Zürich (www.fondscheck.de) – Die Jahresbilanz zeigt es deutlich: Nachrangige Anleihen von Unternehmen hatten 2024 erneut einen guten Lauf, so Hagen Fuchs, Manager des Swisscanto (LU) Bond Fund Responsible Corporate Hybrid (ISIN LU2511502226 / WKN A3DTDT ) bei Swisscanto.

In den vergangenen zwölf Monaten habe das Anlagesegment der sogenannten Corporate Hybrids eine starke Performance von knapp 14% verzeichnet, gemessen am Index ICE BofA Global Hybrid Non-Financial Corporate (TR), constrained 3% per Issuer, hedged in EUR. Das sei beinahe das Doppelte im Vergleich zu Unternehmensanleihen im selben Zeitraum gewesen. Diese hätten abgesichert in Euro rund 7,24% zugelegt, gemessen am ICE BofA Euro Corporate Index. Hauptursachen seien die höhere laufende Rendite im Vergleich zu Standard-Anleihen, der stärkere Rückgang der Risikoaufschläge (Credit Spreads) im Bereich der nachrangigen Papiere sowie die tiefere Zins-Sensitivität des Hybrid-Segments gewesen.

Darüber hinaus habe der Markt für nachrangige Unternehmensanleihen gleich mehrere interessante Entwicklungen erlebt, die das Segment wohl auf Jahre hinaus prägen würden. Zu nennen seien hier zum einen die Folgen des Booms der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Energiewende für die Versorgerbranche. Andererseits hätten sich die bisher nachteiligen Rahmenbedingungen für die Emission von Hybrids in den USA markant verbessert. Diese beiden Entwicklungen verdienten eine nähere Betrachtung.

Der rasante Fortschritt von KI habe nicht nur die Technologiebranche revolutioniert, sondern zeige auch tiefgreifende Wirkung auf andere Sektoren, insbesondere auf die Energieversorgung. Denn die steigende Nachfrage nach Rechenleistung für KI-Anwendungen habe zu einem enormen Anstieg des Energiebedarfs geführt, insbesondere aufgrund des Wachstums von Rechenzentren. Diese bildeten das Rückgrat der KI-Infrastruktur und benötigten immense Mengen an Strom, um die riesigen Datenmengen zu verarbeiten und zu speichern.

Damit stünden US-Energieversorger wie zum Beispiel Dominion Energy und CenterPoint Energy vor der Herausforderung, diesen steigenden Energiebedarf zu decken. Die erforderlichen Investitionen könnten gemäß Edison Electric Institute bis 2026 über USD 400 Milliarden betragen. Und das sei nicht alles. Zusätzlich zum riesigen Bedarf der KI-Anwendungen erfordere auch die Energiewende mit dem Übergang zu erneuerbaren Energiequellen wie Sonnen- und Windenergie umfangreiche Investitionen der Versorger in neue Kapazitäten und in die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur.

Diese Entwicklungen zeigten, wie dringend die Versorger Kapital benötigten. Eine Möglichkeit der Kapitalbeschaffung wäre die Ausgabe zusätzlicher Aktien, was aufgrund der damit verbundenen hohen Kosten jedoch unrealistisch erscheine. Alternativ könnten die Unternehmen die Investitionen durch die Emission neuer Anleihen finanzieren. Allerdings würde dies den Verschuldungsgrad stark erhöhen – mit negativen Folgen für die Kreditwürdigkeit.

Da Corporate Hybrids sowohl Merkmale von Schuldtiteln als auch von Eigenkapital aufwiesen, böten sie sich als interessanter Mittelweg für Unternehmen an, die nach einer flexiblen Finanzierungsoption suchten. Nicht von ungefähr zählten Corporate Hybrids in Europa mittlerweile zum Standard-Baukasten der Unternehmensfinanzierung. Sie seien aufgrund deutlich höherer Renditen im Vergleich zu herkömmlichen Unternehmensanleihen als Anlageklasse bei Investoren geschätzt. Ebenfalls lockten oftmals hohe Bonitäten. In den USA hingegen sei dieses Format aufgrund nachteiliger Rahmenbedingungen bisher wenig verbreitet gewesen.

Auch das habe sich seit Anfang 2024 maßgeblich geändert. Eine entscheidende Rolle spiele dabei die Anpassung der Rating-Methodik durch eine der führenden amerikanischen Bonitätswächterinnen, Moody’s, im vergangenen Februar. Diese lasse seither die Finanzierung über Corporate Hybrids als deutlich attraktiver erscheinen. Die Kombination aus hohem Investitionsbedarf sowie der Anpassung der Rating-Methodik habe bereits Wirkung gezeigt. Gemäß dem Finanzdatendienst Bloomberg hätten US-Versorger im Jahr 2024 rund USD 18 Milliarden durch die Emission von nachrangigen Wertpapieren aufgebracht. Das sei das Neunfache des Vorjahres gewesen.

Welches Potenzial der Regime-Wechsel auch in Zukunft bieten könnte, zeige der Blick auf den Alten Kontinent. Europäische Corporate Hybrids seien in ihrer Struktur größtenteils einheitlich, was sowohl Investoren als auch Emittenten klare Vorteile böte. Dies habe in den vergangenen 15 Jahren zum rasanten Wachstum der Anlageklasse beigetragen. Die Anpassung der Rating-Methodik durch Moody’s dürfte nach Erachten der Experten dazu führen, dass sich auch in den USA ein standardisierter Markt entwickle, der dem europäischen Modell stark ähnle und damit investorenfreundlicher werde.

Bisher sei der Markt für Corporate Hybrids stark von europäischen Emittenten dominiert gewesen. Mit der zunehmenden Beteiligung von US-Unternehmen werde sich das Segment geografisch ausweiten. Man gehe davon aus, dass neben weiteren Versorgern künftig auch US-Unternehmen aus anderen Branchen das Instrument nutzen würden, um ihre Investitionsprogramme effizient umzusetzen. Daher dürfte sich der Anteil von in USD-denominierten Anleihen im Corporate-Hybrid-Universum deutlich erhöhen – aus Anlegersicht ein weiteres Plus für die Diversifikation. Auch dürfte der Eintritt von US-Emittenten weltweit zusätzliche Investorennachfrage erschließen. Da bereits heute die Nachfrage nach Hybridanleihen das Angebot deutlich übersteige, erwarte man auch für 2025 ein gutes Umfeld für dieses Anlagesegment. (17.12.2024/fc/a/f)