte, je näher der Kurs des Basiswerts am Basispreis stehe, desto höher der Hebel. Da dem Emittenten durch die Finanzierung Kosten entstünden, werde der Basispreis eines Mini Futures täglich um einen Referenzzinssatz zzgl. Finanzierungsspread angepasst. Bei Long-Produkten werde somit der Basispreis kontinuierlich angehoben, bei Short-Produkten abgesenkt. Dadurch könne sich bei gleichbleibendem Kurs des Basiswerts der Wert eines Mini Futures reduzieren.
Neben dem Basispreis sei eine weitere Kursschwelle von Bedeutung, die Stop-Loss-Barriere, welche dem Basispreis vorgelagert sei. Erreiche der Basiswert diese Barriere, so verfalle ein Mini-Future automatisch, wobei abhängig von der Wertentwicklung des Basiswerts ein möglicher Rückzahlungsbetrag an Anleger ausbezahlt werden könne. Wirtschaftlich bedeute dieses sog. Stop-Loss-Ereignis für Anleger in aller Regel einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Eine Nachschusspflicht bestehe für Anleger jedoch nicht. Um den Abstand zwischen Stop-Loss-Barriere und Basispreis nicht kontinuierlich zu verringern, werde die Stop-Loss-Barriere monatlich angepasst.
Im Allgemeinen weise die Preisbildung von Mini Futures eine hohe Transparenz auf, da sich diese direkt vom Kurs des Basiswerts ableiten lasse. Der innere Wert eines Mini Futures lasse sich durch die Differenz zwischen dem Kurs des Basiswerts und dem Basispreis bilden. Um den Wert des Mini Futures zu bestimmen, müsse der innere Wert schließlich noch mit dem Bezugsverhältnis multipliziert werden. Daraus werde ersichtlich, dass im Gegensatz zu klassischen Optionsscheinen in erster Linie der Kurs des Basiswerts den Preis des Produkts beeinflusse. Faktoren wie z.B. die Volatilität würden kaum ins Gewicht fallen und allenfalls die Risikosteuerungsmarge beeinflussen, welche im Produkt enthalten sein könne. Somit seien Mini Futures auf den EEX German Power Base Quarter Future eine vergleichsweise einfache und transparente Möglichkeit um an den Preisschwankungen auf dem deutschen Strommarkt zu partizipieren.
Außerdem könnten Anleger je nach Risikobereitschaft auf Produkte mit niedrigem oder höherem Hebel zurückgreifen. Zu beachten sei, dass es sich bei Mini Futures um Schuldverschreibungen handele, wodurch Anleger zusätzlich zu den vorgenannten Risiken u.a. auch das Emittentenrisiko tragen würden.
Ein Einsatzbereich von Mini Futures sei die Absicherung bestehender Wertpapierpositionen. Anleger könnten sich vor einem möglichen Kursverfall schützen bzw. Verluste in bestehenden Wertpapierpositionen durch einen Mini-Future mit entgegengesetzter Marktrichtung ausgleichen. Im Fall der Mini Future auf den EEX German Power Base Quarter Future könne dieser Gedanke weiter gedacht werden. Denn grundsätzlich bestehe damit die Möglichkeit sich gegen einen steigenden Strompreis abzusichern. Um eine derartige Absicherungsstrategie umzusetzen, könne man einen Long Mini Future mit einem Hebel nahe Eins heranziehen. Dieser gewinne bei einem steigenden Strompreis an Wert und könne somit die dadurch verursachten Mehrkosten für einen Haushalt ggf. kompensieren.
Bei einer derartigen Strategie müssten jedoch einige Risiken beachtet werden. Unter anderem sei es sinnvoll zu evaluieren, inwiefern die eigene Stromrechnung mit dem EEX German Power Base Quarter Future korreliere. Aufgrund der Vielzahl von Anbietern sei hier eine pauschale Aussage nur schwer zu treffen. Daneben gelte es, die Stückzahl der benötigten Mini Futures an dem individuellen Stromverbrauch auszurichten. Zusätzlich sollte man sich der kontinuierlichen Anhebung des Basispreises bei einem Long Mini Future bewusst sein, welche den Wert des Produkts reduzieren könne.
Eine Investmentidee sei zum Beispiel ein Long Mini Future (ISIN DE000VM3UQD0 / WKN VM3UQD ) auf den Phelix DE Base Quarter Future (ISIN DE000A2DB1G2 / WKN A2DB1G ). Der Optionsschein sei mit einem Basispreis in Höhe von EUR 77,378 emittiert worden. Die Stop-Loss-Barriere belaufe sich auf EUR 79,64. Der Abstand zu Stop-Loss liege bei 39,41%. Der Hebel betrage 2,35. (Stand: 17.10.2023, 14:54:47)
Interessant sei zudem ein Long Mini Future (ISIN DE000VM3UP42 / WKN VM3UP4 ) auf den Phelix DE Base Quarter Future. Der Optionsschein sei mit einem Basispreis in Höhe von EUR 112,354 emittiert worden. Die Stop-Loss-Barriere belaufe sich auf EUR 115,64. Der Abstand zu Stop-Loss liege bei 11,94%. Der Hebel betrage 6,23. (Stand: 17.10.2023, 14:55:56)
Eine Investmentidee sei zudem ein Short Mini Future (ISIN DE000VM3UNY3 / WKN VM3UNY ) auf den Phelix DE Base Quarter Future. Der Optionsschein sei mit einem Basispreis in Höhe von EUR 163,437 emittiert worden. Die Stop-Loss-Barriere belaufe sich auf EUR 158,65. Der Abstand zu Stop-Loss liege bei 20,71%. Der Hebel betrage 3,87. (Stand: 17.10.2023, 14:56:38)
Eine Investmentidee könnte auch ein Short Mini Future (ISIN DE000VM3UP67 / WKN VM3UP6 ) auf den Phelix DE Base Quarter Future sein. Der Optionsschein sei mit einem Basispreis in Höhe von EUR 204,636 emittiert worden. Die Stop-Loss-Barriere belaufe sich auf EUR 198,65. Der Abstand zu Stop-Loss liege bei 51,27%. Der Hebel betrage 1,75. (Stand: 17.10.2023, 14:57:42)
Erhöhtes Verlustrisiko: Wegen der Hebelwirkung bestehe bei Hebelprodukten, wie z.B. bei den hierin genannten Mini Futures ein erhöhtes Verlustrisiko (Totalverlustrisiko).
Marktrisiko / Preisänderungsrisiko: Der Wert des Zertifikats könne während der Laufzeit durch die marktpreisbestimmenden Faktoren auch deutlich unter den Erwerbspreis fallen, wenn der Wert des Basiswerts falle.
Emittenten- / Bonitätsrisiko: Anleger seien dem Risiko ausgesetzt, dass Emittent und Garant ihre Verpflichtungen aus dem Produkt und der Garantie – beispielsweise im Falle einer Insolvenz (Zahlungsunfähigkeit / Überschuldung) oder einer behördlichen Anordnung von Abwicklungsmaßnahmen – nicht erfüllen könnten. Eine solche Anordnung durch eine Abwicklungsbehörde könne im Falle einer Krise des Garanten auch im Vorfeld eines Insolvenzverfahrens ergehen. Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals sei möglich. Das Produkt unterliege als Schuldverschreibung keiner Einlagensicherung. (17.10.2023/oc/a/r)
Offenlegung von möglichen Interessenskonflikten:
Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyseeinsehen.