Frankfurt (www.fondscheck.de) – Kursverluste statt der erhofften Jahresendrally belasten die Stimmung am ETF-Markt vor Weihnachten, so die Deutsche Börse AG.
Hätten zunächst in der Vorwoche positive US-Inflationsdaten die Hoffnung auf ein Ende der Zinserhöhungen durch die Notenbanken geschürt, hätten die Währungshüter von FED und EZB diese Erwartung schließlich abrupt gedämpft. Der DAX sei von gut 14.600 Punkten zur Wochenmitte auf zuletzt 13.900 Zähler gefallen.
Die Umsätze würden sich recht unterschiedlich entwickeln. „Im Jahresvergleich waren unsere Wochenumsätze unterdurchschnittlich“, berichte Fabian Wörndl von Lang & Schwarz. Gehandelt worden seien in einer der schwächsten Börsenwochen des Jahres vornehmlich Aktienindextracker und Rohstoff-ETCs. „Einige Kund*innen kaufen sehr häufig bei Rücksetzern, doch das Gros hält sich inzwischen zurück.“
Holger Heinrich von der Baader Bank berichte hingegen, dass die Umsätze in den großen Aktien-ETFs wieder angezogen hätten. Auch bei Baader hätten sich Käufe und Verkäufe die Waage gehalten.
Bei den amerikanischen Aktienprodukten seien erneut die ESG-Varianten im Umsatzspitzenfeld. Darunter der JPM Global Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF – EUR Hedged (acc) (ISIN IE0000UW95D6 / WKN A3C4Y4 ). Mit gut 25 Millionen Euro Volumen sei er einer der kleinen ETFs am Markt.
Auf den Kauflisten weit oben stehe der iShares S&P 500 ESG UCITS ETF (Acc) EUR-Hedged (ISIN IE000CR7DJI8 / WKN A3DMKV ), der erst seit August dieses Jahres am Markt sei und mit 60 Millionen Euro Volumen ebenfalls noch zu den kleinen Produkten am ETF-Markt zähle. Aus dem Hause Vanguard werde der ESG North America All Cap (ISIN IE000L2ZNB07 / WKN A3DJRF ) bevorzugt, ebenfalls ein ETF, der erst kürzlich aufgelegt worden sei.
Neben dem Zuspruch für globale Aktien stelle Lang & Schwarz vermehrtes Interesse an einzelnen Sektoren fest: So werde der L&G Hydrogen Economy (ISIN IE00BMYDM794 / WKN A2QMAL ) vornehmlich gekauft.
Nach den Covid-Lockerungen in China würden Rohstoffe stärker in den Fokus rücken: „Wir sehen hier verstärkt Käufe bei Kupferminen“, erkläre Wörndl. Offensichtlich werde hier auf steigende Preise spekuliert, wenn China wieder mehr Rohstoffe nachfrage. Gern gekauft werde laut Lang & Schwarz der Global X Copper Miners (ISIN IE0003Z9E2Y3 / WKN A3C7FZ )
Eher sinkende Gaspreise würden ebenfalls für ETC-Engagements genutzt: Während Long-Produkte wie der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged Kurs (ISIN IE00BLRPRG98 / WKN A3GL7C ) eher verkauft würden, vermerke Wörndl vor allem Käufe des Short-Pendants (ISIN IE00B76BRD76 / WKN A1VBKC ).
Am Kryptomarkt bleibe es bei niedrigen Umsätzen ruhig. „Das Volumen ist nicht vergleichbar mit dem Jahresbeginn“, fasse Wörndl zusammen. Zumindest in den großen Kryptowährungen sei aber etwas Bewegung. Der Bitcoin als größte Kryptowährung weltweit habe seit Jahresbeginn rund zwei Drittel ihres Wertes verloren, ebenso Ethereum als Nummer Zwei des Marktes.
Auch am Anleihenmarkt werde es ruhiger, wenngleich die Sorge über eine zu restriktive Haltung von FED und EZB die Märkte weiter belaste. „Interessanterweise blieb die Entwicklung von US-Dollar-Anleihen in den letzten Tagen deutlich hinter derjenigen von EUR-Papieren zurück, auch wenn sie gestern aufholten“, beschreibe Michael Ott von der Commerzbank das Geschehen. Das bedeute, dass offensichtlich der Nachholbedarf von EUR-Papieren hinsichtlich des Zinsniveaus zum Tragen komme, während der Markt nicht so recht den restriktiven Worten der US-Notenbank glauben möge und weiter auf das Überschreiten des Zinsgipfels setze. „In der Regel sind Notenbanken auch langsamer als der Markt, sodass letztendlich der Markt Recht bekommen sollte“, resümiere Ott. (Ausgabe vom 20.12.2022) (21.12.2022/fc/a/e)